Hattingen/Sprockhövel. Die Krise trifft bei der HSG alle Männer-Teams. Geht es so weiter, könnten selbst die Spitzenreiter absteigen. So reagiert die Sportliche Leitung.
Bei der HSG Hattingen-Sprockhövel schrillen die Alarmglocken. Bereits in der ersten Saison nach Bildung der Spielgemeinschaft der beiden traditionsreichen Handballabteilungen des TuS Hattingen und der TSG Sprockhövel droht ein GAU.
Alle vier Herrenteams sind vom Abstieg bedroht. Dabei ist die dritte Mannschaft aktuell sogar Tabellenführer in der Kreisliga. Wie ist das möglich? Und welche Gegenmaßnahmen will die Sportliche Leitung ergreifen?.
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Die HSG Hattingen-Sprockhövel nimmt in dieser Saison mit vier Männer-Teams an den Meisterschaftsrunden verschiedener Ligen teil. Die erste Mannschaft spielt in der Verbandsliga, die zweite in der Bezirksliga, die dritte in der Kreisliga und die vierte in der 1. Kreisklasse. Hinzu kommen die Frauen, die ebenfalls in der Kreisklasse spielen.
HSG Hattingen-Sprockhövel: Die dritte Mannschaft könnte als Meister absteigen
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Während die dritte Mannschaft, die „Altstars“ (Dominic Schimm: „unsere Alten Herren, die nicht trainieren“), die Tabelle in der Kreisliga nach sieben Spieltagen ohne Niederlage mit 13:1-Punkten anführt, stecken sowohl das Verbands- und das Bezirksligateam als auch die Viertvertretung in der 1. Kreisklasse bereits wenige Wochen nach dem Saisonstart tief im Abstiegs-Schlamassel.
Die Mannschaft von Trainer Kai Müller, das Aushängeschild der HSG, wartet in der Verbandsliga sogar nach dem sechsten Spieltag noch auf den ersten Punktgewinn. Bereits aus reinen Leistungsgründen droht ein Dreifachabstieg der ersten, zweiten und vierten Mannschaft. Doch es könnte noch weitaus schlimmer kommen.
Ein Abstieg der zweiten Mannschaft aus der Bezirksliga würde einen Domino-Effekt auslösen und automatisch und völlig unabhängig von der sportlichen Platzierung auch den Abstieg für die dritte und vierte Mannschaft bedeuten. Es dürfen nämlich keine zwei Mannschaften in ein und derselben Liga spielen. „Die Dritte könnte dann sogar Meister in der Kreisliga werden und somit einen direkten Aufstiegsrang für die Bezirksliga belegen. Auch das würde sie nicht von einem Mitabstieg verschonen“, berichtete Linus Grossmann von einer kuriosen Regelung, die die HSG hammerhart treffen könnte.
Die sportlich bedrohliche Lage wurde analysiert
Im Lager der Spielgemeinschaft betrachtet man diese schwierige Konstellation mit großer Sorge. Die Sportliche Leitung um den Vorsitzenden Jannis Sinnemann, Dominic Schimm und Linus Grossmann hat die bedrohliche und irgendwie auch verzwickte Lage analysiert und kündigt Maßnahmen an, die den freien Fall von gleich vier Mannschaften stoppen sollen.
„Uns war von vornerein klar, dass wir vor einem schwierigen Umbruchjahr stehen würden. Sowohl aus dem Verbandsliga- als auch aus dem Bezirksligateam sind viele Spieler in andere Mannschaften unseres Vereins und einige wenige zu anderen Klubs gewechselt, und zahlreiche neue Spieler sind jeweils dazugestoßen“, so Schimm.
Dass bei dieser Personalrochade nicht sofort ein Rädchen in das andere greift, sei vorauszusehen gewesen. „Nicht vorauszusehen war allerdings die einfach nicht enden wollende Personalmisere durch Verletzungen und Erkrankungen. Das hat uns doch sehr hart getroffen und gipfelte nun in der Absage des EN-Derbys bei der HSG Gevelsberg-Silschede“, sagte Dominic Schimm.
Die Abgänge von Leistungsträgern waren bisher nicht zu kompensieren
In der Tat ist die Verletztenliste bei der ersten Mannschaft mit Sven Schmitz, David Bayer, Tim Pemöller, und Robin Hodde, die allesamt schon seit Wochen ausfallen, nach wie vor ellenlang. Und zuletzt hat es auch noch Magnus Neitsch mit einem Kreuzbandanriss und Dominik Filla, der sich im Training das Knie verdrehte, böse erwischt.
Zudem sind Melvin Bockhacker und Niklas Koch gerade erst wieder etwas näher an den Kader herangerückt. Dazu Dominic Schimm: „So war es schlicht und einfach bisher nicht möglich, die Abgänge von Leistungsträgern wie Linus Grossmann, Jannis Sinnemann (beide dritte Mannschaft) und Tom Gusewski (HSG Gevelsberg-Silschede) zu kompensieren.“
Trainingseinheiten wurden zusammengelegt
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Bei der zweiten Mannschaft ist die Fluktuation noch größer. Dort fehlt es aufgrund zahlreicher Zugänge trotz einiger Ausfälle wie zum Beispiel Yannik Alda und Luca Kuhnhenn nicht an der Quantität an Spielern, sondern nach der Verabschiedung von Spielern wie Victor Schönenborn und Jonas Schäffer in den „Halbruhestand“, wie es Trainer Jan Schiltz ausdrückte, schlicht und einfach an Führungspersönlichkeiten.
Um den Negativtrend zu beenden, gibt es ab sofort gemeinsame Trainingseinheiten der ersten mit der zweiten und auch der zweiten mit der vierten Mannschaft. „Der Zusammenhalt muss nun ganz oben stehen“, gibt Dominic Schimm die Richtung vor. Dazu gehört auch, dass die Sportliche Leitung eine mit zahlreichen Routiniers gespickte „Feuerwehrspielerliste“ aufgestellt hat.
Zahlreiche Spieler sind da aufgeführt, die, so Schimm, „strategisch, ohne sich festzuspielen, die erste und zweite Mannschaft bei ausgesuchten Begegnungen verstärken sollen.“ Dazu gehören: Linus Grossmann, Jannis Sinnemann, Jakob Jäger, Matthias Sinnemann, Markus Witkowski, Thomas Zeller, David Delgado und Philipp Gräf. Niklas Klinker wird zudem fester Bestandteil des Kaders der Zweitvertretung.
Trainer stehen nicht zur Disposition
Schimm weiter: „Mit diesem Pool an erfahrenen Recken wollen wir flexibel taktieren und zunächst einmal zweigleisig fahren, um so bis zum Jahreswechsel mit beiden Mannschaften noch möglichst viele Punkte zu holen. Die beiden Trainer Kai Müller und Jan Schiltz, die unser volles Vertrauen genießen und keineswegs zur Disposition stehen, waren in die Gespräche eingebunden und tragen dieses Konzept mit.“
Dass diese Vorgehensweise nicht so ohne weiteres zum Erfolg führen muss, zeigte sich allerdings bereits beim ersten Versuch am vorigen Sonntag. Da verlor die zweite Mannschaft gegen den Vorletzten Waltroper HV mit 21:25 und rutschte auf einen Abstiegsplatz ab, obwohl mit Thomas Zeller, David Delgado und Niklas Klinker gleich drei „Feuerwehrspieler“ im Einsatz waren.
Die Luft für die Zweite wird also immer dünner. Der Abstieg dieser Mannschaft würde der neuen Handballspielgemeinschaft aufgrund der vertrackten Gemengelage mit dem Dominoeffekt eines Dreifachabstiegs mindestens genauso hart treffen, wie der der Abstieg der ersten Mannschaft nach 12-jähriger Verbandsligazugehörigkeit. Die Maßnahmen müssen also umgehend greifen. Bestenfalls bereits am Samstag, wenn beide Mannschaften gegen direkte Konkurrenten im Kampf um den jeweiligen Ligaerhalt ranmüssen.
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