Dortmund/Solingen. Früher bei der DJK Welper, nun trumpft die eine in der Handball-Bundesliga auf, die andere klopft ganz laut an. Das ist ihre Geschichte

Vanessa und Jana Brandt machen weiter von sich reden. Die beiden Schwestern aus der Welperaner Handball-Familie Brandt treten immer mehr aus dem Schatten ihrer erfolgreichen Eltern Anna und Jens heraus. Vanessa ist inzwischen in der 1. Bundesliga angekommen und Jana darf sich sogar Deutsche Meisterin nennen.

Beide stammen, wie auch Vater Jens, aus der Jugendabteilung der DJK Westfalia Welper und starteten ebenfalls von dort aus in die Handballwelt. Auch Mutter Anna hat als Spielerin im Anschluss an ihre internationale Karriere noch für ein paar Partien das DJK-Trikot übergestreift und als Trainerin die eine oder andere Mädchenmannschaft des Klubs betreut.

Jana Brandt und Vanessa Brandt zog es früh zum BVB

In den nationalen Handballkreisen sind die vier Brandts nicht nur den absoluten Experten ein Begriff. Anna Brandt steht als 50-fache Nationalspielerin, WM-Dritte, Europa- und DHB-Pokalsiegerin mit Borussia Dortmund sowie 120-fache Bundesligaspielerin mit insgesamt 521 Toren für TSV GutsMuths Berlin, Borussia Dortmund und TV Beyeröde in den Statistiken. Vater Jens Brandt schaffte es mit der TSG Herdecke und dem TV Brechten bis in die 3. Liga. Zudem war der Physiotherapeut bei seinem Stammverein DJK Westfalia Welper jahrelang als Spieler, Trainer und auch als Spielertrainer im Einsatz.

Sowohl für Vanessa als auch für Jana ging es von der DJK Welper aus zu Borussia Dortmund. Vanessa, heute 24 Jahre alt, wechselte seinerzeit als C- und die 15-jährige Jana bereits als D-Jugendliche zum großen BVB.

Vanessa Brandt erlebt beim HSV Solingen-Gräfrath gerade einen Trainerwechsel

Vanessa durchlief dort bis zur A-Jugend alle Stationen und spielte bei den Schwarz-Gelben parallel in der A-Jugend-Bundesliga und in der zweiten Frauenmannschaft in der 3. Liga. In der Saison 2018/19 entschied sich Vanessa Brandt für eine neue Herausforderung. und wechselte zum damaligen Drittligisten HSV Solingen-Gräfrath. „Da gelang uns dann sofort die Meisterschaft und der Aufstieg in die 2. Bundesliga“, freute sich Brandt seinerzeit über den sich prompt einstellenden Erfolg. In den Spielzeiten 2020/2021 und 2021/22 wurde die wurfgewaltige Rückraumschützin jeweils Torschützenkönigin in der 2. Liga und schaffte mit ihrem Club nur ein Jahr später als zweitbeste Schützin sogar den Sprung in die 1. Bundesliga.

Auch Vanessa Brandt trug bereits das Trikot von Borussia Dortmund. Hier ein Bild aus dem Jahr 2015.
Auch Vanessa Brandt trug bereits das Trikot von Borussia Dortmund. Hier ein Bild aus dem Jahr 2015. © Privat | Biene Hagel

Dort kämpft sie nun um den Erhalt der höchsten deutschen Liga. Ein schwieriges Unterfangen, denn aktuell rangiert der HSV Solingen-Gräfrath trotz der von Vanessa Brandt bereits erzielten 60 Tore vor der Neckarsulmer SU (2:20-Punkte) und hinter Bad Wildungen Vipers (4:18) und dem BSV Sachsen-Zwickau (6:16) mit 3:19-Zählern auf dem vorletzten Platz.

Solingen und Neckarsulm treffen am Donnerstag, 25. Januar, 19:30 Uhr, in Solingen zum Hinrundenkehraus noch aufeinander. Da die 1. Bundesliga auf zwölf Mannschaften verkleinert werden soll, wird es drei Absteiger geben. Angesichts der prekären Situation hat sich der HSV gerade von Trainerin Kerstin Reckenthäler, mit der der Club innerhalb von fünf Jahren zweimal aufgestiegen war, getrennt.

Vanessa Brandt verlängert unabhängig von der Ligazugehörigkeit beim HSV Solingen-Gräfrath

Vanessa Brandt dagegen hält dem HSV unabhängig vom Klassenerhalt die Treue. Sie hat ihren Vertrag kürzlich bis 2026 verlängert. „Der Verein ist mir einfach ans Herz gewachsen. Ich spiele mittlerweile seit sechs Jahren hier. Nach dem Aufstieg in die zweite und dann in die erste Liga verbinde ich außerdem große sportliche Erfolge mit dem HSV. Es ist eine Herzenssache für mich, hier weiter zu verlängern, und ich hoffe natürlich, dass wir den Ligaerhalt auch realisieren können“, sagte die Studentin für das Berufsschullehramt.

In der Bundesliga ist Vanessas Schwester Jana zwar noch nicht endgültig angekommen, aber das scheint nur noch eine Frage von Monaten. Die 15-Jährige bestreitet aktuell eigentlich ihr erstes B-Jugend-Jahr in der Oberligamannschaft des BVB. Aber schon ab der nächsten Saison soll auch für die B-Jugendlichen eine Bundesliga eingeführt werden. Aktuell stehen die Dortmunder auf Rang zwei und werden sicherlich den Sprung in das Oberhaus schaffen.

Mit dem BVB feierte Jana Brandt schon den Titel des Deutschen Meiters in der B-Jugend

Auch in der vorigen Saison war Jana Brandt – noch als C-Jugendliche – bereits im Kader der B-Jugendoberliga und feierte am 4. Juni mit ihrem Team durch einen 32:27-Sieg gegen den Berliner TSC den Titel des Deutschen Meisters. Im Halbfinale hatte die wurfstarke linke Rückraumspielerin mit ihrem Tor zum zwischenzeitlichen 27:13 gegen den TSV Bayer 04 Leverkusen auch zählbaren Anteil an diesem großen Erfolg.

Eine wahre Handballfamilie: Die Eltern Jens und Anna Brandt mit Tochter Jana.
Eine wahre Handballfamilie: Die Eltern Jens und Anna Brandt mit Tochter Jana. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Nicht so gut lief es für talentierte Welperanerin mit der Westfalenauswahl beim Deutschland-Cup Anfang Januar in Hannover. Beim Turnier der Auswahlteams der Landesverbände reichte es lediglich zu einem enttäuschenden 15. und damit vorletzten Rang.

Auch in der A-Jugend-Bundesliga kam die Hattingerin Brandt bereits zum Einsatz

Enttäuschungen gehören aber einfach dazu, wenn man im Handballsport Karriere machen möchte. Und das will Jana Brandt auf jeden Fall. Viermal in der Woche ist Training und dann am Wochenende auch meistens noch ein Spiel. „Also haben wir den Fahrdienst zu Spiel und Training wieder aufgenommen und unterstützen Jana genauso wie zuvor ihre ältere Schwester“, sagte Mutter Anna Brandt.

Schließlich ist der Weg nach Dortmund der Gesamtschullehrerin für Mathematik und Sport ja noch aus eigenen erfolgreichen Zeiten, gekrönt vom Sieg im Europapokal, bestens bekannt. Für den enormen Aufwand wurde Jana auch vom Deutschen Handballbund bereits mit Einladungen zu verschiedenen Sichtungslehrgängen für die Nationalmannschaft und vom BVB sogar mit einigen Einsätzen in der A-Jugend-Bundesliga belohnt.

Sollten beide Mal in einem Team spielen, gibt es zwei Probleme

Jana und Vanessa fänden es übrigens reizvoll, später mal gemeinsam in einer Mannschaft in der ersten Bundesliga zu spielen. Dann müsste aber eine der beiden die Position und auch die Trikotnummer wechseln. Wer von beiden das dann am Ende sein würde, darüber denkt das Schwesterpaar aktuell noch nicht ernsthaft nach. „So ohne weiteres würden wir aber wohl beide nicht auf den linken Rückraum und die Nummer 77 verzichten, auch nicht für die Schwester“, ließen die beiden aber bereits (schmunzelnd) einen gewissen Konkurrenzkampf aufblitzen.

Mehr zum Handball in Hattingen und Sprockhövel

Weitere Berichte aus dem Lokalsport in Hattingen & Sprockhövel lesen Sie hier!

Zur Facebook-Gruppe zum Fußball in Hattingen und Sprockhövel geht es hier.

Zur Facebook-Gruppe zum Sport in Hattingen und Sprockhövel geht es hier.