Herne/Wanne-Eickel. Zurzeit müssen sich die Fußballer jeder für sich fit halten – meist nach Plänen ihrer Trainer. Wie es heimische Teams damit halten.
Das hört man in jedem Sommer und nicht lang nach jedem Jahreswechsel von den Amateurfußballern: „Hoffentlich“, sagen sie quer durch alle Ligen, „geht es bald wieder los.“
Gemeint sind Pflichtspiele. Meisterschaft und Pokal. Im Moment ist wegen des Coronavirus daran nicht zu denken, gemeinsam trainiert wird auch nicht.
Geben die Trainer den „Jungs“ – ihren Spielern – etwas als Hausaufgaben mit? Wir haben einmal in heimischen Teams der oberen Amateurspielklassen nach gefragt.
Westfalia: Sprinten, Sprinten, Sprinten
Die Herner sammeln schon länger die sportlichen Daten ihrer Spieler, und so ist es auch in dieser unfreiwillig Fußball-freien Zeit. Die Gesundheit aller steht natürlich auch beim SC Westfalia Herne im Vordergrund. Fürs Fußballerische sagt Trainer Christian Knappmann: „Die Jungs haben Trainingspläne bekommen, „und was sie machen, wird dann per GPS überwacht.“
Auf dem Individual-Programm stehen für die Oberliga-Fußballer der Westfalia „Basics“ wie Kräftigungs- und „Stabi“-Übungen (Stabilisierung) und dynamische Übungen. Das weitere Programm ist schnell umrissen: „Auf unserer Agenda steht keine Ausdauer, sondern Sprinten, Sprinten, Sprinten“, so Christian Knappmann.
Von „Tabata“ bis „Intervalllauf Vollspeed“
Schließlich komme es ja im Fußball vermehrt auf das „Umschaltspiel“ an, im Angriff und in der Abwehr. Deshalb finden sich im Trainingsplan der Westfalia auf der Zu-erledigen-Liste „Tabata“ (eine Trainingsform mit Kurzintervallen für Wettkampfausdauer, Kraft und Koordination), Sprints und auch die Rubrik „Intervalllauf Vollspeed“.
Auch wenn zurzeit noch niemand sagen kann, ob und wie es nach dem 19. April weitergeht, so lange zunächst der Spielbetrieb pausiert – für sein Team, so Knappmann, gelte: „Wir tun, was möglich ist, und davon das Maximum. Wir wollen körperlich fit bleiben.“
DSC Wanne: fit halten nach Plan
Noch am Abend nach der offiziellen Einstellung des Spielbetriebs am Freitag traf sich Coach Sebastian Westerhoff mit seiner Mannschaft, um das weitere Vorgehen beim DSC Wanne-Eickel zu besprechen: „Wir sind uns schnell einig geworden, dass die Aufrechterhaltung des gemeinsamen Trainingsbetriebs schwachsinnig gewesen wäre. Jeder Spieler arbeitet individuell. Natürlich so, wie es für ihn in der aktuellen Situation möglich ist“.
Alle Akteure haben den gleichen Plan von ihrem Coach zugeschickt bekommen, auf eine Kontrolle mit GPS-System verzichtet Westerhoff dabei: „Die Jungs sind alle erwachsen und jeder von ihnen weiß, was wir in Zukunft noch vorhaben. Hoffentlich.“
Denn einen Ausblick auf die kommende Fußballzeit wollte der Trainer des Westfalenligisten nicht wagen: „Das gesellschaftliche Leben steht im Vordergrund. Natürlich macht man sich Gedanken, aber der Amateurfußball kommt in der Reihenfolge erst ganz weit hinten“.
Sodingen: so gut es geht in Schwung halten
Die Trainingspläne sind auch bei Fußball-Westfalenligist SV Sodingen erst einmal in der Schublade verschwunden. Die Mannschaft dennoch in Schwung zu halten ist gar nicht so leicht. Solange es keine Ausgehsperre gibt, kann natürlich jeder Einzelne draußen aktiv bleiben. Die Kontrolle ist dabei jedoch kaum möglich.
SVS-Trainer Ersan Kaya verlässt sich darauf, dass sich jeder seiner Kicker der Aufgabe angemessen stellt und sich so gut es eben geht in Schwung hält. „Ich gehe davon aus, dass alle etwas tun, von einigen bekomme ich auch Nachweise“, so der Trainer. „Aber die sind schon freiwillig und nicht gefordert.“
Inzwischen beruflich ins Homeoffice verbannt, muss auch Sodingens Chefcoach lernen, dass der Fußball in diesem Tagen sehr weit hinten anstehen muss. „Wichtig ist, dass alle gesund bleiben“, so Ersan Kaya. „Wie es weiter geht, werden wir sehen.“ Gegen ein „Nullen“ der Saison hätte man in Sodingen nichts einzuwenden, auch wenn es fad schmecken würde. Kaya: „Wir würden es natürlich schon am liebsten auf dem Rasen entscheiden.“
Horsthausen: „Bock auf Sport“
Mit Verkündung der Saisonunterbrechung hat auch Landesligist SpVgg Horsthausen alle gemeinsamen Treffen eingestellt.
„Völlig alternativlos. Es gibt einfach viel wichtigere Dinge als Fußball. Es ist einfach die schönste Nebensache der Welt, die wir alle täglich vermissen. Doch im Moment stehen andere Dinge absolut im Vordergrund“, so SpVgg-Coach Marc Gerresheim.
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Gemeinsam mit Co-Trainer Jörg Haake hält er den Kontakt zu seinen Spielern mit Telefonaten oder durch WhatsApp-Nachrichten: „Wir haben den Jungs Informationen mitgegeben, wie sie sich individuell fit halten können. Die Rückmeldungen sind sehr positiv. Alle haben Bock auf Sport“.
Wie, und ob es mit der laufenden Saison weitergeht, daran verschwendet Gerresheim noch keine Gedanken. „Natürlich kann es sein, dass irgendwann jemand sagt, dass wir wieder auf den Platz müssen. Wie dies dann genau klappen soll weiß ich zwar nicht, aber aktuell gibt es einfach viel wichtigere Dinge“, stellt der SpVgg-Trainer klar.