Herne. Die Bundesligisten haben abgemacht, auf eine feste Zahl an Deutschen zu setzen. Das nimmt die Vereine in die Pflicht – es gibt aber einen Haken.
Hinter den Kulissen sind sie fleißig bei Basketball-Bundesligist Herner TC. Durch die Corona-Krise ist die Herausforderung, einen Bundesliga-Kader zusammenzustellen noch anspruchsvoller geworden für die HTC-Verantwortlichen um Trainer Marek Piotrowski, Abteilungsleiterin Felicia Siebert und den Vereinsvorsitzenden Wolfgang Siebert.
Klar ist auf jeden Fall: Sarah Polleros und Laura Zolper gehören weiter fest zum Herner Kader. Dass Aufbauspielerin und 3x3-Nationalspielerin Zolper, die gerade ihr Abitur gemacht hat, bleiben würde, war kein Geheimnis, jetzt hat der Verein die Verlängerung offiziell bestätigt.
Wie Polleros wird auch Zolper ein freiwilliges soziales Jahr im Verein absolvieren und nach und nach mehr Verantwortung im Bundesliga-Team übernehmen. „Ihr Weg ist noch nicht zu Ende. Sie kann es weit schaffen. Dabei werden wir sie immer unterstützen“ so Marek Piotrowski über seinen Schützling.
Basketball-Bundesliga: 2022 soll die 6+6-Regel für deutsche Spielerinnen gelten
Der HTC ist gleich aus mehreren Gründen gefordert, auf junge deutsche Spielerinnen zu setzen: Einerseits ist es sowieso das Ziel der Jugendarbeit, andererseits spielen gerade in diesem Sommer auch wirtschaftliche Gründe eine Rolle. Und nicht zuletzt gibt es dann das so genannte „Gentlemen’s Agreement“, das die Bundesligisten vor einem Jahr beschlossen, um die Entwicklung der Sportart in Deutschland zu befördern.
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Damit steigt in jedem Jahr die Quote der deutschen Spielerinnen, die in der Bundesliga auf dem Spielbericht stehen müssen.
Vergangene Saison, so die Vereinbarung, sollten von elf oder zwölf Spielerinnen im Spieltagskader immer drei Deutsche sein; bei einem kleineren Kader zwei. Jedes Jahr erhöht sich diese Zahl. Wenn der HTC 20/21 zu zehnt antritt, sollen drei Spielerinnen deutsch sein – stehen elf auf dem Spielbogen, sind es sogar vier.
Die Abmachung ist nur ein „Gentlemens’ Agreement“ – keine Verpflichtung
Die Zahl steigt weiter, 2022 soll dann die sogenannte „6+6-Regel“ gelten – die Hälfte des Spieltagskaders soll aus deutschen Spielerinnen bestehen. Der Herner TC ist also in der Pflicht, mit der Jugendabteilung immer wieder Spielerinnen für den Bundesligakader hervorzubringen.
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„Es gibt in der Umgebung nicht so viele deutsche Bundesliga-Spielerinnen – und die muss man dann auch entsprechend bezahlen“, erklärt Siebert, warum der Kader nicht einfach durch Transfers von deutschen Spielerinnen aufzufüllen ist, sondern die Jugend gefragt ist. Aber: „Pflicht?“, fragt Siebert: „Das ist ja sowieso unsere Vereinsphilosophie, dafür machen wir ja die Jugendarbeit.“
Bis vor einigen Jahren galt noch die Vereinbarung, dass immer eine deutsche Spielerin auf dem Court zu stehen hat – inzwischen geht es „nur noch“ um den Kader. Schon die alte Regel allerdings genauso wenig verbindlich wie die aktuelle.
Aus dem Fußball bekannt: Bosman-Urteil gilt auch in der DBBL
Das Bosman-Urteil, das sonst vor allem aus der Fußball-Bundesliga bekannt ist, hat auch nämlich auf die DBBL Einfluss. Es verbietet eine Unterscheidung zwischen deutschen Spielerinnen und EU-Ausländerinnen. „Es ärgert uns, wenn dieses Agreement gebrochen wird“, sagt Siebert. Besonders RS Keltern hatte sich 2019 gegen die Abmachung ausgesprochen.
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Siebert: „Wir wollen die Regel diese Saison unbedingt einhalten.“ In der vergangenen Saison klappte das nicht immer, da vor allem Sarah Polleros noch im Regionalliga-Team oder in der Nachwuchs-Bundesliga im Einsatz war.
Im Herner Kader ist noch mehr Platz für deutsche Spielerinnen
Neben Polleros und Zolper standen in der vergangenen Saison noch Katharina Fikiel und Frida Schmidt als deutsche Spielerinnen regelmäßig im Kader. Eigengewächs Jule Groll feierte dazu ihr Bundesliga-Debüt.
Die Zeiten, in denen Herne mehrere deutsche Nationalspielerinnen gleichzeitig im Kader hatte (z.B Greinacher, Mersch, Amojo), sind vorbei, die Talente sind gefragt. Die ersten Kaderplätze sind jetzt mit Polleros und Zolper besetzt. „Wir sind froh, dass wir die beiden jungen Hernerinnen haben“, sagt Siebert. „Aber da ist auch noch Platz für mehr deutsche Spielerinnen.“
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