Witten. Das Derby zwischen Märkisch Hattingen und dem FC Sandzak lief nach Abpfiff aus dem Ruder. Nun stehen Sperren fest. Die Art ärgert einen Klub.
Um die Höhe der Strafen an sich, gehe es gar nicht, sagt Esad Muharemovic, der Sportliche Leiter der DJK Märkisch Hattingen.
Es ist die Art und Weise der Spruchkammersitzung zum aus dem Ruder gelaufenen Platzderby gegen die DJK Märkisch Hattingen – mit einer Schlägerei, Polizeieinsatz und Anzeigen – die Muharemovic ärgert.
DJK Märkisch Hattinegn - FC Sandzak Hattingen: Geldstrafe und mehrere Sperren
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„Ich bin kein Jurist, aber soweit ich weiß, gilt in dubio pro reo“, sagt Muharemovic. Bei der Sitzung im Vereinsheim des TuS Bommern habe es sich das Sportgericht aber einfach gemacht. Torwart Belmin Muharemovic von der DJK Märkisch, der nach dem Vorfall ins Krankenhaus musste, wurde wegen Provokation für vier Spiele gesperrt, Argjent Mustafi und Amir Azam vom FC Sandzak Hattingen bekamen aufgrund von Gewaltanwendung sechs Spiele Sperre.
Orhan Balloshiti muss nach seinem Platzverweis wegen Nachtretens drei Mal zuschauen. Zudem muss der FC Sandzak-Hattingen 200 Euro an Strafe für die Ausschreitungen der ihnen zuzurechnenden Zuschauenden zahlen. Darunter war auch ein verletzter Spieler. Die Verfahrenskosten werden aufgeteilt.
Mitgebrachte Zeugen wurden nicht gehört
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So weit, so gut. Anhand der im Raum stehenden Vorwürfe, sind die Sperren nicht gerade hoch angesetzt, in anderen Fußballkreisen wäre dies anders gelaufen.
Was Esad Muharemovic aber stört, ist der Verlauf des Abends beim Sportgericht. Beide Vereine hätten mehrere Zeugen mitgebracht und Dokumente zusammengestellt, um den Verlauf des Geschehens nach dem Derby aufzeigen zu können. Eine Rolle spielte dies vor dem Sportgericht aber nicht.
Ärger über die Eklärung des Urteils
„Es wurde nicht ein Zeuge gehört, Stellungnahmen wurden nicht berücksichtigt, und dann wurde ein Urteil mit einer schwammigen Erklärung gefällt. Spieler wurden gesperrt, obwohl sie nicht wussten, wer was gemacht hat“, sagt Muharemovic.
Dies könne er nicht nachvollziehen. „Am Ende konnte die Spruchkammer die Wahrheit nicht finden, hatte aber den Eindruck, dass etwas passiert ist und auf Grundlage dieses Eindrucks wurden verschiedenste Strafen ausgesprochen. Nur die Rote Karte war bewiesen, da diese Unsportlichkeit vom Schiedsrichter im Spielbericht eingetragen war“, so Muharemovic.
Seiner Meinung nach hätten demnach die Beschuldigten beider Vereine die Spruchkammer ohne Strafe verlassen müssen.
„Den Tag hätten sich alle sparen können“
Zur Begründung für die Nicht-Anhörung der Zeugen hätte das Sportgericht gesagt, dass keine Person, die einem der beiden Verein zuzuordnen sei, unparteiisch sei.
„Den Tag hätten sich alle sparen können. Man steht zweieinhalb Stunden draußen, keiner wird reingeholt. 36 Dateien wurden nicht gelesen, Fotos aus der Notaufnahme von Belmin Muharemovic nicht angeschaut. Grundsätzlich hat der Fußball verloren. Wenn ich an den Tag zurückdenke, dreht es mir im Magen“, nimmt Esad Muharemovic kein Blatt vor den Mund.
Der Vorsitzende des Sportgerichtes widerspricht
Markus Selzener, der Vorsitzende des Sportgerichts, wehrt sich gegen diese Vorwürfe. „Wir haben Einsicht in die medizinischen Unterlagen genommen, sprich die Atteste und Unterlagen. Zudem haben wir als Zeugen den Schiedsrichter vernommen und alle Beschuldigten angehört“, so Selzener.
Diese seien alle geständig gewesen. Daher sei auf weitere Zeugen verzichtet worden. „Ich habe mit den Vertretern beider Vereine im Rahmen der Verhandlungsführung gesprochen und ihnen gesagt, wir könnten alle Leute, die draußen warten, anhören, es müsse aber berücksichtigt werden, dass Dinge von Zeugen auch immer subjektiv erlebt werden. Vielleicht wurde das falsch aufgenommen“, so Selzener.
Höhere Strafen konnten nicht ausgesprochen werden, weil die Zuordnung schwierig war
Seiner Meinung nach hätte eine Anhörung der Zeugen nichts am Endergebnis geändert, da eben alle Personen ihre Beteiligung an der Schlägerei zugegeben hätten. „Wir hätten auch bis drei Uhr nachts getagt. Es war keine Abkürzung der Sache. Unser Gefühl war einfach, dass sich der Sachverhalt, wie er sich nach Vernehmung der sämtlichen Beschuldigten dargestellt hat, auch nach der Vernehmung von vielen Zeugen nicht anders dargestellt hätte.“
Zudem hätten beide Vereine – für Märkisch war der stellvertretende Vorsitzende Arndt Holstraeter vor Ort – dem Ende der Beweisaufnahme zugestimmt.
Dass keine höheren Strafen ausgesprochen wurden, begründet Selzener mit der schwierigen Zuteilung. „Wir konnten keinem der Spieler einen konkreten Schlag zuordnen. Wenn wir herausgefunden hätten, dass Spieler XY genau diesen Schlag zu verantworten hat, der zur Verletzung des Torhüters geführt hat, wäre die Strafe höher ausgefallen. Genauso wie bei einem Schlag von hinten“, sagt Selzener.
FC Sandzak Hattingen konzentriert sich auf die Hallenstadtmeisterschaft
Almir Kurbasevic vom FC Sandzak Hattingen möchte das Thema nach den Urteilen nun erst einmal sacken lassen. „Im Großen und Ganzen ist es für uns erst einmal erledigt, weil wir uns nach vorne auf die Hallenstadtmeisterschaft orientieren möchten“, so Kurbasevic.
Die Hallenfestspiele werden vom FC Sandzak Hattingen organisiert. Kurbasevic: „Wir haben deswegen gerade gar keine Zeit, das Ganze aufzuarbeiten, werden das aber spätestens nach der Stadtmeisterschaft im Detail machen. Wenn so etwas geschieht, gibt es nur Verlierer. Ich hoffe, dass jeder, der das mitbekommen hat, etwas draus lernt.“
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