Mülheim. Mit 15 Jahren startet Schwimmerin Arleen Rumbaum schon zum zweiten Mal bei der Deutschen Meisterschaft. Warum die Mülheimerin ihren Sport liebt.
Der Fotograf hat es nicht leicht. Nur kurz taucht Arleen Rumbaum aus dem Wasser auf. Ehe der Autofokus den richtigen Moment zum Scharfstellen gefunden hat, gleitet die Mülheimerin schon wieder durchs kühle Nass des Südbads. Die 15-Jährige gehört aktuell zu den talentiertesten Schwimmerinnen der SG Mülheim und wird die Startgemeinschaft als Einzige am Wochenende bei der Deutschen Meisterschaft in Berlin vertreten.
Sobald die Zehntklässlerin den Sprung vom Startblock wagt, ist sie in ihrer eigenen Welt. „Ich liebe es einfach ins Wasser einzutauchen, alles hinter mir zu lassen und den Alltag zu vergessen“, erklärt sie.
Arleen Rumbaum trainiert an sechs Tagen in der Woche
Über ihre Schwester kam sie zum Schwimmen und wurde wie so viele andere von Christel Dziallas ausgebildet. Hockey und Leichtathletik konnten die Mülheimerin nicht langfristig überzeugen, daher blieb sie beim Schwimmen. Mittlerweile trainiert sie an sechs Tagen in der Woche, neben der Zeit im Wasser stehen Krafttraining und Athletikübungen auf dem Programm.
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Für andere Hobbys bleibt da nicht viel Zeit. „Das mache ich aber gerne, denn Schwimmen ist mein liebstes Hobby“, sagt Arleen Rumbaum. Und die Schule? „Ich finde es immer lustig, wenn andere sagen, dass könne doch gar nicht klappen. Aber das Training gibt mir noch mehr Motivation für die Schule.“
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Umso besser für die 15-Jährige, dass sie trotz der Corona-Pandemie durch ihren Kaderstatus keine allzu lange Trainingspause einlegen musste. „Aber es macht natürlich schon einen Unterschied, wenn man viermal die Woche ins Wasser kann oder zweimal am Tag“, gibt Trainer Jörg Schiemann mit Blick auf größere Vereine zu bedenken.
Trainer Jörg Schiemann lobt den unbändigen Willen seiner Athletin
Auch Arleen Rumbaum habe hinterher Defizite aufzuarbeiten gehabt. „Aber das hat sie kompensiert durch einen unbändigen Willen“, lobt der Coach und ergänzt: „Sie ist momentan am weitesten und setzt mit am besten um.“
Die Belohnung gab es schon im vergangenen Jahr mit der erstmaligen Qualifikation für die offene Deutsche Meisterschaft. Mit damals noch 14 Jahren schwamm sie auf Anhieb ins B-Finale. „Das war schon ein tolles Event und super, den großen Schwimmern mal über die Schulter zu schauen“, schildert sie ihre ersten Eindrücke von der großen Bühne.
Nur knapp an Auszeichnung vorbeigeschrammt
Von der Sportjugend im Mülheimer Sportbund wurde sie daraufhin für die Wahl zum Talent des Jahres nominiert. Erst in einem Entscheidungswahlgang unterlag sie dem Ringer Aaron Bellscheidt. „Das habe ich erst gar nicht mitbekommen, aber das gibt einem natürlich eine schöne Bestätigung, dass man schon etwas erreicht hat.“
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Als ihren größten Erfolg bezeichnet die Schwimmerin aber ihre drei Finalläufe bei den Deutschen Jahrgangsmeisterschaften in diesem Jahr – wenngleich es mit zwei vierten und einem fünften Platz nicht für eine Medaille gereicht hat. „Bei den beiden vierten Plätzen bin ich Bestzeit geschwommen und war super zufrieden“, betont die 15-Jährige. Doch an den 50 Metern Brust hat sie noch zu knacken. „Da bin ich leider etwas hektisch geworden“, ärgert sie sich noch heute.
15-Jährige sieht Verbesserungspotenzial über 50 Meter Brust
Daher sieht sie auf dieser Strecke womöglich noch das größte Verbesserungspotenzial für die DM. Trainer Jörg Schiemann möchte seinem Schützling aber keinen allzu großen Druck vor dem dritten großen Wettkampf in diesem Jahr machen. „Wir hoffen, dass sie an die guten Zeiten von der Jahrgangsmeisterschaft anknüpfen kann“, so Schiemann, der optimistisch anfügt: „Die Trainingsergebnisse lassen darauf schließen, dass sie ähnlich schnell sein wird.“
In der Hauptstadt wird die Mülheimerin erneut alle Bruststrecken von 50 bis 200 Meter in Angriff nehmen. „Es macht mir am meisten Spaß, Brust zu schwimmen. Ich finde die Bewegung am besten“, erklärt sie ihre Spezialisierung, die sich mit der Zeit herauskristallisiert habe. „Man stellt mit dem Alter fest, was am besten klappt.“
Welche Strecken Arleen Rumbaum nicht vernachlässigen will
Dennoch sei es wichtig, sich nicht nur auf eine Strecke zu fokussieren und die anderen nicht zu vernachlässigen. Der Trainer konkretisiert: „Wir wollen in der Kurzbahnsaison die 100 Meter Lagen ein bisschen forcieren, auch den Sprint in Schmetterling und Kraul, damit sie aus dem Brust-Trott rauskommt.“
So soll de einzige Berlin-Fahrerin der SG Mülheim auch für die Zukunft gut aufgestellt sein. Denn gewisse Träume sind durchaus da. „Es wäre toll, mal bei Olympia zu schwimmen oder mit dem Sport den Lebensunterhalt zu finanzieren“, verrät Arleen. Und wenn das nicht klappt, hat auch der bisherige Berufswunsch zumindest im weitesten Sinne etwas mit Wasser zu tun. „Ich möchte Meeresbiologin werden.“