Herne. Schlusslicht Saarlouis besiegt Herne fast mit einem Mini-Aufgebot. Trainer Piotrowski greift durch, am Ende holt Frericks das Spiel aus dem Feuer
Auf den letzten Drücker sind Hernes Basketballerinnen fündig geworden und konnten ihren Fans doch noch ein vorweihnachtliches Geschenk unter den Tannenbaum legen. Gern hätten sie es noch hübsch verpackt, doch dazu reichte es nicht. Aber auch ohne Glanzpapier und Schleifchen sorgten die beiden nackten Punkte für zufriedene Gesichter. Der 59:57 (26:32)-Sieg gegen die inexio Royals Saarlouis war keine spielerische Offenbarung, eher Ergebnis ehrlichen Bemühens.
Viel mehr Positives ließ sich dem vorletzten Auftritt des geschlauchten Herner TC vor der Weihnachtspause nicht abgewinnen. Sicher wäre auch ein Sieg des Schlusslichts nicht unverdient gewesen. Den hatten die tapferen Gäste noch zwei Minuten vor Schluss bei einer 55:52-Führung in der Hand. Doch dann mobilisierte HTC-Kapitänin Jordan Frericks ihre letzten Kräfte und riss die Partie noch aus dem Feuer.
Saarlouis tritt mit Mini-Kader in Herne an
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Der haushohe Favorit war haarscharf an einer Blamage vorbeigeschrammt.
Denn die Royals brachten gerade mal sieben Spielerinnen aufs Parkett, darunter Corinna Dobroniak und Seraphina Asuamah-Kofoh, die schon für die HTC-Jugend aktiv waren, sowie eine 16-Jährige, die meist in der WNBL zum Einsatz kommt. Zur Komplettierung saß Rekonvaleszentin Levke Brodersen auf der Gäste-Bank.
Herner TC dreht das Spiel gegen Saarlouis im dritten Viertel
So sehr HTC-Trainer Marek Piotrowski vor dem angeschlagenen Gegner gewarnt hatte, ins Unterbewusstsein seiner Damen war er nicht durchgedrungen. Die glaubten wohl, ihre Pflichtaufgabe mit halber Kraft lösen zu können, mussten sich aber bald eines Besseren belehren lassen.
Zweimal wieselte die kleine Asuamah-Kofoh durch die HTC-Abwehr und durfte mit Korbleger vollstrecken. Herne konterte zwar mit Dreiern von Matilda Claesson und Frericks zum 6:4, aber schon da hatte Piotrowski genug gesehen.
Komplettwechsel nach vier Minuten
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Nach vier Minuten holte er seine komplette Starting Five vom Feld. "Sie haben nicht umgesetzt, was wir spielen wollten. Da brauchte ich alle zusammen, um es noch mal zu erklären", begründete er seine ungewöhnliche Maßnahme.
Den Rest des ersten Viertels schmorten Frericks und Co. auf der Bank, dafür bekamen alle übrigen sieben Damen ihre Minuten. Wirklich ernst nahm den 11:12-Rückstand deshalb niemand, rechnete man doch damit, dass der HTC danach richtig Gas geben würde. Doch weit gefehlt.
Unterirdische Trefferquote zur Pause
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Obwohl wieder in Topbesetzung, lief in der Offense nur ganz wenig zusammen, während für die Gäste Jessica Kovatch drei Dreier versenkte und Alison Gorrell mehrfach erfolgreich zum Korb zog. So hieß es zur Halbzeit 26:32 aus Sicht des HTC, der bis dahin nur 19 Prozent seiner Zweierversuche traf. Unterirdisch.
Nach der Pause erhöhte Herne den Druck, den Gästen schwanden die Kräfte. Den ersten und letzten Korb des dritten Viertels markierte Gorrell, dazwischen traf nur Herne. Und nach dem 13:4-Lauf ging es mit 39:36 in den Schlussabschnitt. Doch statt sich nun abzusetzen, ließ Herne wieder nach, lag plötzlich 41:44 hinten und beschwor eine dramatische Schlussphase herauf.
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Beim 52:55 (39.) roch es nach einer Sensation, dann traf Frericks, Kovatchs Dreier fiel auf den Ring, im Gegenzug kämpfte sich erneut die HTC-Kapitänin robust zum 56:55. 27 Sekunden waren noch auf der Uhr. Beim nächsten Gästeangriff stahl Laura Westerik den Ball, die Royals holten Kennedy Leonard an die Linie.
Westeriks Rebound sichert den Sieg
Die traf den ersten, beim zweiten packte Frericks den Rebound, zog das Foul und versenkte beide Freiwürfe zum 59:55. Warum sie Kovatchs Dreierversuch in letzter Sekunde per Foul behinderte, blieb ihr Geheimnis.
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Als Kovatch die ersten beiden Würfe traf, hatten die Gäste noch eine Mini-Chance. Den dritten setzte sie wie erwartet an den Ring, den Rebound aber schnappte sich Laura Westerik. Und Herne konnte jubeln. "Respekt an die Royals. Sie haben sich sehr gut verkauft und hatten uns am Rand einer Niederlage", schnaufte Piotrowski erleichtert durch.
Herner TC - inexio Royals Saarlouis 59:57
Viertel: 11:12, 15:20, 13:4, 20:21.
HTC: Frericks (17/1 Dreier, 14 Rebounds), Claesson (12/4), Wsterik (8/2), Leonard (8/2), Brajkovic (7), Fikiel (3), Abaiburova (2), Rupnik (2), Zolper, Polleros, Schmidt, Sannes.
Royals: Gorrell (21/2), Kovatch (17/3), Brichacova (6, 17 Reb.), Asuamah-Kofo (6), Dobroniak (3/1), Nemcova 2, Pohlmann (2), Brodersen.
Statistik (HTC - Royals):
Zweier: 26 % (12/47) - 34 % /14/41);
Dreier: 30 % (9/30) - 27 % (6/22);
Freiwürfe: 53 % (8/15) - 85 % (11/13);
Rebounds: 53 (31 defensiv, 22 offensiv) - 48 (34, 14);
Turnovers: 11 - 16;
Assists: 8 - 5;
Steals: 8 - 4;
Blocks: 7 - 3,
Fouls: 17 - 14.
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