Amsterdam/Mülheim. Vier Uhlenhorster kämpften im Finale der Europameisterschaft gegen die Niederlande um den Titel, verloren aber unglücklich im Penaltyschießen.

Viel enger hätte es nicht werden können im Finale der Hockey-Europameisterschaft zwischen Deutschland und den Gastgebern der Niederlande: Die Partie im Wagner Stadion wurde zu einem echten Hockey-Krimi: Wieder ein Last-Minute-Tor, wieder 2:2. Aber diesmal mit Penaltyschießen. Und dem besseren Ende für die Niederlande. Die Gastgeber behielten im Shoot Out die Nerven und gewannen mit 4:1 (2:2, 0:1). Für zwei Mülheimer war es, trotz guter Leistung, ein unglückliches Spiel.

Doch von vorne: Viel schöner hätte die Ausgangssituation für die deutsche Mannschaft mit den vier Mülheimern Timm Herzbruch, Benedikt Fürk, Niklas Bosserhoff und Lukas Windfeder nicht sein können: Das Endspiel der Europameisterschaft gegen die Niederlande, Gastgeber der EM. Und das vor 3000 Zuschauer im Amsterdamer Wagner Stadion. Schon in der Gruppenphase waren beide Teams aufeinander getroffen. Die Partie endete 2:2, dank eines Last-Minute-Treffers von Lukas Windfeder.

Strafecken ungenutzt gelassen

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Jubel nach dem Last-Minute-Ausgleich gegen die Niederlande: Lukas Windfeder erzielte den 2:2-Ausgleich in der Gruppenphase gegen den Gastgeber.
Von Nadia Al-Massalmeh und Patrick Radtke

Entsprechend legten beide Mannschaften auch los: Schon in den ersten Minuten entwickelte sich ein intensiv geführtes Spiel. Nach sieben Minuten spielte sich das DHB-Team die erste Strafecke heraus. Lukas Windfeders Schlenzer landet am niederländischen Fuß. Es gab wieder Strafecke, wieder Windfeder, aber diesmal konnte der Schlussmann in Oranje klären: Pirmin Blaak, der nicht nur in den ersten 30 Minuten der wichtigste Mann der Gastgeber werden würde.

War bis kurz vor Schluss noch guter Dinge: Lukas Windfeder (r.), der sein Eigentor wohl zu gerne mit einem Strafecken-Treffer wieder wettgemacht hätte. Hier ist der Uhlenhorster im kurzen Austausch mit dem Niederländer Jorrit Croon (l.)
War bis kurz vor Schluss noch guter Dinge: Lukas Windfeder (r.), der sein Eigentor wohl zu gerne mit einem Strafecken-Treffer wieder wettgemacht hätte. Hier ist der Uhlenhorster im kurzen Austausch mit dem Niederländer Jorrit Croon (l.) © dpa | Frank Uijlenbroek

Deutschland mach im ersten Viertel defensiv einen guten Eindruck, was aber auch an den wenig gefährlichen Niederländern lag. Die Gastgeber erspielten sich die erste Strafecke nach zwölf Minuten, die der Deutsche Keeper Alexander Stadler aber problemlos parieren konnte. Kurz danach bediente Timm Herzbruch seinen Teamkollegen Niklas Bosserhoff (13.), der allerdings im Kreis gestoppt wurde. Sekunden vor der Viertelpause schickte Windfeder mit einem langen Ball Benedikt Fürk Richtung Kreis, der den Winkel des Kastens avisiert, allerdings am Oranje-Keeper scheitert.

Überzahl für zum ersten Treffer

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Auch im zweiten Viertel leitet Windfeder die dritte große Chance ein und zog am Kreis ab. Aber die Chance und die Nachschüsse vereitelte – natürlich – Primin Blaak. Erst eine Überzahl führte zum ersten Treffer der Partie. Deutschland erspielte sich nach 25 Minuten die dritte Strafecke, die zu einem Siebenmeter führte. Christopher Rühr verwandelte ihn zum 1:0 und, brachte, anders als im Gruppenspiel, Deutschland in Führung. Nur Minuten später hatte Windfeder wieder per Strafecke die Chance auf 2:0 zu erhöhen, aber wieder hielt der gut aufgelegte Schlussmann der Niederlande, dem es die Gastgeber zu verdanken hatten, dass sie nicht schon höher in Rückstand lagen.

Kurz vor der Pause kassiert die von Kais al Saadi trainierte deutsche Mannschaft eine Zwei-Minuten-Strafe, spielt die Zeit aber gut runter, verteidigt stark und stellt die Räume gut zu. Niklas Bosserhoff hatte Glück: in den letzten Sekunden der Unterzahl bekam er den Ball unmittelbar in Kreisnähe ans Bein, aber es passierte knapp außerhalb, wie der Schiedsrichter entschied.

Verdiente 1:0-Führung zur Halbzeit

Verdient ging Deutschland entsprechend mit einer 1:0-Führung, die allerdings noch höher hätte ausfallen können oder müssen, in die Pause. Richtig viel Gefahr ging in den ersten 30 Minuten von den Gastgebern nämlich nicht aus: Sie machen zu viele Fehler im Spielaufbau, nutzen Strafecken nicht konsequent. Zum Glück für den DHB.

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Die zweite Hälfte begann gleich mit der strittigste Situation des Spiels und der unglücklichsten für einen der Mülheimer Akteur: Die Niederlande bekamen einen Freischlag an der gestrichelten Linie zugesprochen, Robbert Kemperman machte sich auf den Weg in den Kreis, sein Schlag landete an Lukas Windfeders Schläger, der denn Ball dann unglücklich ins eigene Tor lenkte (34.). Der Schiedsrichter entschiede auf Tor. Aber waren das wirklich fünf Meter, die mit dem Ball absolviert werden müssen, eher ein Kreiseintritt erlaubt ist. Deutschland nahm den Videobeweis. Aber es blieb beim Tor für Oranje, auch wenn es in der Zeitlupenbetrachtung eher nach einer Fehlentscheidung aussah, weil Kemperman den Freischlag deutlich innerhalb der gestrichelten Fünf-Meter-Linie ausführt.

Niederländer nutzen Euphorie

Die Niederländer nutzten die Euphorie nach dem Ausgleich und erhöhten den Druck, während Deutschland eine weitere Strafecke ungenutzt ließ.

Die letzten 15 Minuten des Endspiels hatten es in sich: Niklas Bosserhoff und Lukas Windfeder verteidigten mit guten Abwehr-Aktionen gegen die immer stärker werdenden Niederländer das Unentschiedne. Es schlichen sich aber auch immer wieder leichte Fehler im deutschen Aufbauspiel ein. Um mal wieder offensive Akzente zu setzen, pfefferte Niklas Bosserhoff den Ball vom Kreisrand Richtung niederländischen Kasten, allerdings vorbei. Eine der wenigen gefährlichen Offensivaktionen des DHB-Teams im letzten Viertel. Denn auch Strafecke Nummer sechs ließ Deutschland ungenutzt.

Staib bringt Deutschland erneut in Führung

Jubel über die zwischenzeitliche 2:1-Führung für das DHB-Team: Benedikt Fürkt (r.) feiert mit dem Torschützen Constantin Staib.
Jubel über die zwischenzeitliche 2:1-Führung für das DHB-Team: Benedikt Fürkt (r.) feiert mit dem Torschützen Constantin Staib. © AFP | Willem Vernes

Vier Minuten vor dem Ende war es dann Constantin Staib, der den Ball hinter dem Rücken irgendwie am Oranje-Schlussmann vorbei ins Tor manövrierte: 2:1 für Deutschland. Aber vier Minuten sind im Hockey eine lange Zeit und so kamen die Niederländer neun Sekunden vor dem Ende doch noch zu einer Strafecke (ebenfalls keine wirklich eindeutige Entscheidung) und durch Jip Janssen zum 2:2-Last-Minute-Ausgleich.

Ziemlich eindeutig lief es dann im Penaltyschießen ab. Euphorisiert vom Treffer in der letzten Sekunden verwandelten alle Niederländer souverän ihre Versuche, während das deutsche Team strauchelte. So auch Timm Herzbruch, der beim Stand von 1:3 einen fast perfekten Penalty hinlegte, Keeper Primin Baak aussteigen ließ, das leere Tor aber um Zentimeter verfehlte. Die Vorentscheidung, denn auch der vierte Niederländer, Thijs van Dam, traf zum 4:1 im Penaltyschießen.

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Am Sonntag wird dann Maike Schaunig mit dem Nationalteam der Damen versuchen, doch noch einen EM-Titel nach Mülheim zu holen. Sie tritt mit den „Danas“ um 12.30 Uhr ebenfalls gegen die Niederlande an.