Mülheim. Zahlreiche Frauenteams wurden zurückgezogen, auch in Mülheim. Das führt auch zu kuriosen Situationen. Ein Coach prangert etwas an.

Die Fußballerinnen des SV Raadt haben einen großen Vorteil. Während viele Mannschaften noch bis in den Mai hinein nicht wissen, in welcher Spielklasse sie in der kommenden Saison den Start gehen werden, hat der Bezirksligist bereits seit dem 17. Oktober Klarheit – und den Klassenerhalt praktisch sicher. Warum das insgesamt nicht nur ein gutes Zeichen ist.

Denn der fast sichere vorzeitige Ligaerhalt hängt nicht etwa mit einer sensationellen Zwischenbilanz der Mülheimerinnen zusammen. In Wahrheit haben sie nämlich nach elf Spielen erst sechs Punkte auf dem Konto. Nach dem SV Gelb-Weiß Hamborn hat aber im Oktober auch der OSC Rheinhausen seine Frauenmannschaft aus der Bezirksliga zurückgezogen.

Viele Rückzüge in fast sämtlichen Frauenfußball-Ligen - auch in Mülheim

Damit sind die beiden Duisburger Teams längst nicht die einzigen. Schaut man sich die Tabellen der Frauenfußball-Ligen an, gibt es in der Region kaum eine Gruppe, wo nicht schon Mannschaften aufgegeben haben und als Absteiger feststehen. Im Sommer musste sogar Blau-Weiß Mintard als aktueller Viertligist, Emporkömmling der vergangenen Jahre und amtierender Stadtmeister vorzeitig aufgeben. Zu wenig Personal!

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Mario Niemann kennt das Problem. „Es ist überall unsicher“, sagt der Trainer der SV Raadt. Immer wieder stünden Spielerinnen nicht mehr zur Verfügung, weil sie beispielsweise auswärts einen Studienplatz bekommen haben. Bei den Raadterinnen zog es eine Fußballerin etwa nach Hannover. Dennoch haben die Mülheimerinnen seit einigen Jahren einen guten Stamm an Spielerinnen und stiegen vor zwei Jahren sogar in die Bezirksliga auf. Aktuell laufen Gespräche über eine Kooperation mit einem größeren Klub aus der Umgebung.

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Nicht alle Vereine haben dieses Glück. Auch der Mülheimer FC 97 musste sein Frauenteam zu Beginn der Saison abmelden. „Es tat mir sehr leid, dass es so gekommen ist. Ich wollte unbedingt, dass unser Verein auch mit einer Damenmannschaft vertreten ist“, sagt Trainer Emrullah Eken, der mittlerweile die zweite Männermannschaft des MFC in der Kreisliga B coacht.

So ist der sportliche Stand

Mülheims beste Frauenfußballmannschaft geht in dieser Saison in der Niederrheinliga an den Start. Allerdings belegt der SV Heißen dort nur den elften Platz unter 13 übrig gebliebenen Teams. In der Bezirksliga belegt die zweite Mannschaft der Heißenerinnen mit elf Punkten Platz acht.

Noch vor dem SV Raadt, der mit sechs Punkten Vorletzter ist. „Wir sind natürlich nicht zufrieden mit dem Tabellenplatz, haben uns aber immer selbst im Weg gestanden und suchen die Schuld nicht woanders“, sagt Trainer Mario Niemann und fügt an: „Wir hoffen, dass wir eine ähnlich gute Rückrunde spielen werden wie letztes Jahr.“

Mittlerweile hätten viele Vereine eine Damenmannschaft und versuchen, sie über Wasser zu halten. „Aber es muss auch eine Platzanlage zur Verfügung gestellt werden, so dass die Frauen auch eigene Kabinen haben. Das ist in vielen Vereinen doch gar nicht gegeben“, weiß Eken. Am liebsten hätte er in der Angelegenheit schon einmal an den Deutschen Fußallbund geschrieben, der gerne mit dem Frauenfußball wirbt. „Aber oft sind wir doch am Ende nur Außenposten“, ärgert sich Eken.

Bekannte Vereine aus der Region locken die Spielerinnen mit ihrem Namen

Mittlerweile bieten auch die großen Vereine in der Region Frauenfußball an – und locken mit ihrem großen Namen: Borussia Dortmund, Schalke 04 oder direkt nebenan der MSV Duisburg oder Rot-Weiß Oberhausen. „Wenn bei denen 45 Spielerinnen beim Probetraining sind, warum werden dann einige davon nicht mal zu kleineren Vereinen geschickt, wenn es dort nicht gereicht hat?“, fragt Emrullah Eken. „Das ist doch nur ein Machtkampf zwischen den Vereinen.“

Auch beim SC Croatia mussten die Verantwortlichen feststellen, dass es kein Selbstläufer ist, eine U19-Juniorinnen-Mannschaft an den Start zu schicken. Alle geplanten Spiele des Teams sind bislang abgesetzt worden. „Es gibt immer noch ein Kommen und Gehen der Mädchen“, sagt Jugendleiter Mario Lovric. In diesem Jahr werde eine Teilnahme am Spielbetrieb nicht mehr klappen. „Aber das Projekt ist nicht gescheitert, wir sind immer noch im Aufbau“, betont Vereinschef Robert Babic. Mittlerweile sei ein Trainer für das Team gefunden worden, Babic selbst habe dem Team zwei Sponsoren besorgt. Jetzt liege es auch ein Stück weit an den Fußballerinnen selbst.