Herne. An der Bochumer Stadtgrenze ist der Malocherverein SC Constantin zu Hause. Dort gab es viele große Erlebnisse, die aktuelle Zeit ist aber schwer.
Wenn ein Fußballer an einem Spieltag seine Tore sowohl in Herne, aber auch in Bochum erzielt, dann sollte eigentlich jedem Fan klar sein, dass dies überhaupt nicht funktioniert. Doch falsch gedacht. Auf dem Sportplatz an der Wiescherstraße, dem Zuhause des SC Constantin Herne, ist das nichts Ungewöhnliches.
SC Constantin Herne: Der Verein gehört nach Herne, die Adresse ist eine Bochumer
Denn das eine Tor steht auf dem Herner Stadtgebiet, das andere Tor auf Bochumer Terrain. Die Postadresse der Platzanlage wird dem Bochumer Stadtgebiet zugeordnet. „Für uns zuständig ist aber das Sportamt in Herne, da wir auch ein Herner Verein sind. Dies wurde irgendwann mal so entschieden“, erklärt Dirk Bosel, seit mehr als 20 Jahren Geschäftsführer der „Connies“.
Der SC Constantin 1930 Herne-Mark e.V. ist ein typischer Ruhrgebiets-Verein, gegründet von Kumpeln und Malochern. Am 9. März 1930 wurde der Verein aus der Taufe gehoben, am 4. Mai übergab die Direktion der Zechen-Gewerkschaft Constantin dem Verein das Gelände unweit der Waldschule. Sofort begann der Ausbau der Anlage in Eigenregie.
Der Sportplatz als Stadtteilzentrum – die Mitglieder packen an
Die Mitglieder der ersten Jahre waren nicht nur täglich vor Ort, auch in der Freizeit traf man sich auf dem Sportplatz. Die Anlage wurde schnell zum richtigen Treffpunkt im Stadtteil. Die Einweihung der Platzanlage findet am 27. August 1932 statt, der kurz darauf beginnende zweite Weltkrieg brachte dann aber auch das Vereinsleben in Constantin zum Erliegen.
Die erste Mitgliedsversammlung nach dem Krieg fand am 31. August 1945 statt. Zum zwanzigsten Jubiläum des Vereins wird das Clubhaus fertig, im Jahr des dreißigsten Bestehens renovieren die Vereinsmitglieder die Anlage am Wiescherberg erstmals. 1963 sind dann auch die Dusch- und Waschräume fertiggestellt. „Seitdem hat sich ehrlich gesagt auch nicht mehr viel getan“, lacht Dirk Bosel.
Im Jahre 1990 richteten Sturmschäden auf dem Platz größere Schäden an, die zur Folge hatten, dass das Vereinsheim in den Folgejahren renoviert werden musste. Mit Unterstützung der Stadt Herne wurden im Jahr 1999 der „Kleine Platz“ und das neue Clubhaus fertiggestellt und die Tribünenanlage angelegt.
„Auf diesem Platz sollen wir spielen?“, fragt Lothar Huber
Im Jahr 1995 feierte der SCC mit dem Aufstieg in die Landesliga den größten Erfolg der Vereinsgeschichte. Kurz nach Saisonbeginn kam Lothar Huber, der 330 Spiele für Borussia Dortmund absolvierte, mit dem STV Horst-Emscher zum Aufsteiger an den Wiescherberg. Constantin trug damals wie heute seine Heimspiele auf der roten Asche aus. Für den Ex-Profi ein absolutes Unding.
Nach dem Aufwärmen auf der Asche fragte er in die Runde, wo denn nun der Platz sei, auf dem das Spiel ausgetragen werde. „Als wir ihm dann einige Zuschauer sagten, dass die Partie genau hier angepfiffen wird, war er erstmal etwas sprachlos“, so Dirk Bosel. Für den SCC blieb der Ausflug in die Landesliga eine einmalige Sache.
Neben dem ehemaligen Profi waren es vor allem lokale Fußballgrößen wie Dirk Laudien, Karsten Kirschke oder Eigengewächs Jörg Haake, die immer wieder gerne an der Wiescherstraße zu Gast waren. Alle spielten viele Jahre für Westfalia Herne in der Oberliga. „Wir haben sogar mal versucht, Karsten Kirschke für ein Jahr zu uns zu holen. Hat leider nicht geklappt, die Gespräche mit ihm werde ich aber trotzdem nie vergessen“, sagt der SCC-Geschäftsführer.
Gute Erinnerungen an die Pokalspiele gegen den SC Westfalia
Allgemein haben die „Connies“ sehr gute Erinnerungen an die Kreispokal-Spiele gegen Westfalia Herne. Scheiterte man einige Jahre vorher noch im Elfmeterschießen (der aktuelle Coach Holger Zahnhausen verschoss den entscheidenden Elfmeter), machte es der SCC im August 2019 besser.
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Die Grün-Weißen aus der Kreisliga B entnervten den haushohen Favoriten auf ihrem heimischen Ascheplatz und bezwangen Oberligist Westfalia mit 1:0. Das Tor des Tages fiel in der 83. Minute – und zwar auf kuriose Art und Weise. Rene Hampel verwandelte eine Ecke direkt ins Tor.
Kurz vor diesem Triumph hatten sich die Connies aus der Kreisliga A in die B-Liga zurückgezogen, der Beginn einer schwierigen Zeit, nicht nur auf Grund der aktuellen Corona-Pandemie.
Nachwuchs auf die Asche zu holen fällt dem Verein sehr schwer
„Wir haben nur noch zwei Seniorenmannschaften, beide mit einem Durchschnittsalter von circa 30 Jahren. Du bekommst heute keine Spieler mehr auf Asche“, bemängelt Dirk Bosel, der mit seinem Verein eine jährliche Pacht für die Anlage bezahlt. Im Jahr 2020 erlebte der SC Constantin sein 90-jähriges Bestehen, jedoch auf Grund der Corona-Pandemie komplett ohne Feier.
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„Das tut uns immer noch sehr weh. Denn jeder verbindet unseren Verein, unsere Menschen und auch unsere Anlage mit großen Emotionen. Bei uns ist immer etwas los, bei uns ist es immer voll, bei uns erlebt man immer irgendwas“, zuckt Dirk Bosel mit den Schultern. Ob es besser wird? „Wir werden sehen“, klingt der Geschäftsführer nicht besonders optimistisch.
Viele Erinnerungen und historische Fotos sind auch auf der Facebook-Seite des SC Constantin zu finden: www.facebook.com/sc.constantin
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