Region. Stürmer Dawid Ginczek prägte über ein Jahrzehnt lang den Fußball in Westfalen mit. Er erlebte mehrere Dramen im Kampf um den Oberliga-Aufstieg mit.
Als Dawid Ginczek Mitte März über den Jugendplatz des DSC Wanne-Eickel ging, wusste er schon längst, dass er diese Rolle noch öfter einnehmen würde. Nicht in im Trikot des SC Obersprockhövel und in Fußballschuhen bewegte er sich da in der Pause über den Kunstrasen, sondern in zivil. Mit einem Pappbecher in der Hand machte er sich auf den Weg zu den Kabinen. Gut fünf Monate war es da her, dass der 34-Jährige zum letzten Mal als Aktiver auf dem Platz gestanden hatte. Noch zwei weitere sollten vergehen, bis er das zum letzten Mal tun sollte.
Schon vor der nun abgelaufenen Saison stand für den Stürmer fest: Das wird meine letzte sein. Nur das Wie hatte sich Ginczek anders vorgestellt. Eine Bandscheibenverletzung setzte ihn für mehr als ein Dreiviertel der Spielzeit außer Gefecht. Lange befand sich sein Comeback in der Schwebe. Im letzten Ligaspiel gegen Concordia Wiemelhausen feierte er seinen Abschied. Über 25 Jahre war er eines der Gesichter im Amateurfußball des Ruhrgebiets. Der große Durchbruch blieb ihm versagt. Er bleibt ein Teilvollendeter. Damit kann er sehr gut leben. Denn trotz einiger Rückschläge müssen wir uns Dawid Ginczek als glücklichen Menschen vorstellen.
Ginczek: DJK TuS Hordel war eine „Herzensangelegenheit“
Als er seine Karriere beim TuS Kaltehardt in der F-Jugend begann, hätte er sich wahrscheinlich nicht träumen lassen, welchen Weg seine Karriere noch nehmen sollte. In den höheren Jugendklassen bei der DJK TuS Hordel, deren guter Ruf ihn angezogen hatte, entwickelte er sich weiter.
Da es zu dieser Zeit bei den Senioren der Hordeler einige Querelen gab, folgte er zum Beginn der 10er-Jahre dem Ruf der TSG Sprockhövel. Die spielte in der damaligen NRW-Liga. „Nach dem Abstieg meldete sich Hordel wieder bei ihm. „Das war eine Herzensangelegenheit für mich“, sagt Ginczek. „Es haben da noch viele Spieler gespielt, die ich aus der Jugend kannte.“
Ginczek: Relegationsdrama mit Hordel
Und die alten Verbindungen fruchteten. In der Saison 2011/12 spielte Hordel in der Relegation um den Aufstieg in die Oberliga Westfalen. „Es durften damals fünf Teams aufsteigen und wir sind natürlich Sechster geworden“, sagt er mit einem Lachen. Wenn er an das Entscheidungsspiel gegen den SuS Neuenkirchen zurückdenkt, ist ihm aber weniger zum Lachen zumute. Hordel musste sich 2:3 geschlagen geben. Einen Elfmeter verwandelte er, einen verschoss er. „Das war für mich sehr bitter und ich habe mich auch schuldig gefühlt. Aber sie haben uns auch an die Wand gespielt.“
Aber die Oberliga reizte ihn weiterhin. Mit dem ambitionierten SC Hassel zusammen mit seinen Hordeler Kumpeln Kevin und Patrick Rudolph gelang der Aufstieg und ein Jahr in der Oberliga. Aber auch damals lief nicht alles nach Plan: „Ich hatte einen gutartigen Tumor an der Leber, der entfernt werden musste. Es hat lange gedauert, bis ich wieder fit war.“
Relegationsdrama, die Zweite: DSC Wanne-Eickel
Nachdem die Hasseler Mannschaft aus finanziellen Gründen auseinandergebrochen war, führte in sein Weg zum DSC Wanne-Eickel. Nach einem Stotterstart konnte Ginczek da wieder das machen, was er wie wenig andere in den letzten Jahren konnte: verlässlich Tore schießen. An jedes seiner über 200 Tore wird er sich nicht erinnern, wie viele es in einer Saison waren, kann er allerdings immer noch aus dem Effeff beantworten.
An zwei Treffer erinnert er sich aber bis heute, wird es wohl immer können – auch wenn es keine schöne Erinnerung ist. Mit dem DSC ging es wieder in die Relegation. Der Gegner in der Saison 2017/18 hieß SV Schermbeck. Eine Mannschaft, gespickt mit ehemaligen Teamkollegen Ginczeks aus Hassel. „Das war sicherlich eines meiner besten Spiele“, sagt er. Zwei Tore steuerte er bei. Mit dem Aufstieg in die Oberliga gelang aber wieder nicht. Schermbeck setzte sich mit 3:2 nach Verlängerung durch.
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Zum Ausklang seiner Karriere wählte Ginczek den SC Obersprockhövel. Der Weg zum Platz war kurz, der Verein passte zu ihm. Der Aufstieg in die Westfalenliga 2 glückte und es war alles bereit für eine schöne letzte Runde im Amateurfußball - wenn da nicht der Rücken gewesen wäre.
Wohlfühlfaktor steht über schnellem Erfolg
Dennoch gibt es wohl wenig, das Dawid Ginczek in seiner Karriere anders gemacht hätte. Angebote von einigen Oberligisten lagen ihm vor. „Aber da habe ich immer auf meinen Bauch und mein Herz gehört“, sagt er. „Es war mir wichtig, dass ich mich auch wohl fühle, dass ich mich mit meinen Mitspielern verstehe. Natürlich musste die Qualität auch stimmen, aber es war überall, wo ich gespielt habe, charakterlich vom Kader her astrein. Da sind mir vielleicht ein paar Jahre Oberliga flöten gegangen, die ich im Nachhinein sicher hätte spielen können. Aber das wäre ja nur schön für die Statistik gewesen.“
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Wie sehr er den Fußball vermissen wird, kann er jetzt noch nicht einschätzen. „Es ist sowieso erstmal Sommerpause und die Vorbereitung werde ich nicht vermissen“, sagt er und lacht. Sobald der Ball wieder rollt, dürfte das anders aussehen. Aber seine Entscheidung steht fest. Nur noch in der Freizeit will er kicken, eventuell Trainer werden. Dann könnte er wieder beobachtet werden, wie er in Vereins-Zivil zur Halbzeitansprache läuft.
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