Hattingen. Die SF Niederwenigern und ihre Holz-Anzeigetafel. Weit über die Grenzen des Ruhrgebiets ist der Klub dafür bekannt. Story und Logistik dahinter.

Wer sich das erste Mal auf der Anlage der Sportfreunde Niederwenigern ein Spiel der ersten Mannschaft anschaut, der hat eine hohe Chance, erschreckt zu werden. Nicht etwa vom Spiel des Landesligisten, sondern von der Geräuschkulisse. Genauer gesagt: der nach einem Tor der Hattinger.

Kaum liegt der Ball im Kasten, da geht sie auch schon los, die Kettensäge und hüllt den Glück Auf Sportplatz in den für die Sportfreunde so wohlklingenden Krach. Mit gekonnten Bewegungen wird die Maschine angeworfen und zum Sägen eines Baumstammes angesetzt. Denn dieser gehört zur Anzeigetafel in Niederwenigern.

Wenn die Sportfreunde Niederwenigern treffen, wird gesägt

Während bei der Toranzeige der Gäste Schablonen benutzt werden, wird für die Heimmannschaft der Stamm durch ein kleines Loch geschoben. Immer wenn die Sportfreunde treffen, wird ein Stück abgesägt, der neue Spielstand mit Farbe aufgemalt.

„Da kommt es schon einmal vor, dass die Gegner nach einer Niederlage vom Platz laufen und uns zurufen, dass sie die Säge auch nicht mehr hören können“, sagt Theo Schlüter, der Vorsitzende der Sportfreunde Niederwenigern lachend.

Bis über die Grenzen des Ruhrgebiets bekannt

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Die Idee zur über die Grenzen des Ruhrgebiets bekannten Anzeigetafel hatte einst Thomas Wein. „Als wir in die Oberliga aufgestiegen waren, kam das Thema der Anzeigetafel auf. Wir hatten damals noch keine. Thomas ist auf die Idee gekommen und hatte einen Kontakt zum Sägehersteller Stihl“, erinnert sich Schlüter.

Obwohl die Firma Stihl normalerweise zurückhaltend ist, was Sponsoring angeht, waren sie mit an Bord. „Die fanden die Idee so stark, dass sie es mit unterstützt, eine Säge gespendet und die Sache mit einem ordentlichen Betrag begleitet haben. Dann haben wir drei, vier Leuten rausgesucht, die alle einen Kettensägenschein haben, und die sich Sonntags immer abwechseln“, so Schlüter, der genau diesen Personen den größten Dank ausspricht. Immerhin würden sie auch bei Wind und Regen vor Ort sein: „Das ist schon stark. Sie sind alle hier im Verein und genießen auch einen großen Stellenwert. Sie sind gerngesehen bei uns. So eine Idee steht und fällt mit solchen Leuten“, sagt der Vorsitzende.

Arnd Zeigler widmete den Sportfreunden Niederwenigern einen Beitrag

Nun hat sich Stihl zwar mittlerweile wieder zurückgezogen, das Sägen geht aber weiter. Zu gut eingeschlagen sei die Idee, um damit einfach wieder aufzuhören, sagt Schlüter, unter anderem berichtete auch Arnd Zeigler in seiner Fernseh-Show Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs über die Sportfreunde.

Die Säge gehört mittlerweile zu den Sportfreunden Niederwenigern dazu.
Die Säge gehört mittlerweile zu den Sportfreunden Niederwenigern dazu. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

„Alle wissen, dass bei uns gesägt wird. Wenn wir auf anderen Plätzen unterwegs sind, werden wir darauf angesprochen, nach dem Motto: Die Verrückten aus dem Dorf, die immer sägen. Es steht mittlerweile für den Verein, wir leben das Ding weiter“, so Schlüter.

Die Logistik hinter der Anzeigetafel

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Dabei steckt durchaus eine nicht ganz so einfach zu bewältigende Logistik hinter der Sache. Denn irgendwoher müssen die Baumstämme ja kommen. Je mehr Tore die Sportfreunde schießen, desto eher muss neues Holz her.

„Wir haben Freunde, die im Landwirtschaftsbereich arbeiten. Einmal im halben Jahr können wir Pappelholz abholen. Dann fahren wir da mit einem Anhänger hin, holen den Stamm aus dem Wald, sägen ihn auseinander und transportieren ihm zum Platz. Dort wird er dann zu zweit in die Halterung gehoben“, sagt Schlüter schmunzelnd. Sieben bis Acht Meter seien die Stämme, wenn die Hattinger sie abholen, geschnitten werden sie dann in Stücke, die zwischen einem und einem Meter zwanzig sind. Bei jedem Tor werden dann ein paar Zentimeter abgeschnitten.

Und einfach weggeschmissen wird das Holz dann auch nicht. Der Kultstatus hilft auch hier. Schlüter: „Die Abschnitte sind heiß begehrt. Die wollen immer einige als Erinnerung an die Spiele haben, sie haben schon Sammelstatus. Wenn wir mal 4:0 gewonnen haben, kommen immer Fans oder Kinder und sagen, sie hätten gerne das Stück mit der vier drauf, geben eine kleine Spende an den Verein und nehmen die Abschnitte mit.“

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