Mülheim. Unter Mülheims Handballern herrscht wenig Optimismus. Befürchtet werden eine lange Corona-Pause, Annullierung – und womöglich bleibender Schaden.

Vergangene Woche hat der Handballverband Niederrhein seine Pläne für einen möglichen Re-Start des Handballspielbetriebs im kommenden Jahr vorgestellt. Der Verband hat dabei zwei Szenarien erarbeitet, wobei die optimistische Variante von einem Start bereits im Februar ausgeht.

Die Mülheimer Handballvereine teilen diesen Optimismus nicht, der Großteil hält einen Beginn im März für die realistischere Variante. Einige hoffen aber auch auf die komplette Annullierung der Saison.

Corona-Lockdown: Handballtraining ist jetzt ganz weit weg

„Ich denke, über die Variante eins müssen wir keine Worte verlieren“, sagt etwa Carsten Quass, Trainer des Landesligisten VfR Saarn. Zu weit weg erscheint angesichts des ab Mittwoch geltenden harten Lockdowns die Aussicht auf ein gemeinsames Training im Januar.

Zustimmung erhält er dabei unter anderem von seinem Trainerkollegen beim HSV Dümpten. „Mehr als eine Hinrunde kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen“, sagt Coach Rene Bülten, bei dem mittlerweile ein Stück weit Resignation eingetreten ist. Ähnliche Worte ließen sich auch aus Styrum vernehmen. „Ich denke nicht, dass vor Ende Februar etwas passiert“, so Trainer Stephan Schmidt.

Der Styrumer Coach blickt angesichts der aktuellen Platzierung seiner Mannschaft auch mit Sorge auf eine mögliche noch verbleibende Saison. Denn die „06er“ haben nur einen Sieg geholt und stehen damit auf einem Abstiegsplatz.

Beim Thema Saisonfortsetzung geht es auch um sportliche Interessen

„Wir brauchen dringend Punkte, die wir in den ersten Spielen dämlich liegengelassen haben“, findet Trainer Schmidt deutliche Worte. Bei nur noch acht ausstehenden Partien in einer verkürzten Saison schwinden so langsam die Chancen, die notwendigen Punkte noch einzusammeln.

„Eine Annullierung der Saison wäre mir angesichts dessen natürlich die liebste Variante“, so Schmidt. Er halte es für „machbar, das komplette Ding auf null zu setzen“. Freuen dürften sich über diese Lösung auch die Landesliga-Frauen der DJK, diese stehen bislang abgeschlagen ohne Punktgewinn im Tabellenkeller.

„Man sollte nicht versuchen, die Saison mit aller Macht durchzusetzen, sondern vielmehr auf die Gesundheit der Spielerinnen achten“, sagt Trainer Gunnar Müller. Der auch von „einigen Trainerkollegen gehört hat, dass diese einer Annullierung gegenüber nicht abgeneigt wären.

Der VfR Saarn hat einen perfekten Saisonstart hingelegt

Klar ist aber auch, dass diese Lösung ebenso vielen nicht schmecken dürfte. „Wer oben steht und um den Aufstieg spielt, der wäre davon sicher nicht begeistert“, sagt Styrums Schmidt, denn die Situation kennt der Coach noch aus dem vergangenen Jahr.

Das Saisonziel Aufstieg hatte eigentlich keine der Mülheimer Mannschaften vor der Saison ausgerufen. Aber insbesondere der VfR Saarn hat in der Landesliga einen guten Start hingelegt und noch keinen Punkt abgegeben. Die Mehrheit wünscht sich aber, dass es zumindest noch für eine Hinrunde reicht. Auch wenn klar ist, dass ein Neustart nach so langer Zeit nicht einfach umsetzbar wäre.

Bevor es wieder losgeht, sollen vier Wochen Vorbereitung bleiben

„Ich weiß nicht, ob man den Spielern damit einen Gefallen tut. Der körperliche Zustand wird ja nicht besser“, so HSV-Trainer Bülten. Die vom HVN eingeplante vierwöchige Vorbereitungszeit hält er für „knackig“.

Allerdings könnten die Auswirkungen einer fast einjährigen Meisterschaftspause im Handball, der seit jeher um Nachwuchs und öffentliche Aufmerksamkeit kämpft, dramatisch sein, geben die Trainer zu bedenken.

„Wir können froh sein, wenn es auch noch in der nächsten Saison genug Vereine und Mannschaften gibt, um die Ligen interessant zu gestalten“, sagt Scholz. Wenn die Saison nicht zu Ende gespielt wird, sehe er gerade im Frauenbereich schwarz.

Mehr aktuelle Handball-Artikel aus Mülheim:

Alle aktuellen Bilder und Artikel zum Sport in Mülheim finden Sie hier

[In unserem Lokalsport-Newsletter halten wir Sie nach jedem Wochenende auf dem Laufenden. Den Lokalsport-Newsletter können Sie hier kostenlos bestellen.]