Sprockhövel. Leroy Kwadwo kickte für die TSG Sprockhövel, RWE und S04. Im Interview spricht er über den Aufstieg mit Dresden und einen Neuen des VfL Bochum.

Bei der TSG Sprockhövel gehörte Leroy Kwadwo (24) zum goldenen 1996er-Jahrgang, der erst in die A-Jugend-Bundesliga und dann in die Männer-Regionalliga stürmte.

Nun ist der Hertener längst im Profifußball angekommen. Im Interview verrät er, wie sich ein Aufstieg in die 2. Bundesliga anfühlt, was er aus seiner Zeit bei Rot-Weiss Essen und Schalke 04 mitnehmen konnte und welcher Ex-Sprockhöveler noch heute zu seinen besten Freunden gehört.

Leroy Kwadwo, darf man Sie mittlerweile getrost als Aufstiegs-Experten bezeichnen?

Ich selbst bezeichne mich so nicht. Aber ich habe das Wort nun schon häufiger gehört (lacht). Ich bin nun vier Mal aufgestiegen.

Nach den beiden Aufstiegen bei der TSG Sprockhövel, erst mit der A-Jugend, dann mit den Herren gelang Ihnen nun zum zweiten Mal in Serie mit ihrem Team der Sprung in die 2. Liga. Zunächst mit den Würzburger Kickers und nun – ausgeliehen aus Würzburg – mit Dynamo Dresden. Welcher Aufstieg bedeutete Ihnen mehr?

Die sind beide komplett unterschiedlich. Mit Würzburg war es sehr emotional, weil wir lange darauf hingearbeitet hatten und quasi von hinten aus der Versenkung kamen. Intern war es schon unser Ziel, aufzusteigen. Aber tabellarisch sah es lange nicht so gut aus, bis wir einen überragenden Lauf hatten. In Dresden ist es besonders, weil wir die Meisterschaft geholt haben. Das war in Würzburg nicht der Fall. Es ist für jeden ein Kindheitstraum mal irgendwo Meister zu werden. Dementsprechend sind die beiden Aufstiege nicht vergleichbar.

Vergangene Saison hatten sie 25 Spiele für Würzburg absolviert, gehörten zum Stammpersonal. Warum ging es in der Winterpause dennoch wieder in die Dritte Liga nach Dresden?

Es war schwierig. Ich wurde in Würzburg vom Verein quasi aussortiert, weil es einen riesigen Umbruch gab. Da musste ich mich entscheiden, was ich mache. Das Ganze ist mir nicht leichtgefallen, weil mir viel an Würzburg lag, das Team eigentlich nicht verlassen wollte und das Jahr durchziehen wollte. Aber am Ende blieb mir keine Wahl.

In dieser Saison sollten Sie Chris Löwes Ausfall in Dresden kompensieren. Sie kamen auf zwölf Einsätze in der Rückrunde. Sind Sie damit zufrieden oder ist es eher ein Rückschritt gewesen?

Ich bin damit zufrieden. Als ich nach Dresden kam, waren noch 16 oder 17 Spiele zu absolvieren. Davon habe ich zwölf gemacht. Meine Rolle war klar definiert. Mein Ziel war es, der Mannschaft zu helfen, die Ziele zu erreichen. Wenn ich gespielt habe, habe ich es gut gemacht.

Sie wurden bei Dynamo offiziell verabschiedet und der Vertrag in Würzburg ist ausgelaufen. Sie stehen also aktuell ohne Vertrag da.

Wie und in welcher Form es weitergeht, ist derzeit noch offen.

Gibt es denn Optionen in den ersten drei Profiligen?

Davon gehe ich aus, ja.

Ist unabhängig von der aktuellen Situation grundsätzlich auch eine Rückkehr in den Westen ein Thema?

Ich habe dort meine Familie und es ist immer schön, in der Nähe der Heimat zu sein. Aber das kann man sich als Fußballer nicht aussuchen. Deswegen würde ich auch nicht sagen, dass es mein Ziel ist.

Ihre meisten Ex-Vereine im Ruhrgebiet haben fast komplett verrückte Spielzeiten hinter sich. Westfalia Herne holte nur einen Punkt aus acht Spielen in der Oberliga, die SG Wattenscheid 09 wagte dort einen neuen Anlauf, Rot-Weiss Essen scheint am Aufstieg in die 3. Liga wohl knapp zu scheitern und Schalke 04 spielt in der nächsten Saison in der 2. Liga. Verfolgen Sie die Klubs noch und schaut man häufiger auf Oberliga, wenn drei Ex-Klubs dort spielen?

Immer mal wieder. Ich kenne zwar nicht alle Ergebnisse, aber die Tabelle in der Oberliga schaue ich mir oft an und schaue da zum Beispiel auch auf die TSG Sprockhövel. Rot-Weiss Essen ist für mich speziell, weil ich dort in der Jugend und im Seniorenbereich gespielt habe. Wattenscheid gucke ich mir häufiger an, weil dort Freunde von mir spielen. Das ist auch in Sprockhövel der Fall, wodurch man auch das eine oder andere mitbekommt.

Bei der TSG Sprockhövel feierte Leroy Kwadwo gleich zwei Aufstiege. Erst mit der A-Jugend in die Bundesliga, dann mit den Senioren in die Regionalliga.
Bei der TSG Sprockhövel feierte Leroy Kwadwo gleich zwei Aufstiege. Erst mit der A-Jugend in die Bundesliga, dann mit den Senioren in die Regionalliga. © FUNKE Foto Services | Volker Speckenwirth

Dabei war die Zeit bei Essen und Schalke sportlich gesehen ernüchternd, oder? Für Schalke machten Sie kein einziges Spiel, für RWE nur eins in der Regionalliga und drei im Niederrheinpokal.

Ja, in der Zeit war ich schon enttäuscht, weil ich mir gewünscht hatte, bei den Vereinen auf mehr Minuten zu kommen. Es war damals ein großer Schritt. Ich hatte mich nach dem Aufstieg mit Sprockhövel dafür entschieden, etwas Neues zu machen. Viele sagten, es sei der falsche Schritt gewesen. Ich saß ein Jahr lang auf der Tribüne beziehungsweise der Bank. Es war egal, wie ich trainiert hatte. Aber gerade dieses eine Jahr, in dem ich wenig bis gar nicht gespielt habe, ein halbes bei RWE und ein halbes auf Schalke, haben meinen Charakter gestärkt. Es hat mich geprägt und hilft mir auch heute in vielen Situationen.

Also hegen Sie keinerlei Groll gegenüber RWE.

Nein, gar nicht. Ich habe mir gewünscht, dass RWE aufsteigt, weil es einfach ein großer, geiler Verein ist. Als sie in der 2. Liga gespielt haben, war ich als kleiner Junge im Stadion. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie es ist, wenn an der Hafenstraße Profifußball gespielt wird.

Bei Rot-Weiss Essen saß Leroy Kwadwo (r.) meistens nur auf der Bank.
Bei Rot-Weiss Essen saß Leroy Kwadwo (r.) meistens nur auf der Bank. © WAZ FotoPool | Michael Gohl

Sie spielten auch bei der TSG Sprockhövel. Auf was blicken Sie dort besonders gerne zurück?

Auf vieles. Der Aufstieg mit der A-Jugend unter Trainer Andrius Balaika war definitiv etwas Besonderes, weil es niemand für möglich gehalten hatte. Und dann sind zehn A-Jugendliche mit dem Trainer hochgegangen und haben das im Seniorenbereich einfach noch einmal gemacht. Das war etwas Großes. In der Zeit habe ich gute Freunde kennengelernt und etwas fürs Leben mitgenommen.

Einer ihrer Mitspieler war in der Zeit Christopher Antwi-Adjej. Der hat gerade frisch beim VfL Bochum unterschrieben und tritt somit nach seiner Zeit in erneut in der Bundesliga an. Besteht da noch Kontakt?

Wir sind beste Freunde, sprechen wirklich täglich miteinander und sobald die Zeit es zulässt, sehen wir uns. Wir haben die selben Interessen. Ich bin mir zu 100 Prozent sicher, dass er es in Bochum packt, da mache ich mir überhaupt keine Sorge. Er kennt die Liga, hat sich sehr darauf gefreut und hat auch die Qualitäten dafür. Er muss nur ein, zwei Tore mehr schießen als bei Paderborn (lacht).

Wie geht es für Sie nun weiter, können Sie noch etwas die Füße hochlegen nach der anstrengenden Saison?

Die Füße habe ich ja schon seit dem letzten Spieltag oben (lacht). Aber es geht nun auch schon wieder los, dass ich etwas mache und mich auf die neue Saison vorbereite.

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