Herne. Der bei Arminia Bielefeld ausgebildete Torwart will Profi werden. Bei Westfalia soll er mit seiner mutigen Spielweise den Unterschied ausmachen.

0:1 zur Pause, 7:1 Endstand. Was die entscheidende Änderung war, dass der SC Westfalia Herne am Sonntag das Testspiel gegen den FC Remscheid so eindrucksvoll drehen konnte? Auch, wenn es komisch klingt: Auf die Frage danach nennt Trainer Christian Knappmann als Erstes den Torwartwechsel in der Pause. Das sagt viel über den eingewechselten Jan Fauseweh.

Fauseweh wird in wenigen Wochen 19 Jahre alt und bildet gemeinsam mit Routinier Pascal Königs das Herner Torwartgespann für die Oberliga. Bis zum Saisonabbruch im März durchlief er die Jugendabteilung von Arminia Bielefeld, im ersten Heimspiel in Herne sorgte er direkt für Aufsehen.

Fausewehs großer Trumpf: Er hat keine Angst mit dem Ball am Fuß

Es raunte auf der Tribüne, als Fauseweh am eigenen Strafraum einen gegnerischen Angreifer aussteigen ließ. Noch lieber bewegt er sich ein Stück weiter vorne. Fauseweh fällt natürlich auch durch Paraden auf, am auffälligsten ist er aber im Spielaufbau.

Der Linksfuß schickt seine Innenverteidiger ganz weit nach außen, übernimmt den Aufbau selbst. Wenn er angelaufen wird, hat er keine Angst, er ist dazu immer anspielbar. „Ich bin ein offensiver Torwart“, sagt Fauseweh.

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Trainer Christian Knappmann macht sich das zunutze, lässt Fauseweh die Freiheiten, überträgt dem 18-Jährigen gleichzeitig viel Verantwortung. Die Konsequenz: Wenn Fauseweh im Tor steht, ist Herne im Aufbauspiel immer in Überzahl, kann sich oft einfach befreien, kann mit vielen Leuten vorne stehen. Im Zweifel hat der Torwart auch kein Problem damit, mit dem Ball am Fuß die Mittellinie zu überqueren.

Gegen Remscheid ergaben sich zum Ende so handballartige Szenen, weil die Herner den platten Gegner komplett einschnüren konnten.

Auch beim Test am Mittwochabend wird Fauseweh wohl viele Ballkontakte haben

Keine Angst mit dem Ball am Fuß: Jan Fauseweh im Test gegen Alemannia Aachen.
Keine Angst mit dem Ball am Fuß: Jan Fauseweh im Test gegen Alemannia Aachen. © SC Westfalia | Fauseweh

Fausewehs Diagonalschläge kommen oft punktgenau beim eigenen Mann an. Auch am Mittwoch wird Fauseweh vermutlich mehr als Aufbauspieler als auf der Linie gefragt sein, wenn die Herner um 19.30 Uhr beim Bezirksligisten RW Mülheim antreten (Sportplatz Winkhauser Weg).

Der Start in Herne war gut. Dabei hat Fauseweh hat keine leichte Saison hinter sich. Arminia setzte in seinem letzten A-Jugend-Jahr lieber auf den ungarischen U-Nationalkeeper Agoston Kiss.

Anfang der Rückrunde eroberte sich Fauseweh den Platz im Bielefelder Tor, zwei Spiele später wurde die Saison abgebrochen. Jetzt der Wechsel in die Oberliga – mit einem großen Ziel.

Kleiner als 1,80 Meter – Fauseweh muss seine Größe kompensieren

„Ich will auf jeden Fall Profi werden“, sagt Fauseweh. „Dafür mache ich hier den richtigen Schritt, glaube ich. Bei Knappi und Kalle (Knappmann und Torwart Pascal Königs) spüre ich viel Vertrauen, die Routine kommt jetzt bei den Spielen langsam zurück.“

In Herne soll er die Lücke füllen, die der Wechsel von Punktegarant Ricardo Seifried hinterlassen hat – und mehr. „Geil, wenn du einen Keeper hast, der solche Flugbälle schlägt“, ist Trainer Knappmann froh. Er weiß aber auch: „Wenn er alles könnte, würde er nicht bei uns in der Oberliga spielen.“

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Fauseweh ist nicht nur mutig, in seinen ersten 135 Minuten in Aachen und gegen Remscheid wirkte er manchmal übermütig. Den Respekt im Strafraum muss er sich mit einer Körpergröße von knapp 1,80 Meter erst erarbeiten – ein Problem, das zum Beispiel Pascal Königs nicht hat. Sonntag wäre Fauseweh fast von einem Anstoßtor überrascht worden, der Ball titschte auf die Latte.

Fauseweh hat den Profibereich als Ziel fest im Blick

„Da muss ich ein Auge drauf haben“, weiß auch Fauseweh, der sich in Herne verbessern will, um den Sprung in den Profibereich zu schaffen: „Ich muss natürlich vor allem meine Größe kompensieren –aber ich glaube, ich habe die Anlagen das zu schaffen.“ Wenn er das in dieser Saison unter Beweis stellt, kann sich die Westfalia auf jeden Fall auf eine starke Nummer eins verlassen.

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