Herne/Wanne-Eickel. Freitagmittag grätscht Corona dazwischen. Der Spielbetrieb der Amateurfußballer ruht bis 19. April. Trainer zeigen insgesamt Verständnis.
Es war der Freitagvormittag, als die Nachricht kam, die nach den Absagen/Pausen/Saisonabbrüchen in den vielen anderen Sportarten wegen der Lage rund um das Coronavirus keine Überraschung mehr war: auch die Amateurfußballer stellen den Spielbetrieb ein.
Vorgesehen ist diese Pause bis zum 19. April, und sie gilt sowohl für die Senioren- als auch die Juniorenfußballer. Einer wie Christian Knappmann zum Beispiel, der Trainer des SC Westfalia Herne, weiß schon, was da auf ihn zukommt.
Eines vorweg: „Es ist wichtig, dass wir uns sorgen und Verantwortung übernehmen für die Leute, die eine Vorerkrankung haben oder älter sind“, sagt der Trainer des Fußball-Oberligisten.
Für sich persönlich aber fürchtet Knappmann: „Das wird wohl eine extrem langweilige Zeit.“
Zunächst noch Zuversicht bei der Westfalia
Im Lauf der Woche noch waren die Herner zuversichtlich, dass das Spiel gegen den TuS Ennepetal am Sonntag stattfinden kann. Hatten die Aktion „TV aus - Herne an“ beworben („Wir wollen die Tribüne vollmachen“), aber bis zum 19. April ist erst mal Spielpause. Damit folgt der Amateurfußball einigen Sportarten, die in dieser Woche schon über die Einstellung des Spielbetriebs entschieden haben.
Der SC Westfalia Herne hat am Freitag außerdem bekannt gegeben, dass der Trainingsbetrieb bis zum 27.
März ruht.
Mit Bundesliga-Klassikern durch die Oberliga-freie Zeit
Christian Knappmann fing am Freitag schon mal an, was gegen die Oberliga-freie Zeit zu tun und sich noch mal ein paar Bundesliga-Klassiker anzusehen: „Ich werde wohl mit der Saison 91/92 anfangen.“ (Spoiler: Deutscher Meister wurde der VfB Stuttgart)
Vielleicht kann sich der Westfalia-Trainer noch viele Saisons mehr aus dem Archiv anschauen. Christian Knappmann: „Ich bin skeptisch, ob die Saison ab April tatsächlich noch fortgeführt wird.“
Sebastian Westerhoff: „Richtig, aber nur ein kleiner Schritt“
Dass der Spielbetrieb eingestellt wird, begründet FLVW-Präsident Gundolf Walaschewski mit diesen Worten: „Es ist uns bewusst, dass es eine drastische Maßnahme ist. Wir sahen aber im Sinne der Verantwortung für unsere Aktiven und Fans keine andere Möglichkeit. Nur gemeinsam können wir die Ausbreitung des Coronavirus eindämmen, dazu müssen auch der Fußball und die Leichtathletik beitragen.“
Sebastian Westerhoff, Coach des Westfalenligisten DSC Wanne-Eickel, sieht diese Entscheidung ebenfalls als völlig alternativlos an: „Es ist richtig, kann meiner Meinung aber nur ein kleiner Schritt sein, um die Ausbreitung des Virus etwas einzudämmen.“
Gemeinsam das weitere Vorgehen besprechen
Ihn stört bei der Mitteilung des FLVW jedoch etwas anderes: „Inwieweit Vereine ihren Trainingsbetrieb aufrechterhalten wollen, ist den jeweiligen Verantwortlichen selbst überlassen“, heißt es dort. „Diese Aussage finde ich etwas zweifelhaft. Wenn man so etwas macht, dann auch komplett“, so der Coach.
Gemeinsam mit Mannschaft und Vorstand wird er nun besprechen, wie es weitergehen wird. „Meine Spieler sind alle erwachsen und haben eine Meinung dazu. Wir werden dieses Thema gemeinsam besprechen und dann eine Entscheidung treffen“.
Firtinaspor Herne stellt sofort den Trainingsbetrieb ein
Auch für die Verantwortlichen bei Landesligist Firtinaspor Herne ist die Entscheidung, den Spielbetrieb auszusetzen, völlig richtig.
„Es ist gut, dass mittlerweile eine gemeinsame Entscheidung veröffentlicht wurde. Die Gesundheit der Menschen steht im Vordergrund. Von daher halten wir die Absetzung der Spiele ebenfalls für völlig alternativlos“, sagt Firtina-Sprecher Gökhan Negüzel. Bei seinem Verein wurde zudem auch der Trainingsbetrieb mit sofortiger Wirkung eingestellt.
Grünes Licht für Sodinger Platz – dann grätscht Corona dazwischen
Gerade erst hatte der Rasenplatz im Glück-Auf-Stadion von der Stadtverwaltung grünes Licht erhalten für das Spiel des SV Sodingen in der Westfalenliga gegen den FC Lennestadt. Doch dann grätschte Corona am Freitagmittag dazwischen.
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Dem vorläufigen Aussetzen des Saisonbetriebs fällt unter anderem auch das mit Spannung erwartete Bezirksliga-Derby zwischen SG Herne 70 und Sportfreunde Wanne-Eickel zum Opfer. Und auch im Kreis rollt ab sofort kein Ball mehr.
Klaus Tissarek: „Da muss der Sport eben mal zurückstehen“
Für nennenswerte Überraschung konnte die harte Maßnahme des Fußball- und Leichtathletikverbands Westfalen nicht sorgen. Hatten doch andere Sportarten es längst vorgemacht.
„Dafür muss man auch Verständnis haben“, sagt Sodingens Vorsitzender Klaus Tissarek. „Auch wenn er noch so beliebt ist, da muss der Sport eben mal zurückstehen. Und da sollten sich auch alle einig sein, dass solche Maßnahmen ergriffen werden müssen.“
Sportfreunde Wanne-Eickel: an die Spielregeln halten
Identische Töne erklingen aus der Bezirksliga. Markus Rohmann, Vorsitzender der Wanner Sportfreunde hat das Geschehen so in etwa erwartet. „Warum sollten auch nur alle anderen Sportarten betroffen sein?“, fragt er. „Ich glaube, es ist jetzt wichtig, dass jeder versucht, sich an die Spielregeln zu halten.“
Den Mannschaftsabend hat der SFW-Vorstand ebenso abgesagt wie den Trainingsbetrieb. „Bis auf Weiteres“, so Markus Rohmann. „Wir haben den Trainingsbetrieb aller Jugend- und Senioren-Mannschaften komplett eingestellt und halten alle auf dem Laufenden.“
Erwin Kendlik (SV Holsterhausen): die Saison zu Ende bringen
Ob es in der aktuellen Spielzeit noch einmal weiter geht, steht in den Sternen. Für Erwin Kendlik, Vorsitzender von Kreisligist SV Holsterhausen, wäre dies wünschenswert: „Ich bin der Meinung: Man sollte die EM verschieben und dann versuchen, die Saison noch zu Ende zu bringen.“
Ob und wie es mit dem Training weiter geht, wird an der Wiesenstraße kurzfristig geklärt. Wie auch in Sodingen, wo es am Sonntag eine Vorstandssitzung dazu geben wird.