Hattingen. Hedefspor Hattingen reagiert auf die Gewalt im Amateurfußball. Dabei muss auf den Datenschutz geachtet werden. Nicht jeder darf Bilder sehen.
Die Nachricht, dass die Gewalt gerade im Amateurfußball immer mehr zunimmt, ist nicht neu. „Ich habe das Gefühl, es wird immer brutaler“, sagt Veli Kutlu, der Vorsitzende von Hedefspor Hattingen. Genau deshalb hat sich der Verein dazu entschlossen, seine Anlage an der Munscheidstraße zu überwachen. Rund um die Uhr.
Während am Vereinsheim eine schwenkbare Kamera hängt, die Bilder in höchster Brillanz liefert, sind die Flutlichtmasten mit insgesamt sechs Kameras ausgestattet. „Die“, sagt Uwe Fischer, der bei Hedefspor Sozialer Ansprechpartner und auch der Datenschutz-Beauftragte ist, „können den ganzen Sportplatz begucken. Die Absicht ist, keine dunkle Ecke wegzulassen.“
Nur drei Vorstandsmitglieder Hedefspor Hattingens dürfen auf die Bilder schauen
Und? Schrecken die Kameras ab? „Ja!“, antwortet Uwe Fischer. „In erster Linie die Täter.“ Seien es nun gewaltbereite Fußballer oder auch Vandalen, die in der Vergangenheit nicht nur einmal ins Hedefspor-Vereinsheim eingebrochen sind. „Beim VfL Winz-Baak sogar einmal während eines Spiels“, sagt Veli Kutlu. Das Diebesgut: fast nichts. „Hier ist ja auch nichts“, sagt Uwe Fischer, während sich der Hedefspor-Chef unter anderem daran erinnert, dass mal ein Rechner gestohlen worden sei, „der vielleicht noch 40 Euro wert war“, wie er sagt, und in früheren Jahren – damals auf Asche – ein Lagerfeuer stattgefunden habe.
Seit Anfang Oktober hängen die Überwachungskameras an der Munscheidstraße. Das Filmmaterial wird auf einer Festplatte gespeichert. Vorübergehend. Dem Datenschutz entsprechend. Nach einer gewissen Zeit werden die bewegten Bilder automatisch wieder gelöscht. Und wenn mal etwas passiert, kann genau hingeschaut werden. Gucken können aber lediglich Veli Kutlu, der 2. Hedefspor-Vorsitzende Adil Türken und Uwe Fischer. Anfordern dürfen diese Aufnahmen die Polizei sowie Sport- und ordentliche Gerichte. „Auch die Vereine bekommen die Bilder nicht zu sehen“, sagt Uwe Fischer.
Zwei Oktober-Spiele von der Hattinger Munscheidstraße werden verhandelt
Ihre Premieren vorm Sportgericht werden Bilder dieser Kameras am kommenden Donnerstag (9. November) haben. Dann werden die Vorfälle aus der Kreisliga-B-Partie zwischen dem VfL Winz-Baak und der DJK TuS Ruhrtal II sowie aus dem Kreisliga-C-Spiel Hedefspor Hattingen II gegen SG Türkischer SV/RW Langendreer III verhandelt. „Unsere Kameras sind auch fürs Spielgeschehen nicht schlecht“, sagt Uwe Fischer, der wegen seiner Aufgaben im Vorstand des Fußball-Kreises Bochum schon einige Verhandlungen miterlebt hat. „Was da manchmal für Geschichten erzählt werden“, sagt er. „Bilder lügen nicht.“
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Dass an der Munscheidstraße, an der nicht mehr viel an die glorreichen Landesliga-Asche-Zeiten des VfL Winz-Baak erinnert, nun Überwachungskameras hängen, hat für Hedefspor Hattingen aber auch einen anderen entscheidenden Grund. „Für uns ist es nicht wichtig, dass es mit der ersten Mannschaft so weit wie möglich nach oben geht. Wir stecken unser Geld lieber in die Kinder- und Jugendarbeit, wir investieren in die Breite“, sagt Uwe Fischer. Das Projekt des 1982 gegründeten Vereins lautet, gläsern zu sein. Klar: Wenn die erste Mannschaft, die aktuell in der Kreisliga-A-Staffel 2 auf dem zweiten Rang liegt, in die Bezirksliga aufstiege, wäre das schön. „Das“, betont Uwe Fischer, „muss aber nicht sein.“
Fast 300 Kinder, Jugendliche und Männer kicken bei Hedefspor Hattingen
Fast 300 Kinder, Jugendliche und Männer kicken aktuell bei Hedefspor Hattingen. „Unser großer Vorteil ist, dass die meisten Senioren-Spieler aus der eigenen Jugend kommen und eine Bindung zum Verein haben“, sagt Veli Kutlu. Sie fühlen sich dort wohl – seit 2017, seitdem es den Kunstrasen gibt, noch viel wohler. Und seit dem vergangenen Jahr wird die Anlage im Rauendahl auch durch eine Anzeigetafel am Spielfeldrand aufgehübscht.
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„Ich bin stolz, wie sich der Verein entwickelt hat“, sagt der Klub-Boss und betont, dass Hedefspor Hattingen für alle offen sei und niemand abgewiesen werde. Und dann hofft Veli Kutlu, dass im nächsten Jahr auch die Überdachung stehen und Schutz vor Regen bieten wird. „Zwischen den Containern“, sagt er. „30-mal sechs Meter. Ähnlich wie beim TuS Hattingen.“