Herne. Zwei Spiele, zwei Niederlagen. Aber für den Verein Westfalia Herne stehen auch andere Themen im Vordergrund, sagt Vorsitzender Ingo Brüggemann.

0:6 in Schermbeck, 1:3 gegen die SG Wattenscheid 09: Da müsste das Sportliche in der Fußball-Oberliga Westfalen doch das drängendste sein zurzeit für Westfalia Herne, oder? Aber dass den Verein zurzeit ganz andere Themen beschäftigen, wird allein deutlich an der Antwort auf die Frage, warum Vorsitzender Ingo Brüggemann an diesem Mittwochmorgen oben im „VIP-Pavillon“ des Stadions am Schloss empfängt und nicht im „Tilkowski“.

Westfalia Herne: „Die wirtschaftliche Machbarkeit wird das Sportliche einordnen“

Denn im Vereinsheim und in den Kabinen ist die Decke runtergekommen, und das ist zurzeit dann mindestens ein so großes Thema für den Verein wie ein 0:6 und ein 1:3 in den ersten zwei Oberliga-Spielen. Bisher sei vieles Flickwerk, so Brüggemann über die Schäden am Vereinsheim und in den Kabinen. Nötig sei eine große Lösung, aber dazu bräuchte der Verein einen Pachtvertrag über zehn Jahre, der nur für diesen Bereich gelte. Ein Schreiben an die Stadt, so Brüggemann, sei in dieser Woche rausgegangen.

Und da gibt es noch einen anderen Aspekt im Jahr nach der Insolvenz: „Die wirtschaftliche Machbarkeit wird das Sportliche einordnen“, sagt Ingo Brüggemann. Eines stellt der Vorsitzende für den Moment fest: „Für unsere Verhältnisse sind wir im Moment wirtschaftlich stabil.“

Das Stadion am Schloss bekommt einen neuen Namen, heißt nun Polygonvatro-Arena. Die Firma, die sich unter anderem mit Sanierungen in verschiedenen Bereichen beschäftigt, sei der bislang größte Sponsor der Westfalia, sagt Ingo Brüggemann.

Neuer Stadionname: Vereinbarung über zwei Jahre

Geeinigt haben sich beide Seiten auf eine Laufzeit von zwei Jahren, und es gebe weitere Sponsoren, die über die laufende Saison hinaus zugesagt haben. Brüggemann: „Diese Saison ist durchfinanziert, und wir fangen auch schon mit der Kaderplanung für die nächste Spielzeit an.“

Da ja die Spieler bei Westfalia über den Ticketverkauf entlohnt werden, müsste das Spiel gegen Wattenscheid mit 1100 Zuschauern ja zumindest bei den Spielern schon für zufriedene Gesichter gesorgt haben. Aber abgerechnet wird erst jeweils am Monatsende.

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Von den Zuschauerzahlen sind auch die Zahlungen an Spieler abhängig, die keine reinen Amateure sind. Mehrere Spieler seien Vertragsamateure, so dass für sie keine Ablösesummen fällig geworden sind, erklärt Ingo Brüggemann.

Diese Spieler und der Verein hätten sich darauf geeinigt: ob die 250 Euro in dieser Höhe ausgezahlt werden, auch das hängt von der vereinbarten Beteiligung an den Zuschauereinnahmen ab, so der Vorsitzende.

Im westfälischen Schaufenster

Mit Lokman Erdogan konnte die Westfalia einen vielversprechenden Neuzugang präsentieren, der beim Debüt gegen Wattenscheid stark aufspielte. Dass Erdogan mal beim Westfalia-Training vorbeischaute, hat Hernes C-Jugend-Trainer Cihan Yilmaz vermittelt. Der 25-Jährige hat das Ziel, als Profi in der Türkei zu spielen (zuletzt spielte Erdogan dort in der dritten Liga), stellt sich nun aber auf den westfälischen Oberliga-Spielflächen ins Schaufenster.

Westfalia-Vorsitzender Ingo Brüggemann.
Westfalia-Vorsitzender Ingo Brüggemann. © FUNKE Foto Services | Kim Kanert

Das Lockmittel für Spieler, so Brüggemann, seien bei der Westfalia ausschließlich: die Möglichkeit, Oberliga zu spielen; die sportliche Ausbildung, ein „professionelles Drumherum“, was Physio/Mannschaftsarzt/Ausstattung angehe sowie „Individualtraining in unüblichem Maße“.

Zuversicht Richtung Platz zehn

Wer das alles ein Stück weit märchenhaft findet, dem antwortet Brüggemann mit einem Schulterzucken und dem entzaubernden Satz: „Aber deshalb verlieren wir ja auch 0:6 in Schermbeck und 1:3 gegen Wattenscheid.“

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Über den Kader sagt der Vorsitzende: „Viele müssen noch Oberliga-Spieler werden, aber das wissen die Jungs auch selbst.“ Aber Brüggemann sagt, er sei sich sicher, dass nach der Hinrunde mindestens Playoff-Platz zehn und damit der Klassenerhalt drin ist.

Das wäre aus aktueller Sicht der Vereinsverantwortlichen die ideale sportliche Einordnung. Die nächsten sportlichen Fingerzeige gibt es am dritten Spieltag am Sonntag auswärts beim FC Eintracht Rheine.

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