Herne. Geschäftsführer Schubert zieht ein allererstes Fazit für den Herner EV dieser Saison – und gibt einen Einblick in die Planung der neuen Serie.

Die Hauptrunde der Eishockey-Oberliga Nord steht vor dem finalen Wochenende, doch beim Herner EV geht der Blick schon weiter voraus. Jürgen Schubert, Geschäftsführer der Gysenberghallen GmbH, und sein vorwiegend ehrenamtliches Team haben derzeit gut zu tun.

Aber auch der kurze Blick zurück aufs letzte Wochenende darf nicht fehlen. Gegen Essen und Tilburg stimmte der sportliche Auftritt der Miners um Trainer Tobias Stolikowski, auch wenn nur ein Spiel gewonnen wurde – was den Grün-Weiß-Roten im Kampf um Platz sechs aber weiterhin alle Möglichkeiten lässt. Mit einem Sieg in Erfurt hätte der HEV sein Endspiel gegen den neuen Meister Hannover Scorpions – und auch den müsste man wohl nach 60 Minuten bezwingen, um am Ende vor den Icefighters Leipzig zu landen.

Herner EV: Das Ziel bleibt die direkte Qualifikation für die Playoffs

Ansonsten droht der unbequeme und gefährliche Umweg über die Pre-Playoffs mit Erfurt oder Hamm als Gegner in der Best-of-Three-Serie. „Gegen beide haben wir schon verloren. Unser Ziel bleibt die direkte Qualifikation für die Playoffs“, so Jürgen Schubert.

An Schützenhilfe durch die Moskitos Essen, am letzten Spieltag Gastgeber der Icefighters, glaubt er eher nicht – dafür waren die letzten Leistungen der Moskitos, auch die in der Hannibal-Arena, zu überschaubar. Was sich, vielleicht, im nächsten Jahr ändern könnte, denn dass es den einen oder anderen Noch-Herner zum Nachbarn und dessen Trainer Danny Albrecht zieht, ist am Gysenberg längst ein offenes Geheimnis.

Aufbau des neuen Kaders steht im Fokus

„Es werden relativ viele Abgänge, aber es gehen weniger Spieler nach Essen als einige glauben“, sagt Jürgen Schubert dazu. Zu Danny Albrechts jüngsten Äußerungen bezüglich der Trennung vom HEV möchte er lieber gar nichts sagen, tut es dann aber doch: „Von dieser angeblichen Wahrheit sind nur Bruchteile wahr. Wie hätte man denn sonst fünfeinhalb Jahre zusammenarbeiten können?“

Damit ist dieses Thema für ihn endgültig durch, der Aufbau des neuen Kaders steht im Fokus. An der Zielsetzung für die nächste Saison hat sich gegenüber dem Vorjahr eigentlich wenig geändert, denn: „Wir wollen attraktives Eishockey bieten, und zwar für einen längeren Zeitraum.“ Länger jedenfalls als in dieser Spielzeit, in der der HEV nach einem guten Start durch Krankheiten und Verletzungen aus der Erfolgsspur geriet.

Jürgen Schubert, Geschäftsführer des Herner EV.
Jürgen Schubert, Geschäftsführer des Herner EV. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Hohe Belastung durch die vielen Spiele

Verletzungen, die nach Jürgen Schuberts Ansicht durch die hohe Belastung mit 56 Spielen für jede Mannschaft mitverursacht wurden. Auch sei es schwer gewesen, durch viele Auswärts- und wenige Heimspielen in der Anfangsphase in den Rhythmus zu kommen. Dass die Mannschaft mit einigen lustlosen Auftritten zum Abrutschen in der Tabelle beitrug, verschweigt der HEV-Geschäftsführer nicht. Alles in allem: „Vielleicht hätten wir sonst im Schnitt 200 Zuschauer mehr gehabt.“

Womit der Rückpass zu den Finanzen angekommen wäre. Dass die Besucherzahlen noch längst nicht wieder auf dem Niveau von vor der Pandemie angekommen sind, hat man am Gysenberg einkalkuliert – der aktuelle Schnitt liegt bei 945 Zuschauern pro Heimspiel. Wobei Jürgen Schubert nicht nur Corona, sondern auch Zukunftsängste als Ursache für den Zuschauerrückgang sieht: „Viele haben sich wohl durch die Pause etwas vom Eishockey wegbewegt, aber auch der Krieg in der Ukraine, die gestiegenen Kosten für Lebensunterhalt und Energie spielen eine Rolle – die Fans haben einfach weniger Geld in der Tasche.“

Energiepreise als Damoklesschwert

Nicht nur die Fans. Vor allem die gestiegenen Energiepreise schweben wie ein Damoklesschwert über jeglicher Etatplanung. „Den Strompreis für die nächste Saison kenne ich nicht. Zahlen wir dann 100.000 oder 400.000 Euro, es gibt keine verlässliche Zahlen“, sagt Jürgen Schubert. Andererseits ist die eigene Eishalle auch ein Pluspunkt, was z. B. die Cateringeinnahmen betrifft, doch ansonsten bleibe nur die Akquirierung neuer Sponsoren – was in Herne im Vergleich zu anderen, größeren Standorten erfahrungsgemäß nicht gerade einfach ist.

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Und SpradeTV, das dem Eishockeyfan ermöglicht, auch die Oberligaspiele im warmen Wohnzimmer und gemeinsam mit Freunden und Bekannten zu verfolgen? In der Saison mit leeren Eishallen ein willkommenes Instrument zur Kundenbindung, hat sich dieses Angebot inzwischen zum Konkurrenten entwickelt, was Jürgen Schubert nicht bestreitet: „Ganz klar. Natürlich bekommen die Vereine dafür auch Geld, aber nicht im gleichen Maße“ – die Eintrittspreise für ein Spiel liegen deutlich höher.

Im Vergleich mit den anderen Standorten stünde der HEV aber in der Tabelle angesichts aller genannten Umstände durchaus richtig da. Falls es in der nächsten Saison doch ein Stückchen weiter nach vorne gehen sollte, nähme man das am Gysenberg natürlich gerne. „Über eine Überraschung würde ich mich freuen“, schließt Jürgen Schubert.

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