Am Niederrhein. Klub will trotz Finanzsorgen weiter Fußball-Oberliga spielen: Reaktionen dazu aus Homberg, Sonsbeck, Kleve, Scherpenberg und Lintfort.
Der mögliche Rückzug des aktuellen Tabellendritten SV Straelen aus der Fußball-Oberliga und seine Folgen waren am Freitag natürlich auch Thema bei einigen Teams vom Niederrhein. Wegen des Insolvenzantrags der Firma von SVS-Präsident Hermann Tecklenburg vor neun Tagen beim Amtsgericht Kleve ereilte den Klub schnell die Zukunftsfrage: Wie alles weiter finanzieren? Eine kurzfristige Krisensitzung zum Thema Oberliga-Zukunft am Donnerstagsabend blieb zunächst ohne Ergebnis. Am Freitagmittag sickerte durch, dass es wohl doch weitergeht. Die Spieler sollen nach NRZ-Informationen mögliche säumige Gelder nun doch erhalten und am Samstag zum Training bei Chefcoach Sunay Acar erscheinen. Ob es so kommt, wird sich zeigen. Das geplante Testspiel am Sonntag gegen die SSVg Velbert ist gleichwohl nach einer ersten Verlegung abgesagt worden
SV Sonsbecks Trainer Heinrich Losing: Wir freuen uns sicher nicht
„Wir würden uns sicher nicht freuen, wenn Straelen bei einem Rückzug als erster Absteiger feststehen würde“, betont Heinrich Losing, Trainer des SV Sonsbeck, dessen Team am Samstag um 14 Uhr gegen den Regionalliga-Tabellenführer 1. FC Bocholt testet: „Spieler und Trainer haben viel investiert, da wäre bei einem Rückzug alles umsonst gewesen.“
VfB Homberg: Trainer Stefan Jansen denkt auch an Firmenmitarbeiter und Handwerker
VfB Hombergs Cheftrainer Stefan Janßen, dessen Team am Sonntag auf dem Kunstrasen am PCC-Stadion gegen Westfalen-Oberligist TSG Sprockhövel testet, kennt Hermann Tecklenburg aus seiner gemeinsamen Zeit in Straelen aus der Saison 2012/13. Und auch seit drei Jahrzehnten seine Frau, Ex-Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg: „Der Verein ist Hermanns Werk und sein Herzblut. Ich habe dort damals sehr gern gearbeitet. Und viele Klubs sind ja auch sehr darauf angewiesen, dass es Menschen wie Hermann gibt. Sonst würde der Fußball auf Amateurebene nicht so funktionieren, wie er funktioniert.“ Janßen gibt aber auch zu, dass „in dieser Situation der Fußball unten angesiedelt“ sei: „Jeder Spieler würden ja schon irgendwo wieder unterkommen. Dafür gibt es genügend Interessenten. Doch was ist mit den Mitarbeitern der insolventen Firma, mit Handwerkern oder Zulieferern, die vom Insolvenzantrag viel stärker betroffen sind, weil sie an der Firma vor allem finanziell hängen?“
SV Scherpenberg: Auch Testspiel gegen RSV Praest fällt aus
Vor dem Hintergrund dieser Frage scheint es wahrscheinlich, dass die Zeit des SV Straelen in der Oberliga endlich ist. Vielleicht sogar nur bis Sommer. Was wiederum die Konkurrenz interessieren dürfte. „Wir haben unsere Augen überall“, sagt beispielsweise Sven Schützek, neuer Sportlicher Leiter beim Landesligisten SV Scherpenberg, der das für Samstag um 15 Uhr in Asberg geplante Testspiel gegen den Emmericher Bezirksligisten RSV Praest wegen winterlicher Platzverhältnisse nicht bestreiten wird: „Die interessanten Spieler aus Straelen sind allerdings teuer.“
Dazu gehört unter anderem der letztjährige argentinische Torjäger der SV Hönnepel-Niedermörmter, Pedro Cejas (neun Tore in 18 Spielen), immerhin beim Erstligisten CA Banfield in Buenos Aires ausgebildet. Leistungsträger Tom Hirsch (neun Tore in 17 Spielen) zählt nach NRZ-Informationen nicht mehr zum Kader. Der Mittelfeldspieler ist schon auf der Vereinssuche.
Winterzugänge vom SV Straelen - aber zu welchem Preis?
Aus Sicht des VfB Homberg stellt sich die Situation ähnlich dar wie bei Scherpenberg. Interesse könnte vorhanden sein, aber zu welchem Preis? „Wir machen nur realistische Dinge. Dafür steht der VfB ja. Außerdem könnten sich im Falle eines Rückzugs aus der Oberliga auch detaillierte Vertragsfragen ergeben“, gibt Hombergs Coach Stefan Janßen zu bedenken. Sein Sonsbecker Kollege Heinrich Losing bleibt ebenfalls defensiv: „Unser Kader für das neue Jahr steht, wir werden sicher kein finanzielles Risiko eingehen, selbst wenn sich in Straelen noch etwas tun würde.“
1. FC Lintfort bleibt am Wochenende spielfrei
Auch beim 1. FC Kleve dürfte sich nicht viel bewegen. „Wenn, dann könnten wir von Staelen vielleicht den 23. Mann finanzieren“, sagt Sportleiter Georg Mewes mit seinem typischen verschmitzten Humor. „Spieler eines Oberliga-Dritten sind immer interessant, aber für uns schwer zu erreichen“, betont Trainer Meik Bodden vom 1. FC Lintfort, „ich gehe davon aus, dass sich da mehr als 20 Vereine aus Oberliga oder Landesliga bemühen würden. Vielleicht sind sogar Klubs aus den Niederlanden interessiert.“
Die Lintforter bleiben übrigens an diesem Wochenende spielfrei. Das angesetzte Testspiel für den Freitagabend gegen den Mönchengladbacher Landesligisten Victoria Mennrath ist auf den 30. Januar um 19.30 Uhr verschoben worden.