Offenbach. Wie Fabio Audia Co-Trainer in der Regionalliga Südwest bei den Kickers wurde, die Parallelen zu Essen, und was sich an seiner Arbeit geändert hat.

Fabio Audia ist noch gar nicht lange bei seinem neuen Verein und hat das erste Highlight bereits hinter sich: Mit 2:1 kegelte Regionalligist Kickers Offenbach den Zweitligisten Magdeburg aus dem DFB-Pokal und ist aller Voraussicht nach – Jenas Spiel gegen Doublesieger Leverkusen steht noch aus – der einzige Viertligist, der bei der Auslosung zur zweiten Runde im Topf ist.

„Das war wirklich überragend, diese Kulisse im Stadion. Und am Ende haben wir auch verdient gewonnen“, sagt der 28-Jährige. „Wir“, weil der gebürtige Essener und ehemalige Trainer von Blau-Weiß Mintard seit dieser Saison als Co-Trainer und Videoanalyst zum Trainerteam des hessischen Traditionsvereins gehört.

Als Videoanalyst: Aufstieg mit Rot-Weiss Essen in die 3. Liga

Trainer ist der 2,04-Meter-Hüne schon sein halbes Leben. Erst in der Jugend der SG Schönebeck, im Nachwuchs von Rot-Weiss Essen und dann beim Mülheimer Landesligisten Blau-Weiß Mintard, wo er die Saison 2020/21 als Cheftrainer bestritt.

Anschließend kehrte er als Videoanalyst zu RWE zurück und begleitete die Mannschaft beim Aufstieg in die dritte Liga. Nach der Saison 2022/23 machte der Deutsch-Italiener aber auf eigenen Wunsch Schluss an der Hafenstraße.

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„Ich habe dann meine Masterarbeit ein bisschen vorangetrieben“, sagt der Sportmanagement-Student, der sich auf dem Gebiet nun in den letzten Zügen befindet. Einige von mehreren Reisen führten Audia auch nach Ghana, wo er für ein soziales Fußballprojekt arbeitete.

Ganz ohne Fußball? „Nach vier oder fünf Wochen stand der Entschluss fest“

Der Wunsch, wieder im Fußball zu arbeiten, war aber immer da. „Ich weiß das noch genau: Schon nach vier oder fünf Wochen stand dieser Entschluss fest“, so Audia.

Audia (re.) während seiner Zeit bei Rot-Weiss Essen mit den Co-Trainern Carsten „Erle“ Wolters und Lars Fleischer.
Audia (re.) während seiner Zeit bei Rot-Weiss Essen mit den Co-Trainern Carsten „Erle“ Wolters und Lars Fleischer. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Im Frühjahr meldete sich dann Trainer Christian Neidhardt, mit dem der 28-Jährige schon in Essen zusammengearbeitet hatte. Der 55-Jährige ist seit der vergangenen Saison Coach des OFC. „Er hat mir hier alles gezeigt, ich habe mir die Bedingungen vor Ort angeguckt, bin nach Hause und wusste sofort: das will ich machen“, berichtet Audia von einem kurzen Entscheidungsprozess.

Was Essen und Offenbach verbindet

Fußballerisch verlässt er damit erstmals seine gewohnte Umgebung im Essener Umfeld. „Ich wollte das unbedingt machen, raus aus meiner Komfortzone.“

Zumal RWE und den OFC viele Parallelen verbinden. „Das ist auch ein Verein, in dem sehr professionell gearbeitet wird. Offenbach ist auch ein großer, wuchtiger und ambitionierter Traditionsverein, der sich in einer ähnlichen Position befindet wie Essen, weil er danach lechzt, wieder hochzukommen“, sagt der neue Co-Trainer, der nach zwei Wochen im Hotel schon eine möblierte Wohnung gefunden hat. „Ich wurde hier gut aufgenommen und fühle mich im Verein richtig wohl“, betont Audia.

Was sich für Fabio Audia im Vergleich zu RWE verändert hat

Viele Abläufe seien ähnlich wie bei seinem letzten Arbeitgeber und doch hat sich eines geändert: In Essen war der 28-Jährige schwerpunktmäßig für den Bereich Videoanalyse tätig, am Bieberer Berg ist er nun auch Co-Trainer und bekommt deutlich mehr Aufgaben auf dem Platz.

„Mir war es wichtig, wieder etwas mehr auf den Platz zu rücken und nicht nur den Analysepart zu übernehmen“, sagt der Neu-Offenbacher und ergänzt: „Ich merke gerade, dass mir das gefehlt hat. Ich muss auf dem Platz stehen und bin deswegen gerade sehr glücklich.“

Führt der Weg langfristig ins Traineramt? A-Lizenz ist ein Thema

Langfristig sieht Fabio Audia sich also eher im Coaching als in der Analyse – wenngleich er sich über seine Zukunft aktuell noch keine zu Großen Gedanken machen möchte, ist er doch gerade einmal ein paar Wochen in der Aufgabe aktiv. „Langfristig gesehen könnte ich es mir aber schon vorstellen, irgendwann vielleicht auch als Cheftrainer zu arbeiten“, sagt der 28-Jährige.

Dafür müsste er aber zunächst einmal die A-Lizenz ablegen. „Das würde ich sofort machen wenn ich könnte“, sagt der Deutsch-Italiener. Diese ist allerdings nicht nur zeitintensiv (sieben bis acht Monate), sondern mit insgesamt 10.500 Euro inklusive Unterbringung und Verpflegung auch nicht ganz günstig. Außerdem läuft die Zulassung neuerdings nach einem Punktesystem, in dem Erfahrungen als Trainer und Spieler hineinspielen. „Da ich kein Profi war, kann man sich denken, wie viele Punkte ich da habe“, schmunzelt Audia.

Audias Ziele mit den Kickers Offenbach

Sein Fokus liegt nun ohnehin erst einmal auf dem OFC. Der hat von den ersten drei Ligaspielen eins gewonnen und zweimal unentschieden gespielt. „Wir wollen eine deutlich bessere Runde spielen als zuletzt, wir haben eine top Mannschaft und die Arbeit mit dem Trainerteam macht richtig Spaß“, sagt der neue Co-Trainer über den Tabellenelften der Vorsaison.

Beim Zuschauerschnitt lag der OFC mit 6127 hingegen an der Spitze. Zum bisher einzigen Liga-Heimspiel kamen sogar fast 7.500 Fans. „Jetzt müssen wir dafür sorgen, dass noch mehr Leute kommen“, nennt Fabio Audia sein persönliches Saisonziel.