Mülheim. In einem Jahr beginnen die Olympischen Sommerspiele in Tokio. Vier Sportler aus Mülheim werden von ihrem Weg zu den Spielen berichten.

9292 Kilometer liegen zwischen Mülheim und Tokio. Etwas über 13 Stunden beträgt die Flugzeit von Düsseldorf in die Weltmetropole in Fernost. Warum das interessant ist? Heute in einem Jahr beginnen in Tokio die 32. Olympischen Sommerspiele. Zum zweiten Mal nach 1964 ist die Stadt Gastgeber, damals war kein Mülheimer mit dabei. Im kommenden Jahr wollen gleich mehrere die Nominierung erhalten und im besten Fall auch um die Medaillen kämpfen. Vier davon werden wir ein Jahr lang begleiten. Auf ihrer ganz persönlichen „Road to Tokio“.

„Olympische Spiele sind die größte Sportveranstaltung der Welt. Und es ist das größte Turnier im Badminton. Deshalb möchte ich natürlich dorthin“, sagt Yvonne Li. Die 21-Jährige gebürtige Hamburgerin ist aktuell die beste deutsche Badmintonspielerin, lebt in Mülheim und trainiert am hiesigen Stützpunkt an der Südstraße.

Unter die besten 60 der Welt

Yvonne Li hat bei den European Games Blut geleckt.
Yvonne Li hat bei den European Games Blut geleckt. © NRZ | Johannes Kruck

Kürzlich schied sie bei den European Games in Minsk erst im Viertelfinale aus. „Da war ich natürlich zuerst enttäuscht, gerade weil ich mir eine Medaille gewünscht hatte. Aber ich habe durch das Turnier auch gemerkt, dass es sich lohnt, für so ein Event zu arbeiten“, sagte sie anschließend. Ihr Ziel: Unter die besten 60 in der Weltrangliste zu kommen, aktuell liegt sie auf Position 40 und versucht sich bei den Turnieren in Wladiwostok, St. Petersburg und Bangkok weiter nach vorne zu spielen.

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Aktuell macht die Badmintonspielerin schon einmal Station in Japan. Dort besucht sie ihren Bruder, der ein Auslandssemester im Land der aufgehenden Sonne absolviert. Im kommenden Sommer würde Yvonne Li gerne wieder dorthin reisen.

Herzbruch hat schon Bronze

Ebenso wie Timm Herzbruch. Wie sich Olympische Spiele anfühlen weiß der Top-Torjäger des HTC Uhlenhorst bereits seit den Spielen 2016 in Rio de Janeiro. Und gleich bei seiner Premiere am Zuckerhut erfüllte er sich den Traum einer Medaille. Mit Bronze kehrte er zurück zum Uhlenhorstweg, verwandelte im Spiel um Platz drei einen wichtigen Penalty im Shoot-Out.

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Timm Herzbruch gewann Bronze in Rio.
Timm Herzbruch gewann Bronze in Rio. © imago/Horstmüller | imago sport

Mittlerweile ist Herzbruch zweifacher deutscher Meister auf dem Feld und ein gestandener Nationalspieler. Schon nach der Medaille vor drei Jahren wusste er, dass Vater Arndt einen großen Anteil am Erfolg hatte: „Er hat mich dahin gebracht, wo ich heute bin“, so Herzbruch damals. Im kommenden Jahr möchte er wieder mit dabei sein – der Weg zu einer erneuten Medaille ist aber ein schwerer. In der neu gegründeten Pro League reichte es nur zum sechsten Platz unter den acht Mannschaften. Die Weltspitze ist aktuell in gutes Stück entfernt.

Wierling kennt das olympische-Gefühl

Damian Wierling hat das Ticket für Deutschland erschwommen.
Damian Wierling hat das Ticket für Deutschland erschwommen. © dpa | JOEL MARKLUND

Auch Damian Wierling kennt das Erlebnis Olympia bereits. 2016 war der Schwimmer erstmals mit dabei. Die Chancen stehen gut, dass der 1,96-Meter-Athlet auch in Tokio ins Becken der Arena springen wird, die er bei einem Japan-Besuch zumindest schon einmal von Außen bewundern durfte. „Ich möchte diese Atmosphäre einfach noch einmal erleben“, sagt Wierling. Der 23-Jährige weiter: „Es ist einfach auf so vielen Ebenen das größte Sportevent der Welt. Es gibt alles mögliche was man an anderen Sportarten gucken kann. Es ist einfach überragend, ein Teil dessen zu sein.“ Über Jahre habe er darauf hingearbeitet, die Zusammenkunft dieser gänzlich verschiedenen Menschen live mitzuerleben. Aktuell schwimmt Wierling bei der Weltmeisterschaft im koreanischen Gwangju. Gleich im ersten Staffeleinsatz sicherte er Deutschland das Ticket für Tokio.

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Bei der Tradition der Sportart in der Stadt am Fluss glaubt man es manchmal kaum, dass es erst ein Mülheimer Ruderer zu den Olympischen Spielen geschafft hat: Mark Kleinschmidt gewann 1996 in Atlanta sogar Silber mit dem Deutschland-Achter. Einer seiner Nachfolger – wenn auch in einer kleineren Bootsklasse – könnte Jonathan Rommelmann werden. Der 23-Jährige, der aufgrund besserer Trainingsbedingungen seit einigen Jahren für den Crefelder Ruderclub startet, hat allerdings das Problem, dass für ihn als Leichtgewichtsruderer nur der Doppelzweier als olympische Bootsklasse in Frage kommt.

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© funkegrafik nrw | Olympia

Gutes WM-Ergebnis kann helfen

Bei der Ende August anstehenden Weltmeisterschaft in Österreich könnte er gemeinsam mit seinem neuen Partner Jason Osborne den Olympia-Startplatz sichern. Allerdings nur den für die Bootsklasse, die Besetzung wird vermutlich im kommenden Frühjahr noch einmal neu ausgefochten.

Jonathan Rommelmann rudert auf der Erfolgswelle.
Jonathan Rommelmann rudert auf der Erfolgswelle. © FUNKE Foto Services | Tamara Ramos

Rommelmann und Osborne haben aber den Vorteil, dass sie als Duo bislang jedes Rennen in dieser Saison gewonnen haben. Europameister sind sie schon, Gesamtweltcupsieger ebenso, Weltmeister wollen sie noch werden. „Ein gutes WM-Ergebnis würde meine Chancen auf Olympia sicher nicht schmälern“, sagt der Mülheimer ganz pragmatisch.

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Zählt man die Hockey-Teamkollegen von Timm Herzbruch dazu, etwa einen Lukas Windfeder, ihre Kollegin Maike Schaunig oder die anderen Badmintonspielerinnen, die wie Yvonne Li in der Ruhrstadt wohnen und trainieren, stehen die Chancen gut, dass Mülheim im kommenden Jahr mit einer ganzen Reihe an Sportlern in Tokio vertreten sein wird.