Mülheim. Timm Herzbruch spielt seine erste Hallensaison seit fünf Jahren – und zeigt sich in absoluter Torlaune. Das große Ziel ist das FinalFour.
51 Tore in zehn Spielen – Timm Herzbruch hat sich in der Vorrunde der Hallenhockey Bundesliga in Topform präsentiert. Trotzdem musste der HTC Uhlenhorst bis zum letzten Spiel um das Viertelfinalticket kämpfen.
Das ist nun gelöst, gegen Berlin geht es um das Final Four. Der 24-jährige Stürmer spricht über das K.o.-Duell, seine Torquote, die abgesagten internationalen Hallenturniere und über den neuen Bundestrainer André Henning.
Hallo Herr Herzbruch, das erste Etappenziel ist mit dem Erreichen der Playoffs geschafft. Wie fällt das Fazit nach den beiden Spielen gegen Köln aus?
Timm Herzbruch: Wir hatten uns viel vorgenommen und haben zwei ganz starke Spiele gemacht. Vor allem die erste Halbzeit gegen Rot-Weiss war sehr gut. Es war gegen diesen starken Gegner eine insgesamt sehr reife und erwachsene Leistung und wir haben gezeigt, was in uns steckt. Thilo Stralkowski hat es schon richtig gesagt: Die Partie war ein Neustart für uns. Gegen Blau-Weiß war es von der Intensität ein ganz anderes Spiel, das wir gut runtergespielt haben.
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Sie mussten am Wochenende gewinnen, um ins Viertelfinale zu kommen. Auch, weil die Ergebnisse vor Weihnachten nicht gestimmt haben. Woran hat das gelegen?
Wir haben nie richtig schlecht gespielt und auch fleißig Tore geschossen, aber wir waren in der Abwehr viel zu anfällig. Gegen Düsseldorf haben wir beispielsweise 14 Tore geschossen, das ist eine optimale Torausbeute. Aber wir haben auch 14 kassiert. Das sind für unsere Ansprüche und spielerische Qualitäten einfach zu viele Gegentore. Zudem hatten wir auch keine Konstanz in der personellen Besetzung der Mannschaft aufgrund von Corona, Verletzungen und anderen Gründen, wodurch auch der gewisse spielerische Flow und Abstimmung auf dem Platz leiden.
Zur Person
Timm Herzbruch wurde am 7. Juni 1997 geboren und spielt seit der Jugend für den HTC Uhlenhorst. Mit den Mülheimern gewann er 2018 und 2019 den Deutschen Meistertitel auf dem Feld, 2016 in der Halle.
Herzbruch hat 93 Länderspiele auf dem Feld und 13 in der Halle bestritten. Bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro gewann er mit dem deutschen Team die Bronzemedaille.
Nun sieht es aber besser aus, der Kader ist komplett. Was bedeutet das mit Blick auf das Viertelfinale beim Berliner HC?
Wir sind in Bestbesetzung und wollen uns dort durchsetzen. Berlin hat eine physisch starke Mannschaft, die ihre Systeme klar durchspielt, lange eingespielt ist und viel Qualität hat. Wenn wir defensiv und offensiv das abrufen, was wir können, bin ich davon überzeugt, dass wir ins FinalFour einziehen können.
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Dann wird es auch wieder auf Ihre Tore ankommen. Sie strahlen seit Saisonbeginn eine große Spielfreude aus, haben 51-Mal getroffen. Liegt Ihnen Hallenhockey besonders gut?
Ich bin ein absoluter Freund des Hallenhockeys, auch weil ich finde, dass es für die spielerische und persönliche Entwicklung enorm wichtig ist. Dazu kommt, dass ich zuletzt in der Saison 2016/17 in der Halle gespielt habe und danach aufgrund von internationalen Turnieren auf dem Feld oder wegen Verletzungen eine Hallensaison für mich nicht infrage kam. Jetzt bin ich fit und sehr gut drauf und versuche das auch auf dem Parkett zu zeigen. Hinzukommt, dass ich sensationelle Teamkollegen habe, die mir die vielen Tore ermöglichen.
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Wo liegt für einen Stürmer der Unterschied zwischen Feld- und Hallenhockey?
In der Halle gibt es viel mehr Torchancen. Egal ob aus dem Spiel heraus oder nach Standardsituationen. Und wenn man dann eine so offensivstarke Mannschaft hat wie wir, dann fallen auch viele Tore.
Eigentlich hätten Sie aktuell bei der Nationalmannschaft sein sollen, um sich auf die Heim-EM in Hamburg vorzubereiten. Das Turnier ist ebenso abgesagt, wie die Hallen-WM in Lüttich. Wie beurteilen Sie diese Absagen, auch mit Blick darauf, das andere Sportarten, beispielsweise die Handballer, trotz der Pandemie an den Turnieren festhalten?
Die Vorfreude auf die EM und die WM war groß, umso bitterer ist es, dass die beiden Turniere jetzt ausfallen. Für alle Beteiligten ist das mehr als frustrierend. Allerdings wäre die Infektionsgefahr mit so vielen Spielern aus verschiedenen Ländern, die über einen so kurzen Zeitraum zusammenkommen, wohl zu hoch gewesen. Ich habe beide Turniere schon gespielt und weiß, was wir verpassen. Gerade in der Halle wären die Stimmung und die Atmosphäre mit Fans unglaublich gut gewesen.
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Im vergangenen Jahr konnten die Olympischen Spiele und die Europameisterschaft trotz der Pandemie stattfinden. Wie fällt ihr Fazit mit etwas Abstand aus?
Die Vize-Europameisterschaft war ein Schritt in die richtige Richtung. Es war mein erstes EM-Finale und wir waren acht Sekunden davor, das Spiel zu gewinnen. Tokio ist für mich persönlich und auch die gesamte Mannschaft sehr bitter gewesen und hat uns allen sehr wehgetan. Wir hatten die Qualität und das Potenzial, eine Medaille zu holen. Australien war im Halbfinale aber etwas konsequenter als wir, gegen Indien sind wir nach der 3:1-Führung eingebrochen. Eine Medaille wäre für uns ein riesengroßer Erfolg gewesen, aber wir haben auch gesehen, woran wir noch arbeiten müssen.
Das werden Sie in der Nationalmannschaft künftig mit einem neuen Bundestrainer machen. André Henning kennen Sie noch vom Uhlenhorst und von vielen Duellen mit Rot-Weiss Köln. Wie würden Sie ihn beschreiben?
André war in meinem ersten halben Seniorenjahr am Uhlenhorst und auch in der U18- und U21-Nationalmannschaft mein Trainer. Ich halte sehr viel von ihm, er ist taktisch sehr versiert und menschlich ein super Typ. Das zeigen auch seine Erfolge auf internationaler und nationaler Ebene. Ich freue mich auf die gemeinsame Zusammenarbeit in der Nationalmannschaft.