Mülheim. Talent Lynn Lemke steht zur Wahl als Mülheims Talent des Jahres. Ein Portrait über eine Tennis-verrückte Familie und ihr Leben.
- Nick und Lynn Lemke, Geschwister vom HTC Uhlenhorst Mülheim, sind die beiden größten Mülheimer Talente im Tennis, weshalb die 14-Jährige nun auch für eine spezielle Ehrung nominiert wurde
- Bruder Nick steht als 17-Jähriger in den Top 200 der deutschen Herren-Rangliste
- Die beiden werden von ihrem Vater Carsten trainiert, der versucht, die Rollen von Vater und Trainer zu trennen und die Kinder im Sport zu unterstützen, ohne zu viel Druck auszuüben. Nick strebt an, international zu spielen und in die Top 100 der Welt zu kommen, während Lynn noch an ihrer mentalen Stärke arbeitet, um das höhere Niveau zu erreichen.
Immer wieder jagen Nick und Lynn Lemke die gelbe Filzkugel über den Platz in der Halle des Tennisverbandes Niederrhein an der berühmten Essener Hafenstraße. Ein ums andere Mal drückt der Fotograf dieser Zeitung auf den Auslöser. Das Geschwisterpaar vom HTC Uhlenhorst Mülheim trainierte an der Stelle, wo Lynn Lemke einige Tage später den dritten Platz im U14-Doppel bei der deutschen Jugendmeisterschaft erreichte.
Die beiden Uhlenhorster waren die einzigen beiden Mülheimer Starter bei den nationalen Titelkämpfen im Tennis, deren Hallenwettbewerb traditionell im Tenniszentrum des TVN ausgetragen wird. Durch ihren Erfolg wurde die 14-Jährige nun vom Mülheimer Sportbund gemeinsam mit vier anderen Nachwuchssportlerinnen und Nachwuchssportlerin zur Wahl zum „Talent des Jahres 2024“ nominiert.
Alexander Zverev ist die deutsche Nummer eins im Tennis - der Mülheimer gehört aber auch schon zu den Top-200
Nick Lemke, im vergangenen Jahr 17 Jahre alt geworden, gehört laut Rangliste zu den besten 200 Tennisspielern in Deutschland. Im Ranking der Herren, das von Alexander Zverev angeführt wird, wird der Mülheimer aktuell an Position 178 geführt, in seiner U18-Klasse sogar auf Platz 20. Schwester Lynn ist 14 und steht auf Rang 362 der Damen-Rangliste.
„Bei ihr tue ich mich noch etwas schwer. Sie ist erst 14, das ist noch ein Stück weit Kindertennis“, möchte Vater und Trainer Carsten Lemke gerne noch das ein oder andere Jährchen abwarten. Sein Sohn aber habe „den Pubertätskram“ hinter sich. „Der spielt jeden Tag gerne Tennis. Wenn man da noch am Ball bleibt, kann man auch gut werden.“
„Wenn der Fernseher lief, dann lief nur Tennis“
Der Weg zum Sport mit der gelben Filzkugel war in der Tennisfamilie Lemke für die beiden Geschwister quasi vorgezeichnet. „Wenn der Fernseher lief, dann lief auch nur Tennis, wir wurden von unseren Eltern immer zu den Medenspielen mitgenommen und zu Hause lagen immer Tennisschläger rum“, erklärt Nick, der aber immerhin auch fünf Jahre Fußball bei Blau-Weiß Mintard und ein Jahr lang Golf gespielt hat.

„Der Wettkampf reizt mich. Sich mit guten Leuten zu messen, macht Spaß“, nennt der 17-Jährige die Vorteile seiner Sportart. „Und dass man sich immer allein durchbeißen muss“, ergänzt seine Schwester.
Der Vater trennt seine beiden Rollen
Zu Hause ist das Thema Tennis weitestgehend tabu. „Ich finde es furchtbar, wenn die Kinder, nachdem sie auf dem Platz alles gegeben haben, sich auf der Rückfahrt im Auto von ihren Eltern noch anhören müssen, was alles schlecht war“, sagt Carsten Lemke, der die Rollen des Trainers und des Vaters trennen will. „Da hinterfrage ich mich aber auch immer und passe auf, dass ich nicht ehrgeiziger bin als die beiden“, schmunzelt der coachende Papa.
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
„Wir haben schon unfassbares Glück, dass unsere Eltern eine Tennisschule haben“, sagt Nick Lemke, der meist gemeinsam mit seiner jüngeren Schwester trainiert. „Das ist eine gute Motivation für mich, denn ich muss ja schon so spielen, dass er auch vernünftige Bälle zurückbekommt“, sagt Lynn.
Lynn Lemke sagt selbst, dass sie noch am Mentalen arbeiten muss
Dennoch denkt vor allem der ältere Bruder darüber nach, die kommende Medensaison für einen anderen Verein zu bestreiten, da der HTCU lediglich in der Bezirksliga spielt. „Auch wenn das natürlich wehtut, weil ich den Verein sehr liebe“, sagt Nick Lemke. Vater Carsten ergänzt: „Wenn man international Tennis spielen will, dann denkt man über solche Sachen zumindest nach. Zumal der Sport immer noch kostspielig ist, für die Medenspiele könnte man zumindest ein bisschen Taschengeld bekommen.“

Schule und Sport bekommen die beiden Luisenschüler aktuell gut unter einen Hut. „Das kann ich nur loben, wie die beiden unterstützt wurden“, sagt Vater Lemke. „Wir können oft freitags früher aus der Schule raus, wenn am Wochenende Turniere sind“, sagt Nick. So bekamen beide etwa vor der Deutschen Meisterschaft an einem Tag ab der dritten Stunde frei, um sich auf das Turnier vorzubereiten.
Und wie geht es im Jahr 2025 weiter? „Dieses Jahr habe ich schon gemerkt, dass sich die Arbeit auszahlt“, sagt Nick Lemke. Bei einem großen Herrenturnier kam er bis ins Halbfinale. Auf das Niveau möchte die jüngere Schwester erst noch kommen. „Bei mir fehlt noch ein bisschen das Mentale, ich will immer zufrieden sein mit meinem Spiel“, sagt die 14-Jährige.
Mülheimer Tennis-Talent geht es offensiv, aggressiv und mit ganz viel Fleiß an
Ihr Bruder muss nun bald die Weichen für den Herrenbereich stellen. „Ich will bei internationalen Turnieren spielen und meinen ersten Profipunkt holen“, lautet sein Ziel. Nach der Schule kann er sich vorstellen, sich ein oder zwei Jahre lang nur auf den Tennissport zu konzentrieren.
„Wenn er international sein Glück versuchen will, kann er das gerne machen. Die Möglichkeiten sind da, die Frage ist nur, ob er nach der Schule bereit ist, sechs Stunden am Tag zu arbeiten. Wenn er das macht, hat er sicherlich das Potenzial durch die Art des Tennisspielens“, sagt Carsten Lemke.
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Denn Nick Lemke setzt auf eine offensive Spielweise. „Ich möchte das Spiel selber bestimmen, möchte den Gegner zu Fehlern zwingen und Winner schlagen“, sagt der 17-jährige Uhlenhorster.
Sein kurzfristiges Ziel ist die Top 100 in Deutschland, langfristig die Top 100 der Welt. Und dann gibt es noch einen ganz großen Traum beider Lemkes: „Unser Ziel ist es, bei einem Grand Slam mal ein Mixed zu spielen, das wäre natürlich total cool.“
Dieser Artikel wurde zum ersten Mal am 14. November 2024 veröffentlicht.
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