Mülheim. Mintard verliert seine Frauenmannschaft. So erlebte Spielerin Josephine Ojih die letzten Wochen. Der Niederrheinliga bleibt sie erhalten.
Schluss, Aus, Ende. Die DJK Blau-Weiß Mintard hat die Frauenmannschaft aus der Niederrheinliga zurückgezogen und steht als erster Absteiger fest. Josephine Ojih hat den schleichenden Niedergang Tag für Tag miterlebt. „Natürlich tut das weh“, sagt die 20-jährige Abwehrspielerin, die nun in der kommenden Saison für den SV Heißen und somit weiterhin in der Niederrheinliga spielen wird.
Die vergangenen Jahre im Mintarder Trikot seien tolle gewesen. „Wir sind aufgestiegen, wurden Kreispokalsieger. Der Erfolg war ja da“, erinnert sich Ojih zurück. Und auch die Teamfahrt ins niederländische Nordwijk sei Ende Juni „super toll“ gewesen. Die Stimmung im Team passte, der Zusammenhalt war groß. Doch die ersten Anzeichen des mittlerweile real gewordenen Schreckensszenario gab es auch schon länger. So traten die Mülheimerinnen in der vergangenen Saison schon einmal nur zu elft zu ihren Spielen an. Im Training waren es oft sogar nur sechs Akteurinnen. Manchmal sei das Training daher sogar abgesagt worden, so Ojih.
DJK BW Mintard hatte keine Mädchenmannschaften mehr
Die früher so gute Mädchenabteilung in Mintard gab es da schon längst nicht mehr, ein Aushelfen von jungen Spielerinnen war somit unmöglich. „Früher hatten wir mal eine richtige Jugendabteilung, es gab eine U13, eine U15 und eine U17. Ich bin selbst damals von der SGS Essen zur U17 nach Mintard gekommen. Der Verein wurde mir empfohlen von der SGS, es hieß, da wird gute Arbeit geleistet“, sagt Ojih. Doch nach und nach bröckelte dies, ein Team nach dem anderen fiel weg. Eine Entwicklung, dies sich nun rächt.
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Nach der Rückkehr aus Nordwijk wurden die ersten Abgänge bekannt. Carolin Sophie Mai sucht ihre Chance beim FC Schalke 04, Maren Dietz wechselt zum VfL Bochum II und Torjägerin Ikram Buick zog es aufgrund ihres Studiums nach Düsseldorf, zur DJK Tusa. „Da gab es auch einen Morgen, da haben wir geweint. Das waren ja Leistungsträger. Natürlich überlegt man sich dann, inwiefern es noch Sinn ergibt, krampfhaft am Team festzuhalten. Uns war bewusst, dass es schwierig werden würde. Wie will man so schnell Leute finden?“, frage sich auch Ojih.
Kurz vor Ende der Wechselfrist, musste sich Josephine Ojih entscheiden
Der Klub suchte nach Lösungen, auch der Zusammenschluss mit einem anderen Verein war angedacht. Doch zustande kam das nie. Also zogen weitere Spielerinnen ihre Konsequenzen. „Uns wurde eine Entscheidung angekündigt, doch die wurde immer wieder nach hinten verschoben. Dieses Warten ist mir auf den Nerv gegangen“, so Ojih.
„Uns wurde eine Entscheidung angekündigt, doch die wurde immer wieder nach hinten verschoben. Dieses Warten ist mir auf den Nerv gegangen.“
Denn die Uhr tickte: „Ich wusste, dass die Saison in zwei Wochen losgeht und wollte auch nicht direkt vor Beginn noch wechseln, denn dann müsste ich ja auch alle noch neu kennenlernen. Dazu die Taktik und so weiter. Für mich war klar: Entweder kommt in Mintard eine Mannschaft zustande oder ich mache die gesamte Vorbereitung woandes mit.“
Neue Aufgabe beim SV Heißen: Der Opa wäre stolz
Schlussendlich entschied sich die Verteidigerin für den Wechsel nach Heißen, um zugleich eine dreimonatige Verbandssperre zu umgehen. Zwei Tage vor Ende der Wechselfrist reichte sie ihre Abmeldung bei Mintard ein. „Man hat hier und da gehört, dass sich Spielerinnen zur Sicherheit abgemeldet haben. Ich kann mich da auch nicht rausnehmen. Aber ich möchte Niederrheinliga spielen und wollte einfach die Sicherheit haben“, sagt sie.
Die Frage, die blieb: Wohin nun? „Ein paar Klubs fielen für mich direkt raus, weil sie in Spielen gegen uns unfair waren oder aufgrund der Entfernung. Ich wohne in Essen-Werden. Um zum Beispiel zur SGS Essen zu kommen, müsste ich eh durch Heißen fahren. Zudem hat sich Heißens Trainer bei mir gemeldet, es war eine nette Truppe, als wir gegen sie gespielt haben und meine Mutter sagte mir, dass mein Opa nun stolz auf mich gewesen wäre. Denn er hat in Mülheim-Heimaterde gewohnt“, sagt Ojih.
Und dann wäre da noch ein wichtiger Punkt: „Ich bin froh, dass es hier einen Unterbau gibt. Nicht, dass ich in einem Jahr wieder vor dem gleichen Problem stehe. Ich bin keine Wechselmaschine. Wenn mir etwas gefällt, dann bleibe ich auch länger.“
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