Hattingen. Max Rendschmidt steht im Kanu aktuell ganz oben, als Weltmeister und Olympiasieger im Vierer. Michael Wolf hat daran einen entscheidenden Anteil.

Das Holzbrett an der Wand des Gymnastikraumes in der Elsa-Brändström-Realschule hat für viele auf den ersten Blick keine Bedeutung. Für den Hattinger Michael Wolf steckt allerdings eine sehr starke Verbindung dahinter, er ist der Leiter der Sport-Eliteschule in Essen. Und mit dem Brett lief es in der Jugendzeit des Schülers Max Rendschmidt rund, der nun Weltmeister und Olympiasieger im Vierer-Kajak ist.

Wolf bekommt Gänsehaut, selbst wenn er sich noch so oft den Finallauf anschaut, die Erfolge sieht und dann an die alten Zeiten denkt, in denen er den Kanuten in den Fächern Sport und Deutsch unterrichtet hat. Er hatte sich bei den Spielen in Tokio extra den Wecker für fünf Uhr morgens gestellt, um das Rennen von Rendschmidt 20 Minuten später live zu verfolgen, in denen es ihm beim Blick auf den Weg in die Weltspitze immer noch kalt den Rücken hinunterläuft – aber im positiven Sinne.

Der Hattinger nimmt den Kanuten als Anlass für einen Kraftraum

„Ich nehme alles mit, was ich von ihm zu sehen bekomme. Manchmal stoße ich dabei schon an meine Grenzen“, sagt Wolf, der über all die Jahre eine besondere Bindung zu dem 27-Jährigen aufgebaut hat. Aus der Lehrer-Schüler-Begegnung vor langer Zeit ist eine Art Freundschaft entstanden. Wolf hat mit den Eltern 2016 im Fernsehen die Rennen bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro verfolgt.

Wolf hat den Kanuten als Anlass genommen, die Schule noch besser auszustatten, kurz nachdem sie ihren Titelzusatz erhalten hatte. „Ich hatte damals überlegt, wie wir einen Kraftraum in die Schule bekommen können“, erzählt Wolf. Denn das sei selbst für eine Eliteschule kein Standard. Doch er kam in Essen, wurde durch den Schulleiter und den damaligen Schützling Rendschmidt eingeweiht, bei ersten Einheiten gemeinsam.

Holzbrett hat einen symbolischen Wert für Michael Wolf

Der Hattinger erinnert sich noch sehr gut dran. „An all den Schweiß, der in der gesamten Zeit dort geflossen ist und natürlich an das Holzbrett, was sich Max am Rudergerät zum Abstellen der Füße mitgebracht hatte – für eine Haltung so wie Boot, um noch effektiver trainieren zu können. Das Brett hat für mich einen emotionalen Wert“, erklärt Wolf gerührt. Er war zugleich überrascht, dass ein Jugendlicher bereits so viel Verständnis aus der Trainingswissenschaft hat.

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Er saß damals auch mit am Tisch, als Max nach dem Fachabitur in der Oberstufe an der Partnerschule, dem Helmholtz-Gymnasium, überlegte, wie es nun für ihn weiter geht. Es strebte eine duale Karriere an, aus Sport und Beruf. Die Bundespolizei war genau das, was in seinem Fall gut passte. „Es war vorher ein sehr intensives Gespräch, was wir geführt hatten“, erinnert sich Wolf. Er hatte sich sehr um seinen ehemaligen Schüler bemüht. „Seine Mutter hat mal gesagt, ich habe an seinem Weg ein Stück weit mitgeschraubt – und so fühle ich mich auch“, verrät er.

Aufnahmen aus Tokio sollen das Bewusstsein der Sportförderung zurückbringen

Die Aufnahmen, die es von dem Finale des deutschen Vierer-Kajaks aus Tokio gibt, hat Wolf – der die Handballer der DJK Westfalia Welper trainiert – vor Schulbeginn in der vergangenen Woche zur Lehrerkonferenz mitgenommen. Seine Schule und das Gymnasium gehören gemeinsam mit den Olympiastützpunkten für Triathlon, Rudern, Kanu und Schwimmen einem Verbundsystem an, zu dem auch ein Internat mit 48 Plätzen gehört. Viele der Athleten, die die beiden Schulen in Essen besuchen, haben in ihrer Sportart Landes- oder Bundeskaderstatus.

Als ein sehr positives Beispiel der Elsa-Brändstöm-Realschule, was eine gezielte Förderung im Optimalfall bringen kann, dient nun der erfolgreiche deutsche Kanute Max Rendschmidt. „Die Goldmedaille bringt das Bewusstsein dafür zurück“, so Michael Wolf.

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