Herne. Die Fußball-Schiedsrichter haben Nachwuchsprobleme. Dabei spielen auch Übergriffe und Spielabbrüche eine Rolle. Mehr Spiele ohne Schiris drohen.

Fußball-Schiedsrichter aus dem Amateurbereich sind in diesen Tagen im Ruhrgebiet in aller Munde. Nicht nur in Herne gab es am vergangenen Wochenende einen Übergriff auf die Unparteiischen, unter anderem auch in Essen und Mülheim war dies der Fall. Kaum verwunderlich, dass nur vier Schiedsrichter-Anwärter den Kompaktlehrgang des Fußballkreises Herne im Herbst erfolgreich absolvierten und auch absolvieren wollten.

„Natürlich kann man es nicht mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, aber wir gehen stark davon aus, dass diese uns bekannten Übergriffe dazu führen, dass es immer weniger junge Schiedsrichter gibt und sich auch immer weniger junge Leute für die Aufgabe des Schiedsrichters interessieren“, erklärt Gregor Werkle, der Vorsitzender des Kreisschiedsrichterausschusses (KSA).

Bereits vier außergewöhnliche Fälle im Jahr 2019

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Dabei hatte für ihn der Übergriff beim Kreisliga A-Spitzenspiel zwischen Rot-Weiß Türkspor Herne und dem FC Castrop, als das Schiedsrichtergespann nach dem Spiel zur Kontrolle ins Evangelische Krankenhaus gebracht wurde, noch mal eine völlig neue Dimension. „Doch insgesamt hatten wir in diesem Jahr bisher vier außergewöhnliche Fälle.“

Erst vor kurzem war ein Spielabbruch bei der Partie zwischen Blau-Weiß Baukau und SuS Merklinde II, nach einem Angriff auf den Schiedsrichter, dabei. Zudem wurde in der letzten Woche ein Referee bespuckt. „So kann es definitiv nicht weitergehen“, sagt der KSA-Vorsitzende, der selbst noch an der Pfeife aktiv ist.

Gregor Werkle nimmt die Vereine in der Pflicht

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Ein Szenario, das durchaus traurig stimmt. Doch um dem entgegenzusteuern, nimmt Gregor Werkle vor allem die Vereine in die Pflicht. Denn am Ende fällt es auf die Clubs selbst zurück. Aktuell fehlen 25 Schiedsrichter, um einen reibungslosen Spielablauf zu gewährleisten. So kommt es häufig vor, dass Spiele in der Kreisliga C ohne Unparteiischen stattfinden.

Dies wäre bei deutlich mehr Partien, auch in höheren Ligen, der Fall, wenn nicht immer wieder zahlreiche Schiedsrichter mehrere Spiele an einem Tag leiten würden. „Es ist nicht unüblich, dass ein Referee ein 13 Uhr- und ein 17 Uhr-Spiel leitet. Mittel- bis langfristig kann es so nicht weitergehen. Ich hoffe, den Vereinen ist das bewusst“, mahnt Gregor Werkle.

Der Trend ist jedoch nicht nur in Herne zu beobachten

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Die geringe Teilnehmerzahl am Anwärterkurs in Herne ist jedoch kein Einzelfall. Sie bestätigt nur einen Trend, der auch über die Grenzen des Fußballkreises hinaus längst zu beobachten ist. „Hier muss sich dringend etwas ändern“, betont Gregor Werkle, Vorsitzender des KSA. „Insbesondere fordern wir die Vereine auf, aktiver auf junge Leute zuzugehen und mehr Werbung zu machen. Vonseiten der Vereine kommt hier viel zu wenig.“

Erfahrene Paten für die neuen Schiedsrichter

Die vier jungen Schiedsrichter, die nach vier Theorietagen, einem Lauftest und einer theoretischen Überprüfung, ihre Schiedsrichter-Urkunde erhielten, dürfen nun ab sofort Fußballspiele im Kreis Herne und Castrop-Rauxel leiten. Dabei werden ihnen, für die ersten Partien, erfahrene Schiedsrichterkollegen an die Seite gestellt.

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Diese sollen nach den Spielen ein Feedback abgeben und können zudem bei administrativen Aufgaben, wie der Ausfüllung des elektronischen Spielberichts helfen.

Mittlerweile kann man den jungen Unparteiischen nicht mehr nur ein glückliches Händchen bei ihren Entscheidungen wünschen, sondern auch ruhige und entspannte Spielleitungen, mit Akteuren, die ihre Pfiffe respektieren.

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Das sind die neuen Schiedsrichter

>> Paul Gappa, Berat Kanbur (beide VfB Börnig), Alexander Paul (Blau-Weiß Baukau) und Kerem Sükrü Yildiz (SG Castrop) haben die Prüfung erfolgreich bestanden. Der nächste Anwärterlehrgang findet voraussichtlich im Frühjahr 2020 statt.