Mülheim. Im regulären Amateurfußball spielen auch gehörlose Spieler mit. Ohne Probleme geht das aber nicht. Warum, und was der Verband dann rät.

  • Im Amateurfußball mischen auch gehörlose Spieler mit. Es ist eine der wenigen Behindertengruppen, die im regulären Betrieb mitmachen können.
  • Ihre Hörhilfen können sie während des Sports aber nicht tragen, und in den allermeisten Fällen sind sie auch die Einzigen mit diesem Handicap auf dem Platz.
  • Wichtig ist vor allem die Sensibilisierung des Umfelds für das Thema.

Luca Ballmann ist es gewöhnt. Der Verteidiger vom Bezirksligisten Mülheimer SV 07 hört während eines Spiels nichts. Luca Ballmann ist gehörlos, und spielt auch im im regulären Amateurfußball mit. Nichts Ungewöhnliches. So wie ihn gibt es, laut DFB, rund 2000 gehörlose Fußballerinnen und Fußballern in Deutschland, viele auch in „herkömmlichen“ Vereinen.

Anders als im Gehörlosenfußball, sind sie im Regelbetrieb meistens die Einzigen auf dem Platz, die nichts hören können. Denen, die im Alltag mit einem Hörgerät noch etwas verstehen können, hilft die Technik dann auch nicht weiter. „Die Hörgeräte können leicht kaputtgehen. Durch den Ball oder Stürze sowieso, aber alleine Schweiß reicht schon“, erklärt Luca Ballmann. Ein oder zwei Reparaturen würden von Krankenkasse oder Versicherung noch übernommen, ab dann werde es teuer für den Einzelnen.

Enorme Kosten für Hörgeräte

Vor ein paar Jahren habe es mal eine Möglichkeit gegeben, die Hörgeräte in Gummi-Schutzhüllen zu packen, um den Schweiß fernzuhalten. „Diese Erfindung hat aber nicht funktioniert, da sich aufgrund des Gummis innerhalb der Geräte Flüssigkeit gebildet hat“, so Ballmann.

Die Frage, ob, bei den hohen Kosten für Hörgeräte, Vereine und Verbände finanziell unterstützen könnten, erübrigt sich. Bei der Inklusion von gehörlosen Spielern sind aber noch andere Dinge ein Thema, insbesondere die dafür nötigen Zusatzleistungen der Schiedsrichter.

Kommunikation im Vorfeld wichtig

Beim Gehörlosenfußball benutzen die Unparteiischen eine Fahne, statt einer Pfeife, als Signal für Spielunterbrechungen. Auch bei Spielen des GTSV Essen, der als einziger Verein in Deutschland aktuell eine reine Gehörlosen-Mannschaft im regulären Fußballbetrieb (Kreisliga B) stellt, kommt sie zum Einsatz. Die Fahne stellt der GTSV selbst den Schiedsrichtern zur Verfügung.

Bei Spielen der Gehörlosen-Mannschaft des GTSV Essen (hier in gelb bei einem Spiel 2021) schwenkt der Schiedsrichter eine Fahne, statt zu pfeifen.
Bei Spielen der Gehörlosen-Mannschaft des GTSV Essen (hier in gelb bei einem Spiel 2021) schwenkt der Schiedsrichter eine Fahne, statt zu pfeifen. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Für einzelne Gehörlose, die bei einem Spiel dabei sind, wird das nicht gemacht. Philipp Theobald, Referent für Integration beim Fußballverband Niederrhein. empfiehlt dann: „Wichtig ist die Kommunikation am Spieltag im Vorfeld. Informiert werden sollten das gegnerische Team und der Schiedsrichter. Das könnte eventuell noch früher über die Staffelleitungen im Rahmen der Staffelbesprechungen geschehen.“

Torsten Schwerdtfeger, Vorsitzender des Fußballkreises Essen, antwortet darauf: „Automatisch oder digital haben wir so eine Möglichkeit bei den Spielansetzungen nicht – leider im Jahr 2024.“ Die zweiwöchigen Schiedsrichtersitzungen seien aber durchaus Gelegenheit zur Information und Sensibilisierung. Und: „Aus meiner eigenen langjährigen Erfahrung als Unparteiischer, und jetzt als Kreisvorsitzender, weiß ich, dass in solchen Fällen die individuelle Absprache vor dem Spiel am besten klappt. Die Schiedsrichter bei uns im Kreis gehen dann auch bestens auf die Bedürfnisse der gehörlosen Spieler ein.“