Dubuque/Iowa. Robin Tanju studiert in den USA und spielt am College Fußball. Der 19-Jährige erklärt, wie sein Tag aussieht und was er besonders genießt.
Besser hätte Robin Tanjus Einstand im Seniorenfußball nicht verlaufen können. Als A-Jugendlicher debütierte der Hattinger am 9. Oktober 2021 in der Westfalenligapartie für die DJK TuS Hordel in der ersten Mannschaft und schoss gleich ein Tor. Am Ende gewann Hordel mit 2:1 gegen Concordia Wiemelhausen. Eigentlich die besten Voraussetzungen, um sich im Team langfristig durchzusetzen. Doch zum damaligen Zeitpunkt hatte er längst ganz andere Pläne.
Kurz darauf wechselte er nämlich in die USA, um sich einen Traum zu erfüllen. An der Clarke University, einer Privatuniversität in Dubuque (Iowa), studiert er aktuell Psychologie und Business. Parallel spielt er für die College-Mannschaft.
Studium in den USA: Sport und Unterricht werden kombiniert
„Die Erfahrungen, die ich hier sammeln kann, sind einmalig. So eine enge Verbindung von Schule und Sport wäre in Deutschland kaum möglich gewesen“, sagt der 19-Jährige, „daher bin ich unheimlich dankbar dafür, dass ich diese Chance bekommen habe.“ Der Tagesablauf ist perfekt an die Kombination aus Fußball und Unterricht angepasst, was aber auch viel Stress bedeutet. Während der Saison findet das erste Training bereits um 5.30 Uhr in der Früh statt. Ab 9 Uhr beginnt der Unterricht. Nach den Hausaufgaben geht es noch mit den Teamkollegen ins Fitnessstudio.
Vor allem während einer Saison bleibt kaum Freizeit: „Dann ballt sich alles an einem Tag. Wenn man sich aber daran gewöhnt hat, dann bekommt man das gut hin.“
Guter Zusammenhalt: 20 Nationen in einer Mannschaft
Die Wege sind kurz. Auf dem College-Gelände hat das Fußballteam hat eigene Häuser. Jeder Spieler wohnt in einem Einzelzimmer. Insgesamt 20 verschiedene Nationen sind in der Mannschaft vertreten, darunter zwei weitere Deutsche. „Unser Zusammenhalt ist wirklich herausragend“, schwärmt Tanju.
Erste ernsthafte Gedanken an den Schritt ins Ausland kamen dem Anhänger des VfL Bochum im Frühjahr 2020, als die Pandemie auf ihrem Höhepunkt war. „Es gab viele Einschränkungen. Und ich habe intensiv geschaut, welche Möglichkeiten sich im Ausland bieten.“ Er nahm Kontakt zu einer Scholarbook-Agentur, die Sportlern Stipendien im Ausland vermittelt. Als die Uni sich bei ihm meldete, überlegte er nicht lange.
Dort angekommen musste er sich umgewöhnen, denn eine Spielzeit dauert nur zweieinhalb Monate. Da die Abstände zwischen den Spielen kurz sind, passt das Trainerteam die Einheiten an den jeweiligen Gegner an. „Das benötigt gute Organisation, wenn du am Montag die Hausaufgaben abgeben musst und am Dienstag schon das nächste Match ansteht.“
Erstmals in den Playoffs
Sportlich verlief die aktuelle Saison durchaus erfolgreich. Zum ersten Mal in der Uni-Geschichte erreichte das Team die erste Runde der Playoffs. „Für uns ist das Jahr sehr gut gelaufen. Aber in der kommenden Spielzeit wollen wir noch mehr erreichen und uns für die nationalen Finalspiele qualifizieren“, versichert Tanju.
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Das fußballerische Niveau sieht er „irgendwo zwischen Landesliga – und Westfalenliga“. Aber er stellt auch deutliche Unterschiede fest: „Hier wird sehr körperbetont gespielt. Wenn du nur über die Technik kommst, bringt dir das überhaupt nichts“ Das erste Jahr diente zunächst der Eingewöhnung und dem Kennenlernen, aber „ab der kommenden Saison möchte ich auch vermehrt Führungsaufgaben übernehmen“.
Heimatbesuch im Dezember - gute Erinnerungen an Wasilewski
Im Dezember wird er für ein paar Wochen nach Deutschland reisen. So ganz vom Fußball abschalten kann er dann aber nicht, denn sein Vater Deniz spielte ebenfalls früher für Märkisch Hattingen, VfL Winz-Baak und den TuS Blankenstein. „Er hat einen hohen Anteil an meiner Entwicklung“, sagt.
Mit Blick auf frühere Trainer stellt er den aktuellen Coach des SC Obersprockhövel positiv heraus: „Unter Robert Wasilewski habe ich mich in meiner Jugendzeit bei der TSG Sprockhövel sportlich am meisten weiterentwickelt“. Kontakt hat er aber auch zu zahlreichen früheren Mitspielern und Weggefährten aus seiner Zeit beim TuS und Märkisch Hattingen, zum Beispiel zu seinem ersten Trainer Jörg Ehlers.
Keine Profi-Träume
Theoretisch könnte er über den College-Fußball noch in die MLS schaffen, doch der Gedanke an eine mögliche Karriere als Profifußballer in Deutschland steht eher hintenan. „Unmöglich ist der Schritt hier nicht. Aber für mich steht ein guter Abschluss im Vordergrund“, sagt er. Realistischer wäre der Sprung zu einer Uni mit einer noch besseren sportlichen Perspektive: „Sollte sich diese Möglichkeit ergeben, würde ich da sicher drüber nachdenken.“
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