Herne. Die Basketballerinnen des Herner TC verdrängen mit 73:69 Freiburg von Platz drei der DBBL. Vučetić und Rouse setzen in der Offense viele Akzente.

Mit guten Nerven und richtigen Entscheidungen in der heißen Schlussphase entschieden die Basketballerinnen des Herner TC das Verfolgerduell der Toyota 1. DBBL bei den Eisvögeln USC Freiburg mit 73:69 (36:40) für sich und verdrängten ihre Gastgeberinnen vom dritten Platz.

Hernes Trainer hatten ihre Hausaufgaben sorgfältig erledigt und ihr Team bestens auf die Eisvögel eingestellt. Freiburgs Scharfschützin Daneesha Provo, die zuletzt meist mehr als 30 Punkte erzielt hatte, kam anfangs gegen Kristina Topuzovic oder Laura Westerik kaum einmal dazu, einen ihrer Distanzwürfe anzusetzen.

Herner TC legt früh mit einem 13:1-Run vor

Auch Pauline Mayer, die zweite Dreierspezialistin, sah sich stets einer aggressiven Verteidigerin gegenüber. Darunter litt die Freiburger Offense, während der HTC mit sicherem Passspiel oder nach Ballgewinnen über schnelle Gegenstöße zu leichten Punkten kam. Mit einem 13:1-Run setzte sich Herne von 2:4 (3.) auf 15:5 (8.) ab, wobei sich Ae‘Rianna Harris (6), die erstmals in die Starting Five berufene Dayna Rouse (5) und Jelena Vučetić (4) bis dahin die Ausbeute teilten.

Die Eisvögel wirkten verdattert, bis ein erster Mayer-Dreier sie Mut schöpfen ließ. Cassidy Boensch und Sophie Ouedraogo ließen zwei Körbe zum 12:15 (9.) folgen – Grund genug für HTC-Headcoach Marek Piotrowski, den Freiburger Flow mit einer Auszeit zu unterbrechen. Nach Wiederbeginn dauerte es ganze 60 Sekunden, da hatte Herne seine Führung wieder zweistellig ausgebaut (23:13), doch mit einem Buzzer Beater konnte Mayer noch einmal verkürzen.

Freiburg bekommt bei den Rebounds viele zweite und dritte Chancen

Im zweiten Viertel blieb der HTC anfangs noch auf seinem Erfolgsweg und baute den Vorsprung auf 30:18 (13.) aus. Da sich zudem Pauline Mayer bereits drei Fouls eingehandelt hatte, sprach vieles für einen sicheren Gästesieg. Doch es kam anders. Bei Freiburg übernahm für Mayer mit US-Girl Dominique Toussaint eine ungeheuer dynamische Flügelspielerin den Aufbau, und die stellte die Herner Defense vor kaum lösbare Probleme.

Mit schnellem Antritt zog sie auch gegen zwei oder drei Hernerinnen zum Korb und verwandelte dreimal binnen zwei Minuten. Weil Provo und Lea Ouedraogo noch Dreier einstreuten, war der USC beim 30:32 (16.) wieder dran.

Herne schien nun ziemlich verunsichert, ließ vor allem beim Rebound jegliche Entschlossenheit vermissen und gestattete Freiburg viele zweite und dritte Chancen. Zwar konnten Laura Westerik und Sarah Polleros noch einmal auf 36:30 (17.) erhöhen, aber in der Schlussphase der ersten Halbzeit bog Freiburg die Partie mit einem 10:0-Lauf zum 40:36 auf seine Seite.

„Dass wir trotzdem gewonnen haben, ist fast ein Wunder“

Als Toussaint die zweite Hälfte mit zwei unwiderstehlichen Einzelaktionen eröffnete und auf 44:36 stellte, sah es gar nicht gut aus für den HTC. Geradezu frappierend war die Unterlegenheit bei den Rebounds, bislang eher eine Herner Domäne.

Auch interessant

Dass Mayer ihrem eigenen Dreier nachlief, den Abpraller schnappte und im zweiten Versuch von jenseits der Linie zum 47:40 (25.) traf, war geradezu symptomatisch für das kollektive Herner Versagen unter den Brettern. Am Ende wies die Statistik 29 Rebounds für Herne aus, aber 46 für Freiburg, darunter sagenhafte 22 Offensivrebounds. „Wir haben ganz schlecht ausgeboxt. Dass wir trotzdem gewonnen haben, ist fast ein Wunder“, bemängelte Piotrowski.

Dass es zu diesem Wunder kam, war nicht zuletzt Verdienst von Dayna Rouse. Als Distanzschützin bislang noch nicht in Erscheinung getreten, beendete sie das dritte Viertel mit zwei blitzsauberen Dreiern aus dem Zentrum zum 50:51. Herne war dran und ging durch Laura Zolper mit dem ersten Korb des Schlussviertels wieder in Führung. Danach ging es hin und her, kein Team konnte sich absetzen.

Enge Partie in den letzten 74 Sekunden

Herne leistete sich etliche Ballverluste, verteidigte auch nicht immer konsequent, blieb dank der überragenden Jelena Vučetić aber stets auf Tuchfühlung und stand durch Westeriks Dreier zum 63:67 gut eine Minute vor Schluss dicht vor dem Sieg. Die letzten 74 Sekunden gerieten zum Krimi.

Schrittfehler Rouse, Turnover Freiburg, Einwurf Seite Herne. Westerik findet Harris allein unter dem Korb, die legt ab zum 63:69.

Auch interessant

Doch die Eisvögel flattern noch. Provos Dreier aus acht Metern sitzt (66:69), dann holen sie Topuzovic an die Linie. Die verwandelt beide (66:71). Mayer schließt den folgenden USC-Angriff schnell mit dem nächsten Dreier ab (69:71). Dann verliert Herne den Ball an Mayer, aber die schenkt ihn postwendend wieder her. 5,4 Sekunden vor Schluss hat der HTC Einwurf Seite.

Westerik findet erneut Harris, Freiburg muss foulen. Und Harris bleibt eiskalt. Der erste sitzt, der zweite sitzt – und Herne jubelt. „Das war ein wichtiger Sieg heute. Einiges haben wir gut gemacht, einiges schlecht. Jetzt müssen wir sehen, dass wir am Mittwoch auch in Saarlouis bestehen“, blickte Trainer Piotrowski schon auf die nächste Aufgabe.

Viertel: 16:23, 24:13, 11:14, 18:23

USC: Boensch (17, 8 Rebounds); Toussaint (15), Mayer (14/4 Dreier, 7 Reb.), Provo (12/4), Konstantinidou (4), L. Ouedraogo (3/1), S. Ouedraogo (2), Kapitza (2), Nufer, Kranzhöfer, Paradzik.

HTC: Vučetić (20/1), Rouse (16/2), Harris (15, 6 Reb.), Topuzovic (11/1, 4 Assists), Westerik (5/1), Zolper (4), Polleros (2), Pelander, Groll, Tews.

Statistik (USC - HTC) – Zweier: 37,2 % (16/43) - 51,1 % (24/47); Dreier: 32,1 % (9/28) - 45,5 % /5/11); Freiwürfe: 76,9 % (10/13) - 83,3 % (10/12); Rebounds: 46 (22 off., 24 def.) - 29 (7, off., 22 def.); Turnovers: 16 - 12; Assists: 11 - 12; Steals: 5 - 6; Fouls: 15 - 13.

Die Spiele des Herner TC in den vergangenen Wochen

Bully, Westerik & Co.: Der Kader des Herner TC für die Saison 2020/21:

Mehr Bilder und Artikel aus dem Herner und Wanne-Eickeler Sport gibt es hier