Mülheim. Die DJK Ruhrwacht aus Mülheim hat einen Preis erhalten. Sie hat den eigenen Stromverbrauch seit 2019 halbiert – mit einfachen Mitteln.

Idyllisch liegt das Bootshaus der DJK Ruhrwacht Mülheim unmittelbar vor dem Saarner Auenweg, dem Naturschutzgebiet und der Ruhr. Der Einklang mit der Natur, er ist sofort spürbar. „Dahinter beginnt direkt das Überflutungsgebiet. Es geht quasi bis vor die Haustür“, sagt Hans-Peter Winkelmann von der DJK Ruhrwacht.

Beim schlimmen Hochwasser im Juli 2021, bei dem gleich mehrere Sportanlagen der Stadt enorm geschädigt wurden, kam die DJK Ruhrwacht vergleichsweise glimpflich davon. Zwar wurde der Deich zerstört, die höhere Lage des Bootshauses reichte jedoch, um Schlimmeres zu verhindern. Nur das Kanupolo-Feld wurde weggespült, seitdem ist die Abteilung inaktiv.

„Konkrete bauliche Maßnahmen mussten wir bisher noch nicht vornehmen, da das Gelände etwas höher liegt. Wie es aber in 20 Jahren aussieht, das weiß man nicht“, so Winkelmann, der bei der DJK Ruhrwacht das Projekt Nachhaltigkeit und Klimaschutz leitet und dort ganz eng mit dem zweiten Vorsitzenden Markus Bibus zusammenarbeitet.

DJK Ruhrwacht Mülheim richtet sich nach den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen

Das Ziel des Klubs: Alles, was der Verein macht, soll im Einklang mit den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen stehen. Diese wurden 2015 verabschiedet und beziehen sich auf zahlreiche Bereiche. Von Zugang zu sauberen Trinkwasser bis hin zu kostenloser, gerechter und hochwertiger Bildung. Jüngst wurde der Mülheimer Verein für seine Bemühungen für mehr Nachhaltigkeit von der Stadt ausgezeichnet. Für den ersten Platz gab es 5.918 Euro, die projektgebunden sind.

Bundestagsausschuss hört Experten zum Heizungsgesetz
Eine intelligente Steuerung der Heizkörperelemente ist einer der einfachsten Ansatzpunkte, um Energie und Kosten zu sparen und nachhaltiger zu handeln. © DPA Images | Marcus Brandt

Für die DJK Ruhrwacht ist das eine eine Bestandsaufnahme, aber gleichzeitig auch eine Bestätigung der Leistungen. „Unser Nachhaltigkeitsbericht soll kein Abschlussbericht sein. Er soll zeigen, wo wir stehen, wo noch Lücken sind und wo wir hinwollen. Die Anerkennung ist ein Antrieb und zugleich eine Verpflichtung, weiterzumachen. Wir und alle im Verein sind stolz darauf und wollen auch andere Vereine in Mülheim mitnehmen“, so Winkelmann.

Aber natürlich bringt das Geld auch andere Vorteile: Werbung, Kontakte und einen gewissen Wettbewerbsvorteil gegenüber Mitkonkurrenten bei weiteren Fördermittel-Vergaben. Denn die sind oft an bestimmte Voraussetzungen gebunden – unter anderem Nachhaltigkeit.

Nachhaltigkeit: 13 Punkte, die jeder Verein einfach umsetzen kann

  • Abschalten der Kühlaggregate in der Gastronomie
  • Ersatzanschaffung eines neuen energieeffizienten Getränkekühlschranks für die Gastronomie
  • Durchführung eines hydraulischen Abgleichs der Heizungsanlage durch einen Sanitärfachbetrieb
  • Umrüstung auf intelligente Heizungsventile mit App-Steuerung
  • Durchgängige Beleuchtung des Bootshauses mit Energiesparlampen und teilw. Bewegungsmelder
  • Abschalten nicht erforderlicher Geräte aus dem Stand-by-Modus
  • Senkung der Temperatur in Versammlungs- und Sporträumen um 20 Prozent
  • Heizkörper in der Bootshalle, in den Fluren und im Treppenhaus auf null (bzw. Frostsicherung)
  • Senkung der Wassertemperatur in den Duschen auf den Mindestwert
  • Montage von Duschsparköpfen
  • Bereithaltung von Warmwasser nur zu den Gebrauchszeiten
  • Anbringen von entsprechenden Hinweisschildern (Licht aus/Stecker raus/Duschzeiten etc.)
  • Mitteilung an alle Mitglieder zur verpflichtenden Einhaltung des Energiesparprogramms 

Bei der DJK Ruhrwacht Mülheim wurde die Wassertemperatur der Duschen zum Beispiel gesenkt

Seit circa vier Jahren steht das Thema Nachhaltigkeit weit oben auf der Agenda des Mülheimer Kanu- und Ski-Vereins, dem rund 240 Mitglieder angehören. Damals, erinnern sich Bibus und Winkelmann, habe der DJK-Sportverband mit einem neuen Leitbild wichtige Impulse gesetzt. Aus Mülheim kam dann die Idee, doch auch die Nachhaltigkeit aufzunehmen. Gesagt, getan. Hinzu kam die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie des Deutschen Olympischen Sport Bundes.

Turnerbund Speldorf landet auf Rang drei

Beim Preis für Umwelt, Klima und Nachhaltigkeit erreichte der Turnerbund Speldorf 1895 den dritten Rang. Auf dem Vereinsgelände wird Biodiversität gefördert. Es ist ein Paradies für Insekten und Pflanzen, ein Gewächshaus versorgt die Mitglieder mit eigenem Obst und Gemüse, und ein Bienenvolk gehört ebenfalls dazu. Für dieses Projekt gab es 2.367,20 Euro. Zweiter wurde der kreative Verein „Mollys Sustainable life“ mit einem „Leihladen“. Dafür wurden 3550,80 Euro ausgeschüttet.

Beworben hatten sich aus dem Sport zudem auch der SV Raadt mit Bänken aus recyyceltem Kunstrasen auf der Sportanlage und eunem neuen Fahrradabstellplatz, der TC Selbeck durch das Projekt „Grünes Ass“, durch das der ökologische Fußabdruck deutlich gesenkt wurde – unter anderem durch Umstellung auf Ökostrom und Ökogas, sowie einen reduzierten Energieverbrauch durch eine neue Heizungsanlage, wassersparende Duschen und die Installation einer Photovoltaikanlage, und die DJK TuRa 05 Dümpten mit einer nachhaltigen Lösung zur Bewässerung der Sportanlagen mit Brunnen.

„Danach hat sich alles bei uns hier parallel entwickelt“, so Bibus. Die Schritte klingen banal, haben in der Gesamtheit aber eine positive Auswirkung. Bei Vereinsfesten wird festes Geschirr aus der eigenen Küche verwendet, Einweggeschirr gibt es nicht. Die Lebensmittel werden lokal eingekauft. Im Bootshaus hängt an fast jeder Tür ein Schild, dasdarauf hinweist, das Licht auszumachen. Wer gerne heiß duscht, kann das weiter tun – aber nicht mehr über 40 Grad Celsius (vorher: 60).

Ganz simpel, aber effektiv. Im Bootshaus der DJK Ruhrwacht Mülheim hängen überall Schilder, die darauf hinweisen, das Licht auszuschalten. Der Verein spart dadurch viel Energie.
Ganz simpel, aber effektiv. Im Bootshaus der DJK Ruhrwacht Mülheim hängen überall Schilder, die darauf hinweisen, das Licht auszuschalten. Der Verein spart dadurch viel Energie. © Radtke | Radtke

„Wir haben uns intensive Gedanken gemacht, welche Maßnahmen wir umsetzen können“, sagt Bibus und Winkelmann ergänzt: „Es ist eine Kombination aus technischen Maßnahmen, Dingen, die wir also ins Bootshaus eingebaut haben, und Energiemaßnahmen und Sensibilisierung.“

DJK Ruhrwacht Mülheim: Stromverbrauch halbiert, Gasverbrauch um 43 Prozent reduziert

Die DJK Ruhrwacht konnte so den eigenen Stromverbrauch seit 2019 halbieren (Von 12.372 kWh auf 6.079 kWh) und den Gasverbrauch um 43,6 Prozent (58.644 zu 33,063 kWh) reduzieren.

Die CO2-Reduktion beträgt 41,65 Prozent (Co2-Emissionen Strom in kg von 5084,89 auf 2316,10 und in Gas von 117.288 kg auf 84,204 kg. Insgesamt also von 117,288 kg auf 87,822,26 kg). Der energetische Fußabdruck der Mitgliederinnen und Mitglieder der DJK Ruhrwacht wurde so von 0,54 Tonnen CO2 pro Mitglied im Jahre 2018 auf 0,3 Tonnen im Jahre 2023 verkleinert.

Die Vision ist groß, zahlreiche Ziele stehen auf dem Programm: Photovoltaikanlage, Wärmepumpe, Monitoring

Diese Zahlen seien allerdings nur die Energiebilanz der Sportstätte an sich. Eines der nächsten Ziele bei der DJK Ruhrwacht ist nun, auch bei allem Drumherum noch mehr auf den Energieverbrauch, Abfallvermeidung und Ressourcenschonung zu achten – wie zum Beispiel bei Fahrten zur Sportveranstaltung mit einem Bus mit neun Sitzplätzen oder dem jährlichem Drachenbootfestival mit 1600 Aktiven und bis 25.000 Zuschauenden.

Der Sportbetrieb selbst soll beim 115 Jahre alten Verein natürlich am Leben gehalten werden. Zudem gibt es unterschiedlich konkrete Überlegungen zu Photovoltaikanlagen, Geräten, die den Energieverbrauch engmaschig dokumentieren und eine Wärmepumpe. „Dafür müssten wir aber noch einige Preise gewinnen“, so Bibus lachend. Man habe ein großes Ziel, in ferner Zukunft. Auf dem Weg dorthin gibt es aber zahlreiche kleine Ziele.

Jedes Jahr richtet die DJK Ruhrwacht Mülheim ein Drachenboot-Festival aus.
Jedes Jahr richtet die DJK Ruhrwacht Mülheim ein Drachenboot-Festival aus. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

„Eine Treppe steigt man ja auch in kleinen Schritten hoch, das Ziel ist es aber dann, eine Etage höher zu landen“, sagt Bibus und erhält Zustimmung von Winkelmann. „Es zeigt, die Richtung, in die es geht. Das alles hier machen wir auch, um den Verein zukunftsfähig zu machen. Denn Nachhaltigkeit kann man auch mit dem Wort Zukunftsfähigkeit übersetzen. Wie können wir uns unabhängiger im Energiebereich machen? Wie das gesamte Vereinsgeschäft weiter betreiben? Wir müssen realistische Ziele haben und durchaus Mut zur Lücke zeigen, statt Luftschlösser zu bauen.“

Zugleich müsse man sich auch von der Vorstellung verabschieden, dass so ein kleiner Verein wie die DJK Ruhrwacht die ganze Welt retten könne. Eine Vorreiterrolle kann er aber schon einnehmen – und hat genau dies nun auch getan.

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