Duisburg. Der Fußball-Oberligist könnte im gesicherten Oberliga-Mittelfeld stehen – wäre da nicht die eklatante Schwäche auf fremden Plätzen.
Beim Rückblick auf die vergangene Saisonhälfte in der Fußball-Oberliga Niederrhein drängt sich bei Stefan Janßen bezüglich des Abschneidens des VfB Homberg zwangsläufig sofort ein Gedanke auf. „Ja, wenn die Auswärtsspiele nicht wären...“, sagt der Trainer, ohne den Satz fortzusetzen. Lauten müsste die Fortsetzung, dass der Coach seinem Saisonziel zur Halbzeitbilanz dann ein ganzes Stück näher gekommen wäre, als es nun der Fall ist. Mit vier Punkten Vorsprung zum Tabellenkeller überwintern seine Kicker mit Rang elf zwar immerhin auf einem Nichtabstiegsplatz. „Aber das ist nicht mein Anspruch“, stellt Janßen klar. „Mein Anspruch ist es, einstellig abzuschneiden.“ Und in dieser Tabellenregion könnten die Gelb-Schwarzen in ihrem zweiten Oberliga-Jahr eben längst stehen. Könnten sie – wenn die Auswärtsspiele nicht wären.
Stefan Janßen betont, kein Freund der nackten Zahlen zu sein. „Statistiken sind mir eigentlich nicht wichtig“, sagt er noch einmal, „aber diese Statistik ist nicht von der Hand zu weisen. Auswärts waren wir zu schwach. Das müssen wir ändern und das werden wir auch“, verspricht der Trainer, es in der mit dem Auswärtsspiel beim SC St. Tönis am 18. Februar beginnenden Restrunde „besser zu machen.“
Keine Erklärung für Auswärtsschwäche
Das Rezept dafür werde er intern mit seinen Spielern besprechen, sagt Janßen. Viele neue Zutaten wird es wahrscheinlich nicht brauchen, eher wird es auf die Feinabstimmung der einzelnen Komponenten ankommen. Denn eine wirkliche Erklärung dafür, warum seine Kicker von den erzielten 20 Punkten nur einen einzigen auf fremden Platz holten, während sie daheim allein gegen die aktuellen Top-sechs-Teams Hilden, Schonnebeck, Uerdingen und zuletzt Spitzenreiter Baumberg zehn Zähler einheimsten, hat auch der Trainer nicht. „Außer der Grotenburg des KFC Uerdingen kenne ich keine wirklich außergewöhnliche Heimspielstätte, die einen Unterschied ausmachen könnte. Eine andere Erklärung für solch einen Unterschied zwischen Heim- und Auswärtsspielen gibt es eigentlich nicht, und ich habe auch keine. Wir haben auch keine Angst und machen eigentlich auch nichts anders als in den Heimspielen.“
Nur die Ausbeute war in der ersten Saisonhälfte eben eine gänzlich andere. Und in der zweiten will sich der Coach nicht nur auf das bislang erfolgreiche Abschneiden im PCC-Stadion verlassen müssen. „Aber das zeigt, dass wir es können“, stellt Janßen klar. „Am Ende zählen die Punkte, und durch die Niederlage in Uerdingen liegen wir in der Rückrunde jetzt schon einen Punkt gegenüber der Hinrunde zurück. Wir müssen zusehen, dass wir das schnellstmöglich aufholen, um unten weg zu kommen und frühestmöglich Planungssicherheit zu haben. Denn es ist nicht meine Ambition, mit dem VfB Homberg gegen den Abstieg zu spielen.“
Nicht vier sondern „mindestens zehn Punkte“ über dem Strich zu stehen, entspräche Janßens Konsolidierungsplan, mit dem er die Gelb-Schwarzen nach dem Regionalliga-Aus übernommen hatte. „Leider ist es so, dass der VfB Homberg nun im fünften Jahr hintereinander gegen den Abstieg spielt. Das gefällt mir gar nicht und ich werde alles dafür tun, dass der Verein sich wieder in sicheren Oberliga-Gefilden bewegt.“
Den nötigen Freiraum, diesen Plan mit seinem Kickern zu erarbeiten und umzusetzen, hat der Trainer. Als „großen Pluspunkt“ sieht der Coach die Rückendeckung und die Integrität seines Vorstands an. „Uns macht stark, dass wir in uns selbst geschlossen sind. Wir haben mit Thomas Bungart, Wolfgang Graf und Frank Hildebrandt einen Vorstand, der völlig klar ist und der nicht, wie viele andere es machen, zu viel Fernsehen guckt und irgendwas macht, weil es gerade populär ist“, beschreibt Janßen die Zusammenarbeit mit den beiden VfB-Vorsitzenden und seinem Sportlichen Leiter. „Wir wissen, was uns wichtig ist, und alles was es zu regeln gibt, klären wir intern. Alles bleibt bei uns.“
Trainer will Potenzial ausschöpfen
Seine Erdung macht den Klub von der linken Rheinseite schon lange aus. Nun gilt es für den Trainer und seine Kicker, das Potenzial auf dem Platz auszuschöpfen. Winterverstärkung ist dabei nicht ausgeschlossen. „Wenn es möglich ist, werden wir was machen“, sagt Janßen mit Blick auf externe Verstärkung, die mit der Rückkehr von Keeper Luca Happe ja auch bereits schon erfolgt ist. Außerdem ersetzte, eher ungeplant, Ryo Iwata seinen japanischen Landsmann Keito Nakamikawa, der in seine Heimat zurückkehren musste. Die zu erwartende Rückkehr auf den Platz der Rekonvaleszenten Pierre Nowitzki und Jonas Haub stellt für den Coach zudem einer weitere „interne Verstärkung“ dar. „Beide haben wir im Sommer als absolute Leistungsträger zu uns zurück geholt. Jonas hat vier Spiele gemacht, Pierre eines. Dass sie nach ihren Verletzungen nun wieder zum Team stoßen können, ist wie die Verpflichtung von zwei Neuzugängen anzusehen.“
Für die Restrückrunde in der bislang stark ausgeglichenen Liga werden die Homberger auch alle Kräfte brauchen. „Mindestens zehn Mannschaften“, sieht Janßen derzeit noch in der Abstiegsverlosung. „Viele der derzeit einstelligen Vereine dürfen sich nicht zu sicher sein, es wird noch einige Jäger geben“, sagt der Coach, der auch sein eigenes Team zu diesen Jägern zählt. Welche Ausbeute diese Jagd bringen wird, bleibt abzuwarten. Fest steht für Stefan Janßen mit Blick auf das Verhältnis zwischen bisherigem und angepeiltem Ertrag, „dass wir auf jeden Fall einiges verändern müssen. Aber Veränderung heißt ja nicht automatisch auch Verbesserung“, merkt der Coach an – und schiebt nach. „Manchmal reicht es ja auch schon, wenn man eindeutige Chancen auch einfach mal verwertet. Dann hätten auch viele Ergebnisse schon ganz anders ausgesehen.“
Und das wiederum gilt freilich in erster Linie für Hombergs Ergebnisse auf fremdem Platz...