Sprockhövel. TSG Sprockhövels Torschütze zum Klassenerhalt beschreibt die entscheidende Szene. Und warum es das Team nach der Führung unnötig spannend machte.
Während seine Teamkollegen vor Freude schrien und sich in den Armen lagen, saß er ein paar Meter entfernt auf dem Kunstrasen und schaute dem Treiben zu.
Völlig erschöpft, überall Schmerzen, aber glücklich. „Danke, unglaublich, oder?“, reagierte er auf die Glückwünsche zum Klassenerhalt in der Oberliga-Westfalen der TSG Sprockhövel. Er steht sinnbildlich für den Weg, den das Team gegangen ist: Marcel Weiß.
TSG Sprockhövel: Marcel Weiß hangelte sich von einer Blessur zur nächsten
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23 Spiele machte der 28-jährige Mittelfeldspieler in dieser Saison für die TSG, sechs Tore erzielte er dabei, vier in der Hinrunde, zwei in der Rückrunde, die für ihn so kräftezehrend, so anstrengend war. Mal war der Fuß nach einem Zusammenstoß dick und blau angeschwollen, dann sorgte eine hartnäckige Erkältung für das Schwinden der Spritzigkeit und seit der Partie gegen Victoria Clarholz am 6. April schmerzt auch noch die Hüfte.
„Man gibt es nicht gerne zu, aber mein Körper ist am Ende. Es war eine kräftezehrende Saison, ich hatte viele Blessuren. Meine Hüfte wird von Woche zu Woche schlimmer, weil man immer wieder drauffällt, aber das kann man am Spieltag dann ausblenden. Jetzt können wir uns einen Monat lang regenerieren und dann greifen wir in der neuen Saison wieder an“, sagte Weiß selbst nach der Partie gegen den FC Gütersloh, in der er es war, der das Tor zum Klassenerhalt erzielte.
„Man handelt in solchen Szenen aus dem Bauch heraus. Der Torwart hat mir schön die Ecke freigemacht, weil er spekuliert hat, dass ich den Ball entweder quer lege oder auf das lange Eck spiele. Das war schön. Aber egal, wer das Tor gemacht hat, Hauptsache, wir haben es gemacht“, beschreibt er die so wichtige Szene.
Zweifel am Klassenerhalt habe es nie gegeben
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Zweifel am Klassenerhalt hätte er aber nie gehabt, versichert er. Auch nicht, als sich rumsprach, dass Siegen, Erndtebrück und Delbrück alle führten, als der Druck von Sekunde zu Sekunde größer wurde, da klar war, dass auch ein 0:0 nicht zum Ligaverbleib reichen würde.
„Es war auf der Bank präsent, aber im Endeffekt hat es niemanden gejuckt. Wir wussten um unsere Stärken, jeder hat das auf dem Platz heute abgerufen. Wir hatten Höhen und Tiefen, aber wir haben allen bewiesen – mit dem Spiel gegen Münster, mit den Partien gegen Gütersloh – dass wir die Großen schlagen und in diese Liga gehören“, so Weiß, der sich danach – trotz aller Erschöpfung – zum Feiern schleppte, mit einem Bier in der Hand.
„Eigentlich bin ich gar nicht so der Biertrinker, aber ich denke, das heute ist ein Anlass. Wir bleiben hier, machen einen schönen Abend mit den Fans, die uns das ganze Spiel über, die ganze Saison über unterstützt haben. Warum sollten wir uns von denen entfernen? Wir feiern alle zusammen, sind eine Familie.“
Trainer Yakup Göksu sieht ein typisches Spiel
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Auch Trainer Yakup Göksu kam aus dem Strahlen nicht mehr heraus. Nur einmal verspannten sich nach Abpfiff noch einmal die Gesichtszüge – als die Mannschaft ihn gemeinsam in die Luft warf. Zehn, 15 Spiele habe es gebraucht, bis sich die Mannschaft gefunden habe.
„Das Spiel heute hat die ganze Saison widergespiegelt. Wir haben richtig gute Spiele gemacht, wir haben auch Katastrophen-Spiele gemacht. Wir hatten auch Mittelmaßspiele, bei denen wir einen Punkt mitnehmen. Vielleicht viel zu viele Unentschieden, ich bin am Ende aber einfach stolz und glücklich, dass die Mannschaft Charakter gezeigt hat“, so Göksu.
Das fehlende Zeitspiel sorgt für Aufregung
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Ob der Klassenerhalt nun verdient sei oder nicht, wichtig sei nur, dass er geschafft wurde. „Es hat heute jeder mitgefiebert, die Tribüne war voll. Ich habe sogar meinen Grundschullehrer gesehen. Da kriegt man Gänsehaut. Ich danke jedem der Spieler, vom Trainerteam, vom Vorstand, von der Stadt, die vieles mitleiden mussten“, sagt der Trainer – der selbst in der Schlussphase an der Seitenlinie hibbelig wurde, weil sein Team auch nach dem 1:0 in den letzten zehn Minuten kein Zeitspiel betrieb, den Ball so viel zu häufig, viel zu einfach wieder herschenkte und sich selbst in die Bredouille brachte.
„Man sieht einfach, dass die Erfahrenheit fehlt. Wir haben so viele junge Spieler, die wollen Fußball spielen, kicken, das hat man auch am Anfang gesehen, als sie versucht haben, von hinten heraus Fußball zu spielen. Da muss man ihnen auch sagen: Männer, wenn es nicht geht, geht es eben nicht. Dann schlagen wir den langen Ball, bevor wir ein Tor kassieren“, so der Trainer.
Erst als alle von der Bank schrien, dass die Spieler doch auch mal Richtung Eckfahne laufen und dort den Ball festmachen sollen, geschah dies. Göksu: „Dann machte es klick. Es sind junge Burschen, die denken an so etwas nicht, da fehlt noch die Cleverness. Aber ist mir jetzt auch egal. Jetzt brauche ich erst einmal Ruhe, Pause. Es war Nervenkitzel genug. Ich werde ein, zwei Tage abschalten müssen, dann geht es an die Kaderplanung.“
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