Hattingen. Die HSG Hattingen-Sprockhövel schafft eine kleine Sensation – 32:31. So stößt das Team von Trainer Kai Müller den HTV Hemer vom Tabellenthron.

„Du hast keine Chance – aber nutze sie“. Diesen Spruch von Herbert Achternbusch setzten die Handballer der HSG Hattingen-Sprockhövel in beeindruckender Art und Weise um. Die mitten im Abstiegssumpf der Verbandsliga steckende Spielgemeinschaft schickte völlig unerwartet Spitzenreiter HTV Hemer mit einer 31:32 (14:15)-Niederlage zurück ins Sauerland.

Während die Gästespieler noch kopfschüttelnd mit versteinerter Miene in der Kreissporthalle ihrer Enttäuschung Ausdruck verliehen, tanzten die Schützlinge von Trainer Kai Müller singend über das Parkett. Mit letzter Kraft hatten sie den Sieg noch soeben über die Zeit gerettet.

Max Bothmann deckt bei der HSG Hattingen-Sprockhövel auf der vorgezogenen Position

Nach der deprimierenden 22:26-Pleite im Kellerduell bei der SG Ruhrtal hatte wohl im Vorfeld der Partie gegen den Titelanwärter niemand einen Pfifferling auf die HSG gesetzt. Doch die stellte den haushohen Favoriten vom Anpfiff an vor unerwartete Aufgaben.

Im Gegensatz zur üblichen 6:0-Formation ließ Kai Müller sofort Max Bothmann vorgezogen operieren. Das klappte gut und schmeckte den Gästen überhaupt nicht. Denn die dahinter postierte Fünferkette verschob immer wieder geschickt und ließ den besten Angriff der Liga nicht wie gewohnt zur Entfaltung kommen. In der Offensive tat sich der Rückraum in puncto Torgefährlichkeit zunächst noch schwer. Kai Werthebach traf nicht wie gewohnt, und Robin Hodde ist ja sowieso eher Spielgestalter als Goalgetter.

Zusammenprall: Melvin Bockhacker bricht sich die beiden oberen mittleren Schneidezähne ab

Umso effektiver klappte aber das Spiel über die Außen und den Kreis. David Bayer und Jonas Jäger von rechts, der überragende Magnus Neitsch von links und Phillip Dobrodt vom Kreis zeigten sich agil und treffsicher. Nach ihrer 3:1-Führung griff so die Verunsicherung bei den HTV-Spielern immer mehr um sich. Die Hausherren gingen mit dem 6:5 erstmals selbst in Führung und mit diesem Ein-Tore-Vorsprung auch in die Kabine (15.14). Da war Melvin Bockhacker aber schon nicht mehr mit dabei. Der Rückraumschütze war kurz vor der Pause böse mit einem Gegenspieler zusammengeprallt, brach sich dabei die beiden oberen mittleren Schneidezähne ab und musste später auch noch am Kinn genäht werden.

Die Jungs haben bravourös gekämpft, im Angriff sehr diszipliniert gespielt und sich gegen alle Widerstände gewehrt.
Kai Müller, der Trainer der Verbandsliga-Handballer der HSG Hattingen-Sprockhövel

Wer dachte, der Tabellenführer könnte die Pause nutzen und die HSG in der zweiten Halbzeit in die Schranken weisen, der sah sich arg getäuscht. Die Müller-Sieben schaffte es immer besser, den im ersten Abschnitt richtig starken HTV-Torwart Matze Kohl zu bezwingen. Kai Werthebach, der später in Manndeckung genommen wurde, befreite sich irgendwie und wurde immer treffsicherer. Die Gastgeber zogen auf 20:16 davon, ehe sie den überraschend doch sein Comeback feiernden Sven Schmitz durch eine Rote Karte und vorübergehend auch Magnus Neitsch, der umgeknickt war, verloren.

HSG Hattingen-Sprockhövel setzt sich bis zur 46. Minute auf 27:22 ab

Hemer nutzte diese Phase aus und kam bis auf 20:21 heran. Die Partie schien zu kippen. Da hatten die Gäste die Rechnung aber ohne Kai Werthebach aufgemacht. Der Torjäger fand immer mehr zu seiner Torgefährlichkeit zurück und war unter der Regie von Robin Hodde maßgeblich daran beteiligt, dass die Hausherren bis zur 46. Minute tatsächlich wieder auf 27:22 davonziehen konnten.

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Von einer Vorentscheidung konnte aber keine Rede sein. Der hoch motivierte Spitzenreiter gab sich trotz der Roten Karte für David Wizy keineswegs geschlagen. Tor um Tor holte der immer offensiver deckende HTV auf. Und beim 29:28 für die HSG war alles wieder offen. Auf der letzten Rille fighteten die Schützlinge von Kai Müller in einem Wechselbad der Gefühle um den Sieg. Den ließen sich dann auch trotz einer völlig unnötigen Rote Karte für Phillip Dobrodt, der kurz zuvor allerdings die Tore zum 30:28 und 31:28 erzielt hatte, nicht mehr entreißen. Der immer stärker werdende Michael Frorath im Tor der HSG hatte seinen Kasten inzwischen regelrecht verbarrikadiert.

Magnus Neitsch – hier gegen Hemers Torwart-Oldie Matze Kohl – gelangen beim 32:31-Sieg acht Treffer für die HSG Hattingen-Sprockhövel.
Magnus Neitsch – hier gegen Hemers Torwart-Oldie Matze Kohl – gelangen beim 32:31-Sieg acht Treffer für die HSG Hattingen-Sprockhövel. © FUNKE Foto Services | Sebastian Sternemann

Die Spieler des HTV Hemer und deren Fans suchten die Schuld für die Niederlage schließlich bei den Unparteiischen. Die machten sicherlich nicht alles richtig und hatten es mit dem Zeitspiel wirklich nicht so auf dem Schirm. Sie lagen aber bei allen drei Roten Karten richtig und leiteten die Partie wohltuend unaufgeregt.

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„Die Jungs haben bravourös gekämpft, im Angriff sehr diszipliniert gespielt und sich gegen alle Widerstände gewehrt. Und das wurde dann, zugegeben auch mit etwas Spielglück, schließlich belohnt“, sagte Kai Müller, der auf einen nachhaltigen Effekt für seine Mannschaft hofft.

So haben sie gespielt:

Spielfilm: 0:1, 1:3, 7:5, 11:9, 15:14 (Halbzeit), 17:14, 20:16, 22:21, 27:22, 28:25, 30:28, 32:29, 32:31.

HSG Hattingen-Sprockhövel: Frorath, Botte; Jonas Jäger (1), Schmitz, Werthebach (12/4), Bothmann, Hodde, Bayer (2), Koch, Neitsch (8), Isermann (3), Dobrodt (5), Bockhacker (1), Filla.

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