Herne. Jürgen Schubert, Geschäftsführer des Herner EV, hatte schon eine „schwere Katastrophe“ für den Verein befürchtet. Sie ist eingetreten.
Schon am Dienstag hatte sich abgezeichnet, dass die Eishockey-Saison wie in der DEL und der DEL2 auch in der Oberliga vorzeitig beendet sein dürfte. Wegen der Ausbreitung des Coronavirus und der Maßnahmen dagegen. Für den Mittwoch aber hatte Danny Albrecht, der Trainer des Herner EV, seine Spieler erst mal noch wie üblich zum Training gebeten.
„Wir haben uns ganz normal vorbereitet“, so Albrecht über diesem Mittwoch, „bis dann Jürgen hereinkam und die Neuigkeit hatte.“ HEV-Geschäftsführer Jürgen Schubert hatte die Nachricht, dass die Saison in der Eishockey-Oberliga tatsächlich sofort beendet ist. Die Playoffs finden nicht statt, die ab Freitag geplanten Erstrundenspiele gegen den EV Füssen fallen aus.
„Schwere Katastrophe“ nimmt konkretere Formen an
Was Jürgen Schubert dem Team in der Hannibal-Arena mitteilte, formulierte der HEV dann in seiner Mitteilung via Facebook so: „Die Aufstiegs-Playoffs zur DEL2 sind abgesagt. Der Grund dafür ist die rasche Ausbreitung des Coronavirus und die damit verbundene Einschränkung des öffentlichen Lebens in Deutschland.“
Und die „schwere Katastrophe“, die Jürgen Schubert am Montag befürchtet hatte, sollte am Mittwoch konkretere Formen annehmen – nach ersten Berechnungen gebe es ein Finanzierungsloch über eine Summe in sechsstelliger Höhe.
Sportlich eine riesige Enttäuschung
Zunächst aber: keine Playoffs. Nicht vor unter 1000 Zuschauern, nicht als Geisterspiele. „Sportlich ist das für uns natürlich eine riesige Enttäuschung“, sagt HEV-Trainer Danny Albrecht, der in den seinen anderthalb Jahren als Trainer schon ein echtes Kontrastprogramm in der „geilsten Zeit“, der Playoff-Phase, mit dem Herner EV erlebt hat.
Im vergangenen Jahr ist er mit seinem Team, nach anfänglich eher gebremsten Erwartungen, bis ins Halbfinale der Playoffs gekommen. Nicht ganz zwölf Monate später sind Danny Albrecht, sein Co-Trainer Lars Gericke und die Spieler des Herner EV unfreiwillig untätig.
Internes Ziel: um die Meisterschaft spielen
Acht Monate harte Arbeit haben Trainer und Mannschaft und viele im Verein drumherum hinter sich. Als Hauptrundenzweiter hinter den Tilburg Trappers sind die Herner nun immerhin das beste Team aus Deutschland in der Oberliga Nord.
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Aber es habe, sagt Danny Albrecht, für die Playoffs noch ein internes Ziel gegeben: „Wir wollten in diesem Jahr um die Meisterschaft mitspielen, haben uns deshalb auch noch mal im Hinblick auf die Playoffs verstärkt.“
Aber es gibt keine „geilste Zeit“.
„Wir müssen uns dem beugen, was von oben kommt“
Am Mittwoch sah es so aus, dass es zum Ende dieser Saison keine Auf- und Absteiger geben wird.
Nach sportlichen Vorhaben für die nächste Saison muss man die Vereine in diesen Tagen erst mal nicht fragen. Zunächst mal werden alle Oberliga-Klubs sehen müssen, wie es weiter geht.
Das vorzeitige Ende dieser Spielzeit aus gesundheitlichen Gründen nimmt Danny Albrecht so hin: „Wir müssen uns dem beugen, was von oben kommt.“
Von der besten Ausgangslage „ever“ zur schlechtesten
Jürgen Schubert ist seit neun Jahren Geschäftsführer des Herner EV – und auch er erlebt diese Tage als Wechselbad. Denn nach dieser Hauptrunde habe der HEV die beste Ausgangslage „ever“ gehabt, sagte er in einem am Mittwoch veröffentlichten Video-Statement.
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Und von einem Tag auf den anderen muss er von der bislang schlechtesten Ausgangslage reden – „alles entstanden durch dieses vorzeitige Playoff-Ende“, so Schubert. Man müsse „ackern, um diesen Standort am Leben erhalten zu können.“
Denn durch das vorzeitige Saisonende und den Wegfall der Playoffs habe sich nach ersten Berechnungen ein „sechsstelliges Finanzierungsloch“ aufgetan. Wie es weitergeht, war am Mittwoch nur schwer zu sagen: „Auf uns warten in der nächsten Zeit viel Arbeit und viele Gespräche.“
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Diese Situation sei, so Jürgen Schubert, ein „großer Schock.“ Ein paar Tage nach der besten Ausgangslage „ever“.