Tokio. Vier Spieler des HTC Uhlenhorst standen im deutschen Olympiakader – das Spiel um die Bronzemedaille ging mit 4:5 verloren. Es war viel mehr drin.

Das Training, der Schweiß, die Arbeit der vergangenen fünf Jahre zugespitzt auf diesen einen Moment. Noch sechs Sekunden stehen im Spiel um die Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen auf der Uhr. Lukas Windfeder übernimmt die Verantwortung, tritt an zur Ecke für Deutschland. Er muss treffen, um zum 5:5 gegen Indien auszugleichen. Er trifft nicht. Indien gewinnt ein irres Hockeyspiel, Deutschland steht zum ersten Mal seit den Olympischen Spielen im Jahr 2000 in Sydney mit leeren Händen da.

„Wenn jemand in dieser Situation die Verantwortung übernimmt, hat er meinen größten Respekt“, sagt Thilo Stralkowski, Windfeders Trainer beim HTC Uhlenhorst. Stralkowski war zu seiner aktiven Zeit selbst Eckenschütze, weiß, wie sich Windfeder in dem Moment gefühlt haben muss.

Thilo Stralkowski fühlt mit seinen Uhlenhorstern

„Manchmal bist du es dann, der es für die Mannschaft in der Hand hat“, so Stralkowski. Windfeder, der im Turnier sieben Tore erzielte und auch im Spiel um Bronze das 4:5 erzielte, konnte diesen finalen Schuss nicht so platzieren, wie es ihm schon oft gelungen war. „Leider konnte der indische Torwart den Ball relativ leicht nach außen abwehren“, sagt Stralkowski.

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Windfeder sank unmittelbar nach dem Schuss enttäuscht auf das Spielfeld im olympischen Hockeystadion. Auch seinen drei Uhlenhorster Teamkollegen Niklas Bosserhoff, Benedikt Fürk und Timm Herzbruch stand die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben.

Vor fünf Jahren gab es noch Bronze

Für Herzbruch war es das zweite Bronzespiel, in Rio war es gut ausgegangen, der Stürmer brachte damals Edelmetall mit nach Mülheim. Diesmal stand das HTCU-Quartett mit leeren Händen da. Gerade für einen tat es Stralkowski besonders leid.

Der Mülheimer Benedikt Fürk erzielte gegen Indien das zwischenzeitliche 3:1 für Deutschland. Zur Bronzemedaille reichte es am Ende aber nicht.
Der Mülheimer Benedikt Fürk erzielte gegen Indien das zwischenzeitliche 3:1 für Deutschland. Zur Bronzemedaille reichte es am Ende aber nicht. © Getty Images | Julian Finney

„Für Benedikt Fürk war es sicherlich das letzte Spiel bei Olympischen Spielen. Er hat es endlich geschafft, dabei zu sein und hat gegen Indien sogar noch ein Tor geschossen“, so Stralkowski über den 32-Jährigen Außenverteidiger, der ein gutes Turnier in Tokio spielte und gegen Indien zum 3:1 traf.

Chance auf Wiedergutmachung in Paris 2024

Auch die anderen drei wussten zu überzeugen, sie werden alles daran setzen, in Paris 2024 einen neuen Anlauf zu nehmen. „Sie haben dann die Chance, das wieder gerade zu biegen“, sagt Stralkowski.

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Momentan überwiege aber natürlich noch die Enttäuschung. „Es war mehr drin und gerade, da es diesmal fünf Jahre harte Arbeit waren, ist es noch bitterer. Der vierte Platz ist das Schlimmste, was passieren kann. Wenn man im Halbfinale steht, will man natürlich die Medaille“, so der Olympiasieger von 2012.

Uhlenhorster-Präsident ist stolz auf die Mülheimer Spieler

Kontakt hatte er mit seinen Spielern noch nicht. „Momentan will auch noch keiner was hören. Die Enttäuschung dafür ist zu riesig“, sagt Stralkowski. Er ist sich aber sicher, dass seine Jungs mental stark genug sind, um die bittere Niederlage zu verarbeiten.

„Heute weinen wir aber erst einmal mit unseren Spielern“, sagt HTCU-Präsident Hanns-Peter Windfeder, der das Spiel in der Nacht unter anderem gemeinsam mit Stürmer Malte Hellwig verfolgte. Eine Medaille sei drin und wäre auch verdient gewesen, so Windfeder, der auf die vier Uhlenhorster besonders stolz ist. „Sie haben eine unfassbare Rolle in diesem Turnier gespielt“, so der Präsident.

Schnelle 3:1-Führung bringt keine Ruhe ins deutsche Spiel

Dass es vor allem mit Blick auf den Spielverlauf doppelt enttäuschend ist – immerhin führte Deutschland nach 25 Minuten 3:1 – erklärt sich von selbst. „Vier Gegentore in Folge, da muss man eine ganze Menge schlucken. Den Indern muss man aber auch ein Kompliment machen, sie haben es nach dem Rückstand sehr, sehr gut gemacht“, so Stralkowski. Binnen zwei Minuten hatte Indien noch vor der Halbzeit ausgeglichen, vier Minuten dauerte es nach dem Seitenwechsel, da führte der Außenseiter mit 5:4.

Vor fünf Jahren waren es noch die Deutschen, die damals das Viertelfinale gegen Neuseeland innerhalb von 90 Sekunden drehten und noch ins Halbfinale einzogen. Diesmal hatte es nicht sollen sein. Zugespitzt in diesem Moment, Sekunden vor dem Ende, als Lukas Windfeder an Sreejesh Parattu Raveendran scheiterte.