Ruhrgebiet. Der Plan des Fußballverbands Westfalen für die Saisonfortsetzung nach dem Lockdown ist klar – aber in der Oberliga schwindet der Lockdown-Puffer.

Die Aussichten des Amateurfußballs in der Corona-Pandemie sind in den vergangenen Tagen noch ein wenig unklarer geworden. Die ersten Lockdown-Lockerungen für den Sport seitens der nordrhein-westfälischen Landesregierung waren sicher ein gutes Zeichen. Auf der anderen Seite stagniert der zuletzt stetige Rückgang der Inzidenz- und Fallzahlen.

Corona: Ein zweiter Saisonabbruch wäre wohl erst im Mai möglich

Und auch, wenn nach knapp vier Monaten Fußball-Lockdown die Unruhe und die Rufe nach einem Saisonabbruch lauter werden, wird der vorerst nicht kommen.

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Der Fußballverband Westfalen hat schon angekündigt, so viele Spiele wie möglich anzusetzen und die Saison weder nur auf die Hinrunde zu verkürzen, noch in irgendeiner Form Änderungen am Modus vorzunehmen. Das gehe schon aus rechtlichen Gründen nicht.

Die Geduld der Aktiven wird weiter auf die Probe gestellt. Vorzeitig abgebrochen wird die Saison in Westfalen höchstens, wenn klar ist, dass die Marke von 50 Prozent der Spiele überhaupt nicht mehr zu erreichen ist, was eine Saisonwertung unmöglich machen würde.

In der Oberliga Westfalen müssen noch 123 Spiele ausgetragen werden

Das wäre allerdings nicht vor Anfang Mai der Fall, so viel Lockdown-Puffer haben viele Staffeln. Eine aber sicher nicht: Die Oberliga Westfalen, mit 21 Mannschaften nicht nur die größte des Verbands, sondern auch die sportlich höchstklassigste.

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87 Oberliga-Partien wurden bis zum Lockdown ausgetragen. Mindestens 123 müssen für die Saisonwertung noch gespielt werden. Ein Spieltag hat zehn Spiele. Das wäre kaum in die Monate Mai und Juni zu quetschen, es muss also im April wieder gespielt werden. Die Frage ist: Wie weit würden Verband und Vereine gehen, um möglichst früh wieder starten zu können?

Ein gewisses Maß an Wettbewerbsverzerrung würde in Kauf genommen

Eine verkürzte Vorbereitung oder auch ein gewisses Maß an Wettbewerbsverzerrung würde wohl in Kauf genommen: Im Zweifel müsse eine Vorbereitungszeit von zwei Wochen reichen, hieß es auf der jüngsten Videokonferenz. Falls sich die Corona-Verordnungslage von Oberligist zu Oberligist zu unterscheidet, könnte man darauf kaum Rücksicht nehmen.

Empfindlicher sind alle Beteiligten, wenn es um wirtschaftliche Einbußen geht. Das Gedankenspiel „Geisterspiele“ zum Beispiel rief von den Funktionären unerwartet heftige Reaktionen hervor.

Das Minusgeschäft bei Geisterspielen könnten Verband und Vereine nicht aufteilen

Wenn der Verband Spiele vor leeren Rängen ansetzen würde, wäre das ein Minusgeschäft, sagen die Vereine, die Eintritts- und Verkaufseinnahmen brauchen, um ihren Spielbetrieb zu finanzieren. Auf den ersten Blick logisch wäre, wenn der Verband den Clubs dann entgegenkäme und einen Teil der Last übernimmt – zum Beispiel die Schiedsrichterkosten.

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Eine Sonderbehandlung für die Oberliga, um eher wieder starten zu können, sei aber nicht denkbar, sagt Manfred Schnieders, Vizepräsident Amateurfußball im FLVW: „Wir müssen alle Vereine und Mannschaften gleich behandeln.“

Eine Aufteilung des Minusgeschäfts bei Geisterspielen ist damit genauso vom Tisch wie beispielweise ein Oberliga-Re-Start mithilfe eines (wohl noch kostspieligeren) Testkonzept, wie es der Handballverband Westfalen in seiner Oberliga vorhat. So könnte die Saisonwertung in der Fußball-Oberliga schon in wenigen Wochen außer Reichweite sein, während alle anderen Ligen noch realistisch hoffen könnten. Eine Ahnung, wie es in der Fußball-Oberliga weitergeht, gibt es bald.

Staatssekretärin Milz hat die nächsten Lockerungen schon angedeutet

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Von den politischen Zeichen in der kommenden Woche erhofft sich Schnieders neue Erkenntnisse. Die nächste Corona-Schutzverordnung soll in der zweiten März-Woche in Kraft treten, Staatssekretärin Andrea Milz hat weitere Lockerungen schon angedeutet. Nur: Gelten die auch für den Mannschaftssport?

Wie auch immer: Die Fußballer werden einfach wieder loslegen, sobald sie dürfen. Und Ende Juni schauen, wo sie rauskommen. Ganz anders als die anderen Sportverbände, die ihre Spielzeiten teilweise schon wieder abgebrochen haben.

Der Fußball hält an seinem Plan A fest

Im Handball und Basketball zum Beispiel wurden seit Sommer 2020 immer wieder neue Re-Start-Pläne geschmiedet und verworfen. Die Fußballverbände dagegen konnten mit ihrer Spielordnung die ganze Zeit an Plan A festhalten – der fordert zwar Durchhaltevermögen, ist dafür aber jederzeit nachvollziehbar.

Denn eigentlich ist es ja ganz einfach: Bis zum Saisonende am 30. Juni wird so viel Fußball gespielt wie möglich.

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