Plovdiv/Bulgarien. Der Sprockhöveler Finn Wolter (RC Witten) triumphiert bei der U23-WM im Rudern. Warum der Titel noch mehr bedeutet als der im Doppelvierer 2021.
Da schrie er seine Freude heraus, riss sich die Kappe vom Kopf und schrie noch einmal. Es war geschafft – Gold, Weltmeister! Nach 6:19,56 Minuten und mit 1.89 Sekunden Vorsprung auf das Spanische Ruder-Boot im leichten Doppelzweier überquerten der Sprockhöveler Finn Wolter (RC Witten) und sein Kollege Nikita Mohr (RTHC Bayer Leverkusen) im deutschen Trikot die Ziellinie im bulgarischen Plovdiv als Erstes.
Dabei galten die Iren eigentlich als ärgste Konkurrenten für Wolter und Mohr, hatten sie doch das andere Halbfinale für sich entschieden. „Man kann die anderen Boote aber gut analysieren. Da haben wir erkannt, dass mit uns beim Streckenschlag nicht mithalten können, aber extrem sprintstark sind“, so Wolter.
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Doch zunächst waren es die Niederländer, die die Führung in dem Rennen übernahmen und das deutsche Ruder-Boot bei der U23-Weltmeisterschaft distanzierten. Der Start ist aber so oder so nicht die Stärke von Wolter und Mohr. Kein Grund zur Sorge also.
Ab der 1000-Meter-Marke schieben sich Finn Wolter und Nikita Mohr nach vorne
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Nach rund zwei Minuten legten die beiden an Ruderrate und Geschwindigkeit zu und übernahmen die Führung. Drei Zehntelsekunden Vorsprung hatten Wolter und Mohr an der 1000-Meter-Marke – der Hälfte der Strecke – vor den Franzosen, die Spanier lagen 49 Zehntelsekunden zurück, die Niederländer schon 1.31 Sekunden, die Italiener 2.11 Sekunden und die Iren enttäuschten komplett, waren mit 2.94 Sekunden Rückstand hoffnungslos abgeschlagen.
Von vorne weg bestimmte das deutsche Team, welches schon im Halbfinale mit einer Zeit von 6:25,13 Minuten überzeugt hatte. 500 Meter vor dem Ziel lag der Vorsprung vor den Spaniern bereits bei 94 Zehntelsekunden. Die Franzosen lagen mit 2.06 Sekunden Rückstand auf dem Bronzeplatz – mussten plötzlich aber darum zittern, weil die Iren sich nach dem schwachen Start nach und nach nach vorne gekämpft hatten und einen ganz starken Endspurt hinlegten – doch dann unterlief ihnen ein Fehler, Bronze ging an Frankreich.
Vorne ließen Mohr und Wolter nichts mehr anbrennen – sprangen vor Freude in die Luft, als sie bei der Siegerehrung die Goldmedaille um den Hals gehängt bekamen und setzten ein Grinsen auf, als die Nationalhymne ertönte.
Voller Adrenalin über die Ziellinie
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„Wir konnten uns von Rennen zu Rennen steigern. Die einzige Baustelle war der Start, der war etwas wackelig. Unsere Geheimwaffe war der Streckenschlag, da haben wir gut zusammengearbeitet und das Boot zwischen den Ruderschlägen aktiv nach vorne gebracht, weil wir am Stemmbrett beziehungsweise dem Boot gezogen haben“, so Wolter.
Ab Meter 1000 merkte er, dass es wirklich klappen kann mit dem Weltmeistertitel. „Da hatte ich noch richtig viel Energie über. Und die letzten 500 Meter waren dann pure Glücksgefühle. Ich habe auch gar keine Schmerzen gehabt, weil ich so viel Adrenalin in mir drin hatte“, freute sich Wolter, der auch vom Ort Plovdiv, der ältesten Stadt Europas, beeindruckt war – und das nicht nur wegen der ausgelassenen Party nach dem Titel. „Wir waren dort unter anderem im Amphitheater. Die Stadt ist wirklich alt und hat super schöne Ecken, aber auch Betonbauten“, so Wolter.
Teilnahme an den World University Games
Durch den Triumph sind er und Mohr für die World University Games in Chengdu (28. Juli bis 8. August) qualifiziert und treffen dabei unter anderem auf den Wittener Teamkollegen Lukas Föbinger. Schon am Freitag steigt Wolter in das Flugzeug in Richtung der chinesischen 20-Millionen-Einwohner-Stadt und misst sich danach mit den besten Studierenden.
Der Sprockhöveler ist endgültig angekommen in der Weltspitze. „Ich wurde schon einmal Weltmeister im Doppel-Vierer. Aber schon damals hatte ich wahnsinnigen Respekt vor dem, was im Leichtbereich abgeht. Wenn man da ankommt, hat man es geschafft“, so Wolter, der dem Deutschen Ruderverband bezüglich der Organisation, der Bootspflege und der Athleten-Betreuung einen großen Dank aussprach. Wolter. „Das ist eine Struktur, die seinesgleichen sucht. Zudem möchte ich auch meinem Trainer Frank Decker danken. Er hat es wirklich geschafft, uns super vorzubereiten.“
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