Herne. Das Spitzenspiel gegen FC Castrop-Rauxel endet vorzeitig. Herne fühlt sich vom Schiedsrichter benachteiligt – in der 73. Minute eskaliert es.
Die türkische Militäroffensive in Nordsyrien hat jetzt auch Auswirkungen auf Herne. Das Spitzenspiel der Fußball-Kreisliga A zwischen RW Türkspor und dem Tabellenführer FC Castrop-Rauxel wurde am Sonntagnachmittag in Horsthausen abgebrochen. Gespielt waren etwa 75 Minuten, der Gast führte zu diesem Zeitpunkt mit 3:2. Für RWT-Trainer Serhat Hakan begann alles nach dem 2:1-Führungstreffer durch Ramazan Yagcioglu in der 51. Minute – beziehungsweise mit dem Torjubel danach.
„Wir haben alle auf der Bank gefeiert. Wir waren 60 Meter entfernt von dem, was auf dem Feld geschehen ist“, berichtet Hakan. „Ich habe von Zuschauern gehört, dass ein paar meiner Spieler den militärischen Gruß gemacht haben – daraufhin soll der Linienrichter etwas Kurdisches dagegen gesagt haben.“
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Er stellt klar, was der Gruß für einen türkischen Spieler bedeutet: „Da steckt keine politische Absicht hinter. Niemand will ausdrücken, dass er einen Krieg unterstützt. Das war keine organisierte Aktion. Wenn drei oder vier Spieler das gemacht haben, dann wollen sie wahrscheinlich damit zeigen, dass sie an die Menschen denken, an die Soldaten und ihre Familien. Deshalb ist das eine ganz normale Aktion gewesen, ohne politischen Hintergrund.“
Der ganze Verein sei bestürzt: „Dafür steht Rot-Weiß nicht. Ich habe Bauchschmerzen von dem, was gestern passiert ist.“ Er habe zwar nicht gesehen, dass der Schiedsrichter angegriffen worden sei, aber: „Solche Szenen, so eine Rudelbildung hat auf dem Sportplatz nichts zu suchen. Ich bin zutiefst enttäuscht über den Spielabbruch und habe Bauchschmerzen. Es waren zwei gute Mannschaften, wir hätten das gerne sportlich geklärt.“
Nach Militärgruß fühlten sich die Herner benachteiligt
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Zur Erinnerung: Auch einige Spieler der türkischen Nationalmannschaft salutierten am vergangenen Freitagabend in Istanbul beim Spiel gegen Albanien vor der Ehrentribüne.
Mit diesem militärischen Gruß machten sie ganz offensichtlich auf den Angriff der türkischen Truppen auf die Kurdengebiete in Syrien aufmerksam und signalisierten ihre Unterstützung. Wichtig: Die UEFA verbietet grundsätzlich politische Botschaften im Umfeld eines Fußballspieles. In Herne ging es nach dem 2:1 dagegen weiter.
„Allerdings“, so Serhat Hakan, „wurden wir nach unserer Führung von einem der beiden Assistenten extrem benachteiligt“. Zur Erklärung: Der Fußballkreis Herne/Castrop-Rauxel hatte dieses Spiel mit Schieds- und zwei Linienrichtern besetzt, was in der Kreisliga A eine Ausnahme ist. Aber trotz des Trios verlief die Partie von Beginn an hektisch.
Beim Elfmeterpfiff eskaliert die Lage in Herne
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Den 0:1-Rückstand (8.) glich RWT nach knapp 20 Minuten durch Anil Yilmaz aus. „Schon vor dem Wechsel wurden wir benachteiligt. Eine für mich klare Rote Karte wurde nicht verteilt, zudem gab es zwei Abseitspfiffe gegen uns, die ich nicht verstanden habe“, erklärte Hakan die aufkommende Hektik – die dann in der 73. Minute eskalierte.
Die entscheidende Szene nach dem 2:3-Rückstand sah der RWT-Trainer so: „Der Assistent gab dem Schiedsrichter ein Zeichen, dass er bei uns im Strafraum ein Handspiel gesehen hat. Kurz zuvor hatte der andere Linienrichter eine gleiche Situation im Castroper Strafraum signalisiert.
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Da reagierte der Schiedsrichter aber nicht und der Linienrichter sagte mir, dass er als Assistent keinen Einfluss auf das Spiel nehmen darf.“ Nach dem Elfmeterpfiff eskalierte die Situation auf dem grünen Rasen.
Zwei Rote Karten und zwei Leichtverletzte
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Türkspor-Spieler bedrängten den Linienrichter und Schiedsrichter Dominik Sellung unterbrach die Partie, nachdem er Anil Yilmaz und Senad Lekaj wegen unsportlichen Verhaltens die Rote Karte gezeigt hatte.
Laut Augenzeugenberichten soll ein Assistent von Zuschauern, die nah am Geschehen waren, in den Bauch geschlagen worden sein. Betreuer von RWT und dem FC führten in dieser aufgeheizten Atmosphäre die drei Unparteiischen zur Auswechselbank der Castroper, dann wurde die Polizei gerufen. Drei Streifenwagen und ein Rettungswagen fuhren vor, als die Polizei kam, hatte sich die Lage beruhigt.
Etwa 20 Minuten nach dem Abbruch entschied der Schiedsrichter, das Spiel nicht mehr anzupfeifen – das Gespann wurde ins Evangelische Krankenhaus gebracht. Die Polizei berichtete von zwei Leichtverletzten, es wurden Strafanzeigen gestellt.
Hinweis (Montag, 11 Uhr): RWT-Trainer Serhat Hakan fühlte sich in der ersten Version des Artikels falsch zitiert. Die entsprechenden Passagen zum Thema haben wir umformuliert und um eine Klarstellung des Trainers erweitert.
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