Herne. Dass der Herner EV Robert Peleikis verpflichtet, ist brisant wegen 2017 – er kommt aber auch als bester deutscher Oberliga-Verteidiger 20/21.
Der Herner EV meldet eine spektakuläre Neuverpflichtung. Mit Robert Peleikis wechselt der erfolgreichste Offensivverteidiger der vergangenen Oberliga-Saison vom Nordmeister Hannover Scorpions an den Gysenberg und bringt eindrucksvolle Referenzen mit. Und eine brisante Vergangenheit.
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Mit 18 Treffern und 45 Torbeteiligungen kam der 27-Jährige in der vergangenen Hauptrunde der Oberliga Nord auf ebenso viele Punkte wie Hernes Topscorer Patrick Asselin und landete damit in der Rangliste auf Platz acht. „Mein Lieblingsverteidiger“, hatte HEV-Trainer Danny Albrecht bereits vor Wochen in einem Gespräch mit dieser Zeitung erklärt, ohne dabei bereits kursierende Wechselgerüchte zu bestätigen.
Herner EV und Robert Peleikis: Brisante Vorgeschichte
Ob Peleikis allerdings auch zum Liebling der Herner Fans wird, bleibt abzuwarten, denn der Neuzugang hat am Gysenberg eine brisante Vorgeschichte. Er war es, der zum Auftakt der Playoff-Runde 2016/17 im Trikot der Hannover Indians den damaligen HEV-Stürmer Aaron McLeod mit einem rabiaten Check niederstreckte, der nicht nur halsbrecherisch aussah, sondern es um ein Haar auch gewesen wäre.
Mit, wie sich später herausstellte, schweren Kopf- und Nackenverletzungen, darunter ein angebrochener Halswirbel, spielte der Kanadier zunächst weiter, bevor er benommen vom Eis und in eine monatelange Reha ging. Dass das gezielte „Abschießen“ eines Herner Kontingentspielers Teil des Matchplans der Indians war, wurde oft unterstellt, aber nie bewiesen.
HEV/Indians: Atmosphäre war im März 2017 vergiftet
So oder so, die Atmosphäre zwischen den alten Rivalen war vergiftet. In der Folge kam es nach dem zweiten Duell in Hannover zu massiven Handgreiflichkeiten, an denen außer einem Dutzend Spieler auch die Trainer beider Vereine beteiligt waren.
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Ohne seinen zweitbesten Scorer schied das damals extrem auf die Kontingentspieler ausgerichtete HEV-Team gegen die Indians schließlich aus, nachdem man die Hauptrunde als Meister mit acht Punkten Vorsprung auf den EV Duisburg abgeschlossen hatte. Der damalige Herner Trainer Frank Petrozza wurde für drei Spiele gesperrt, Robert Peleikis zog es zum Deggendorfer SC, mit dem er in den nächsten Playoffs erneut auf den HEV traf.
Dabei und auch noch Jahre später gab es immer wieder Pfiffe von den Rängen, wenn der inzwischen nach Hannover zurückgekehrte Verteidiger am Gysenberg zu Gast war.
22 Aufenthalte in der Kühlbox bei 56 Einsätzen 20/21
Ob die Herner Fans ihm das Horrorfoul mittlerweile verziehen haben, wird sich zeigen. Dass sich der Abwehrspieler aber offenbar gewandelt und das Image vom Bad Boy abgelegt hat, zeigt die Statistik. Spieljahre mit 100 oder mehr Strafminuten gehören der Vergangenheit an, in der letzten Saison kam Peleikis bei 56 Einsätzen nur auf für einen Verteidiger moderate 22 Aufenthalte in der Kühlbox.
Dass er sich damals am Gysenberg keine Freunde gemacht hat, ist dem gebürtigen Freiburger bewusst: „Die Aktion war einfach maximal unglücklich. Ich weiß, dass ich in Herne noch etwas gutzumachen habe und werde dies mit starker und positiver Leistung tun.“
Danny Albrecht: „Ich weiß, was wir für einen feinen Menschen und Sportler bekommen“
Für HEV-Trainer Danny Albrecht, der seinerzeit noch in Halle unter Vertrag stand, ist die Vergangenheit abgehakt: „Wir haben über die Sache gesprochen. Für mich ist es kein großes Ding, denn ich weiß, was wir für einen feinen Menschen und Sportler bekommen.“
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„Danny hat sich seit Jahren um mich bemüht, nun hat es endlich geklappt. Der Ruhrpott ist völliges Neuland für mich und meine Frau. Ich freue mich, für sehr laute und emotionale Fans zu spielen. Zuerst soll ein Platz unter den ersten vier der Tabelle herausspringen und dies hoffentlich mit einem vollen Stadion. Danach sind perfekte Playoffs mein Wunsch mit vielleicht vier Siegen mehr als letzte Saison“, blickt der Neuzugang mit einem Augenzwinkern voraus.
Das Sportliche steht im Vordergrund
„Robert ist seit zwei Jahren mein absoluter Wunschspieler. Er ist ein spielerisch sehr guter Verteidiger, spielt sehr hart und stellt sich immer in den Dienst seiner Mannschaft. Er hat letzte Saison gezeigt, dass er neben seiner Physis auch spielerisch zu den absoluten Top-Verteidigern in unserer Liga zählt“, freut sich Danny Albrecht auf die Verstärkung.
Wie auch Jürgen Schubert: „Ich habe über diese Entscheidung sicherlich mindestens eine Nacht schlafen müssen, aber das Sportliche steht hier absolut im Vordergrund. Jeder Mensch, jeder Sportler hat mal Fehler gemacht. Damit ist die Sache für uns auch erledigt und wir sind froh und stolz, dass einer der besten Verteidiger der Liga unser Trikot trägt“, so der HEV-Geschäftsführer.
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