Mülheim. Seit sechs Jahren gibt es wieder einen Bayern-Fanclub in Mülheim: Die „Mölmschen Bazis“. Doch warum wird man im Ruhrgebiet Bayern-Fan?
Trotz der 1:2-Niederlage ihrer Lieblingsmannschaft am Samstag gegen den FSV Mainz 05 war die Stimmung bei den „Mölmschen Bazis“ am Sonntag prächtig. Als einer von über 150 Fanclubs des deutschen Fußball-Rekordmeisters FC Bayern München aus Nordrhein-Westfalen bekamen die Mülheimer Weihnachtsbesuch von zwei Jungprofis des FCB. Aber wie wird man überhaupt Fan einer Mannschaft, die ihre Heimspiele über 600 Kilometer weit entfernt austrägt?
„Bayern-Fan bin ich durch meinen Papa geworden und bin jetzt seit 25 Jahren Mitglied“, sagt Carsten Hochscheid, Gründer und erster Vorsitzender der „Mölmschen Bazis“. Nach einem gescheiterten Fanclub-Versuch rief er 2018 im Schrägen Eck den aktuellen Verein ins Leben. „Ich habe viele Freunde und Bekannte, die Bayern-Fans sind, zusammengetrommelt.
Über den Fanclub des FC Bayern München werden Kartenwünsche erfüllt
Vorher sei es nicht leicht gewesen, an Karten zu kommen. „Und man will ja doch mal ein Spiel live sehen“, sagt Hochscheid. Das klappt als Fanclub-Mitglied besser. Wie auch Mirko Funk bestätigt. „Ich habe noch nie so viele Karten wie über den Fanclub bekommen“, erklärt er. Weil vor der Saison so gut wie alle Heimspiele der Bayern angefragt werden, sei es keine Seltenheit, dass es bei sieben oder acht Spielen im Jahr klappe.
„Die Fanclubs bekommen schon Zuteilungen für die Spiele, die Karten sind aber natürlich heiß begehrt“, weiß Hochscheid. Gerade bei den Auswärtsspielen, bei denen dem FC Bayern nur zehn Prozent des Zuschauerkontingents zur Verfügung stehen.
Vater war 1860-Fan: „Für ihn war es ein Schande“
„Und die Spiele in NRW wollen natürlich alle Fans aus der Region mitnehmen“, betont Maik Lucas, der selbst beim letzten Bayern-Spiel in Bochum im Stadion war. Sein Vater kommt aus Bayern (wenn auch genau genommen aus Franken) und daher habe es für ihn praktisch keine andere Wahl gegeben, als Fan der Roten zu werden.
Fotos von den Mölmschen Bazis und ihren Gästen vom FC Bayern München
Etwas anders verhielt es sich bei Alexander Zacher, dessen Vater sogar bei den Amateuren der „Sechziger“ gespielt hat – also beim TSV 1860 München. „Für ihn war es natürlich eine Schande, dass ich Bayern-Fan geworden bin“, lacht der junge Mann, der mit seiner Familie vor einigen Jahren aus dem Freistaat nach Bottrop-Kirchhellen gezogen ist.
Wenig Chancen auf Karten bei 500.000 Anfragen
Regelmäßig fahren die Mülheimer mit 45 Leuten mit dem Bus in Richtung Allianz-Arena. Diese Plätze werden vor jeder Saison an die Fanclubs verlost. „Vor zwei Jahren waren wir gegen Hoffenheim da, letztes Jahr gegen Gladbach, dieses Jahr sind wir leider leer ausgegangen“, sagt Carsten Hochscheid. Aufgrund der großen Zahl an Fanclubs sei es auch fast unmöglich, in jedem Jahr an solche Kontingente zu kommen.
Highlights seien immer die Spiele gegen Borussia Dortmund. „Aber wenn Bayern da 500.000 Kartenanfragen hat, wird es für einen recht kleinen Fanclub in NRW natürlich schwierig“, lacht Hochscheid.
120-Jahr-Feier der Bayern bleibt Mülheimer in positiver Erinnerung
Mirko Funk erinnert sich vor allem an ein Champions-League-Spiel in Barcelona sowie an das Spiel gegen den FC Augsburg rund um den 120. Geburtstag des Vereins. „Da gab es eine Choreografie und das ganze Stadion war rot-weiß, das war saugeil.“
Maik Lucas war zuletzt beim verlorenen Pokalspiel gegen Bayer Leverkusen im Münchener Stadion. „Da hatte ich eine grausame Nacht in einem Hostel“, erinnert sich der Mülheimer nur ungern an die 0:1-Niederlage und die Rote Karte für Manuel Neuer. „Ansonsten versuchen wir aber so oft wie möglich, nach München zu kommen.“
In einer Gemeinschaft machen Fußballspiele bekanntlich auch am meisten Spaß.
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