Mülheim. Nach dem Sieg im Gesamtweltcup gehört Jonathan Rommelmann mit seinem Partner zu den Favoriten bei der WM. Auch der Olympia-Traum lebt.
Erschöpft ließ sich Jonathan Rommelmann nach hinten fallen. Die Füße lagen schon seitlich vom Ruderboot im Wasser. Vor ihm nutzte sein Partner Jason Osborne seine letzte Kraft, um mit der rechten Hand den Daumen nach oben zu strecken. In einem unfassbaren Endspurt hatte das Duo sich beim Ruder-Weltcup in Rotterdam den schon verloren geglaubten ersten Platz geholt – und damit den Gesamtweltcup für sich entschieden. Bei der Weltmeisterschaft Ende August gehören die beiden Deutschen nun zu den größten Favoriten. Auch der Traum von Olympia lebt mehr denn je.
„Ich weiß nicht, wie wir das geschafft haben“, sagt Jonathan Rommelmann selbst mit einem Tag Abstand. „Auf den letzten Metern haben wir echt ein Feuerwerk abgefackelt, das war vor allem mental richtig anstrengend“, meint der Mülheimer, der seit Jahren für den Crefelder Ruderclub startet. Dabei hat er mit seinem Partner vor dem abschließenden Weltcup in den Niederlanden nur selten zusammen im Boot gesessen. Denn Osborne versucht sich neben dem Rudern aktuell auch auf dem Rad – wurde sogar Sechster bei der deutschen Meisterschaft im Zeitfahren. Nach Olympia will er fest zum Radsport wechseln.
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Zusammenarbeit ist eine Erfolgsgeschichte
Dennoch ist die Zusammenarbeit zwischen dem Mülheimer und dem Mainzer bislang eine Erfolgsgeschichte. Seit die beiden Ruderer gemeinsam den Doppelzweier bilden, haben sie jedes Rennen für sich entschieden. Jeden Vorlauf, jedes Halbfinale, jeden Endlauf. „Es hat von Anfang an erstaunlich gut gepasst“, erklärt Rommelmann. Dass sie sich aber auf Anhieb gegen starke und vor allem etablierte Zweier-Teams wie Italien, Irland oder Norwegen durchsetzen können, damit hatten auch die beiden Deutschen nicht gerechnet.
„Wir sind selbst ein bisschen sprachlos“, sagt der Mülheimer und versucht sich dann doch an einer Erklärung: „Wir sind beide als Einzelathleten stark und haben ein ähnliches Ruderverständnis.“ Setzen sich die beiden Partner nach längerer Zeit wieder gemeinsam ins Boot, sei sofort wieder eine gewisse Selbstverständlichkeit mit dabei. „Wir kommen einfach gut miteinander zurecht“, spielt für Rommelmann auch die menschliche Komponente eine wichtige Rolle.
Quartett möchte bei der WM zurückschlagen
Noch zwei Trainingslager
Vor der WM steht für Jonathan Rommelmann am Freitag noch eine Klausur auf dem Programm. „Danach bin ich hoffentlich scheinfrei“, sagt der 24-Jährige.
Danach geht es, gemeinsam mit dem Team des Deutschland-Achters, ins Trainingslager nach Völkermarkt. Anschließend geht es noch einmal kurz nach Hause und dann zur finalen Vorbereitung nach München.
Aufgrund der Siegesserie gehören Rommelmann und Osborne automatisch zum Favoritenkreis für die Weltmeisterschaft, die vom 25. August bis zum 1. September im österreichischen Ottensheim bei Linz stattfindet. „Die Favoritenrolle ist natürlich keine, in die man sich selbst gerne setzt“, betont Rommelmann. Er und sein Teamkollege wollen den Druck nicht noch größer werden lassen. Der Mülheimer weiß aber auch: „Alle Boote, die bei der WM am Start liegen, werden wir schon einmal geschlagen haben.“ Allerdings werden vor allem Italien, Irland, Norwegen aber auch die Belgier beim Großereignis zurückschlagen wollen. „Wir waren ja in Rotterdam auch nur einen Bugball vor den Iren“, so Rommelmann.
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Olympia-Quali hängt an vielen Komponenten
Vor der Saison hatten sich die beiden Ruderer mit ihren Trainern in erster Linie die Olympia-Qualifikation zum Ziel gesetzt. Die wäre mit dem siebten Rang bei der WM geschafft. Die Krux für das Duo: Der deutsche Ruderverband hätte damit den Startplatz für Tokio sicher, nicht aber die Fahrer selbst. Im kommenden Frühjahr wird es noch einmal eine Selektion für die beiden Plätze geben.
„Wie die aussehen wird, ist noch unklar, wir sollten aber alle ein Interesse daran haben, das schnell zu entscheiden“, findet Rommelmann. Mit dem Sieg im Gesamtweltcup und eventuell einer WM-Medaille hätte der 24-Jährige aber gute Argumente auf seiner Seite. Schließlich gab es eine WM-Medaille im Doppelzweier seit 1999 nicht mehr. „Eine Medaille würde meine Chancen sicherlich nicht schmälern“, sagt der Ruderer selbst.