St. George/USA. Bei der Ironman 70.3-WM kämpft das Sprockhöveler Paar Anna und Till Schaefer mit Temperaturen und sich selbst. Am Ende strahlen aber beide.

Der See sei völlig okay gewesen, ruft Anna Schaefer, während sie auf dem Rad an ihrem Mann Till neben der Strecke vorbeisaust.

Gerade hat die Sprockhöveler Triathletin, die für den PV Triathlon Witten startet, die 1,9 Kilometer im Wasser des Sand Hollow State Parks in 32.24 Minuten hinter sich gebracht und befindet sich auf der 90 Kilometer langen Radstrecke im US-amerikanischen St. George bei der Ironman 70.3-WM.

„Als es losging, war das Wasser fast angenehm mit 17,2 Grad, ich hatte es mir zumindest viel schlimmer vorgestellt. Ich bin relativ weit hinten in meiner Startgruppe gestartet. Aber das kenne ich und mag es tatsächlich ganz gerne. Mit der Schwimmzeit bin ich sehr zufrieden. Die 1:41 Minuten pro Kilometer sind für mich die schnellste Schwimmzeit bei einer Mitteldistanz“, so Schaefer nach dem Rennen.

Anna Schaefer schaltet auf dem Rad schnell in den Rennmodus

Auch interessant

Zwar läuft das Tauschen der nassen Schwimmklamotten in trockene nicht wie geplant, sodass Schaefer sogar von einem „eigenen Negativgeschwindigkeitsrekord“ beim Wechseln spricht, für ihr Ziel, unter den besten 50 der 238 angetretenen Athletinnen ihrer Altersklasse W35-39 zu bleiben, ist sie aber dennoch auf dem besten Weg.

Als sie dann auf dem Rad in den Rennmodus schaltet, übertrifft sie sich selbst. In 2:40,14 Stunden bezwingt sie die Strecke und überholt dabei eine Konkurrentin nach der anderen.

Anna Schaefer hat bis Kilometer 40 noch mit der Temperatur beim Radfahren zu kämpfen.
Anna Schaefer hat bis Kilometer 40 noch mit der Temperatur beim Radfahren zu kämpfen. © Schaefer

„Das war ein Traum. Mir war trotz der Armlinge, Handschuhe und Zehenkappen bis Kilometer 40 recht kalt. Ich bin bergauf immer einhändig gefahren, um die andere Hand aus dem Wind zu nehmen, aber ich konnte meine Leistung abrufen und habe mich auch trotz Kälte und verminderten Durstgefühl gut verpflegen können, so dass meine Ernährungsstrategie aufging. Die Strecke ist wunderschön mit ihren Hügeln und roten Felsformationen, die es überall links und rechts zu bestaunen gibt“, sagt sie.

Endspurt auf den letzten drei Kilometern

Auf der abschließenden 21,1 Kilometer langen und welligen Laufstrecke, die zunächst bergauf, dann bergab führt, findet sie schnell in den Rhythmus – und erfährt kurz vor Schluss, dass selbst ein Platz unter den ersten Zehn noch möglich ist. Also pusht sich Schaefer selbst noch einmal.

„Ich habe die letzten drei Kilometer noch einmal alles gegeben und bin mit einer sehr flotten Pace ins Ziel gerannt“, sagt sie. Die Belohnung: Eine Laufzeit von 1:32,58 Stunden, die Gesamtzeit von 4:57:04 Stunden, Rang sieben ihrer Altersklasse und Glücksgefühle. „Ich bin mehr als zufrieden, es ist definitiv mehr, als ich erhofft habe.“

Till Schaefer verschätzt sich beim Schwimmen

Auch interessant

Einen Tag später und nach der Belohnung mit Pommes, Chips und Cola, wechselt Anna Schaefer dann selbst in den Unterstützungs-Modus. Nun ist ihr Mann Till gefordert. Noch vor dem Start macht er jedoch eine unangenehme Zeit durch. Mit einem Shuttle Bus geht es zum Sand Hollow State Park. Früh morgens um kurz vor acht Uhr bei einer Außentemperatur von knapp zwei Grad heißt es aber erst einmal Warten und frieren.

„Die Zeit vor dem Start war vermutlich die härteste des Rennens. Die letzten 30 Minuten mussten wir dann im Neo und nur mit Socken auf den Startschuss warten. Alle 15 Sekunden gingen zehn Athleten ins Wasser. Ich habe mich etwas verschätzt und habe mich zu weit hinten angestellt, so dass viel Langsamere vor mir waren und ich bis zum Ende überholen musste“, sagt er.

Durch Probleme in den Rhythmus zu finden, reicht es nur zu einer für ihn unzufriedenstellenden Zeit von 28:07 Minuten.

Auf der vollen Strecke ist viel Konzentration gefragt

Auf dem Rad bleibt es kalt, Till Schaefer findet deutlich schneller zu seiner Form. In 2:23:17 Stunden bezwingt er die 90 Kilometer, insbesondere die steilen letzten zwei Kilometer fordern ihn richtig, doch die abschließende schnelle Abfahrt ist die Belohnung.

Volle Unterstützung neben der Strecke gibt es für Till Schaefer.
Volle Unterstützung neben der Strecke gibt es für Till Schaefer. © Schaefer

Auf Platz 23 seiner Altersklasse wechselt der Sprockhöveler zum Lauf. „Dort fand ich erstaunlich schnell meine Laufbeine, konnte die geplante Pace bergauf laufen und runter Gas geben. Ich musste mich sehr konzentrieren, da die Strecke unglaublich voll war, gerade auf der zweiten Runde und es zum Teil ein Slalomlauf auf engem Raum war“, sagt er.

„Das Rennen mit den Besten der Welt ist ein großes Privileg“

Nach 1:21:19 Stunden Laufen und insgesamt 4:20:16 Stunden Wettkampf reißt er dann beim Überqueren der Ziellinie, angefeuert von den Rufen seiner Frau, die Arme in die Luft. Es ist geschafft, die Ziele, von einer Zeit unter 4:30 Stunden und einem zweistelligen Platz in der Altersklasse, erreicht. Insgesamt landet Till Schaefer auf Position 17 von 509 in seiner Altersklasse.

Was bleibt, ist Dankbarkeit: „Ich bin mit der Platzierung und der Zeit sehr zufrieden. Gerade nach dem guten Rennen auf Hawaii und der Bestzeit über die Langdistanz in Roth war ich mir nicht sicher, wie weit der Kopf bereit ist, noch einmal alles zu geben. Die Strecke hier in St. George ist definitiv ein Highlight und das Rennen mit den Besten der Welt ein großes Privileg.“

Mehr Sportnachrichten aus Hattingen und Sprockhövel gibt es hier. Auch den Lokalsport-Newsletter können Sie hier abonnieren.

Zur neuen Facebook-Gruppe zum Sport in Hattingen und Sprockhövel geht es hier.