Mülheim. Jetzt wird es ernst: Die vier Hockeynationalspieler des HTC Uhlenhorst Mülheim machten sich am Freitag über Frankfurt auf den Weg nach Tokio.
„Ich hab’ hundertprozentig was vergessen“, sagte Lukas Windfeder, während er mit seinen drei Teamkollegen vom HTC Uhlenhorst sein Auto und das von Benedikt Fürk mit jeder Menge Taschen und Koffern belud. Vom heimischen Uhlenhorst machte sich das Quartett auf den Weg nach Frankfurt. Um 18.15 Uhr ging von dort aus der Flieger nach Tokio. Olympia, die Mülheimer kommen!
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Steigt nun die Nervosität, jetzt wo das große Ziel immer näher rückt? Alle vier schütteln mit dem Kopf. „Es ist eher Vorfreude“, sagt Niklas Bosserhoff – und die könne auch durch keinerlei Umstände getrübt werden.
„Klar, hätten wir uns gewünscht, wenn wenigstens ein paar Zuschauer dabei gewesen wären aber wir müssen uns jetzt auf das konzentrieren, was wir beeinflussen können“, sagt Bosserhoff, mit 23 Jahren der Jüngste der vier Mülheimer.
Niklas Bosserhoff war schon 2012 beim Empfang von Stralkowski und Rabente dabei
Er fiebert seinen ersten Olympischen Spielen entgegen. „Ich war 2012 dabei, als wir Thilo (Stralkowski) und ,Rabbi’ (Jan Philipp Rabente, Anm. d. Red) hier empfangen haben. Da war ich 14 und da überlegt man sich natürlich schon, dass man das auch mal selbst erleben möchte“, blickt der Uhlenhorster zurück.
Sechs Jahre später gab er selbst sein Debüt in der A-Nationalmannschaft. „Das sind ja immer kleine Schritte, die man dann unternimmt“, sagt er.
Der letzte davon ist die Etablierung im Nationalteam. „Bei der Nominierung hatten wir 25 Mann, die es alle verdient gehabt hätten“, erklärt der 23-Jährige, warum sich keiner seines Platzes sicher sein konnte. „Es war dann schon eine Riesenerleichterung.“
Auch Windfeder und Fürk geben ihr Olympia-Debüt
Auch Lukas Windfeder (26) und Benedikt Fürk (32) sind erstmals bei Olympia dabei. Bei Windfeder verhinderte eine Schulterverletzung im Vorfeld wohl eine Nominierung bei den Spielen 2016. Routinier Fürk gab schon 2010 sein Länderspieldebüt, wurde bei den Turnieren 2012 und 2016 aber jeweils nicht berücksichtigt. Nun bestreitet er das vielleicht letzte große Highlight seiner Karriere.
Einer der weiß, wie sich ein Medaillengewinn anfühlt, ist Timm Herzbruch. Der 24-Jährige war in Rio de Janeiro als einziger Mülheimer dabei und gewann mit dem deutschen Team Bronze.
In Tokio wird er eines der Sechser-Appartements unter anderem mit seinem Teamkollegen Bosserhoff und dem Ex-Mülheimer Christopher Rühr beziehen. „Die Vorfreude ist genauso wie 2016, als wäre es das erste Mal“, betont Herzbruch.
Ausfüllen von zahllosen Formularen sorgt für Stress vor dem Abflug
Neben der Herausforderung, bloß nichts von der Ausrüstung zu vergessen, hielt die Hockeyspieler im Vorfeld vor allem das Ausfüllen unzähliger Formulare und das Herunterladen zahlloser Apps auf Trab. „Das war wirklich maximal stressig, ständig musste irgendwas ausgedruckt, hochgeladen, eingescannt werden“, berichtet Lukas Windfeder.
Auch die Reise selbst dürfte für die „Honamas“ nicht weniger stressig werden. Elf Stunden dauert der Flug von Frankfurt nach Tokio-Haneda. Um 12.15 Uhr Ortszeit kommen die Mülheimer mit ihren Mitstreitern am Austragungsort an. „In den nächsten Tagen müssen wir uns dann erst einmal akklimatisieren“, weiß Timm Herzbruch. Vor dem Start gegen Kanada am 24. Juli stehen auch noch zwei Testspiele auf dem Programm.
EM-Silber hat für Selbstvertrauen beim Hockeynationalteam gesorgt
Das Ziel bei den Olympischen Spielen liegt auf der Hand. Der zweite Platz bei der Europameisterschaft hat dem Deutschen Team zudem Selbstvertrauen verschafft. Der Rückstand zu den Niederländern oder den Belgiern scheint nicht mehr riesig zu sein. „Jetzt müssen wir natürlich schauen, was Australien für eine Mannschaft aufstellt. Außerdem kommen Argentinien und Indien noch dazu“, weiß Lukas Windfeder.
Timm Herzbruch ergänzt: „Bei der EM haben wir schon ein gutes Turnier gespielt und haben in den letzten eineinhalb Jahren eine gute Entwicklung hingelegt. Unser Ziel ist auf jeden Fall eine Medaille.“
Bosserhoff setzt auf Steigerung während des Turniers
Für Nikas Bosserhoff könnte der Modus der deutschen Mannschaft helfen. „Das Turnier ist sehr lang mit fünf Gruppenspielen, da können wir uns auch noch steigern, damit wir in den K.o.-Spielen dann die Höchstleistung abrufen können.“
Nervös machen kann die Hockeyspieler offensichtlich wenig. „Mich macht höchstens das Gefühl nervös, dass ich etwas vergessen habe“, sagt Lukas Windfeder einmal mehr. Gute Reise!