Hattingen. Tobias Pollap nimmt an der Europameisterschaft auf Madeira teil. Er möchte möglichst seine Bestzeiten toppen – und vielleicht noch mehr.

Wie seine Konkurrenz in Form ist, kann Tobias Pollap derzeit schlecht einschätzen. Das Corona-Jahr hat vieles im Schwimmen undurchsichtig gemacht, zumal es gerade dort nur eingeschränkte Möglichkeiten gab. Es wird also wirklich auf den Start auf der Bahn ankommen, der für den Hattinger in dieser Woche bei der Para-Europameisterschaft auf Madeira ansteht. Er will dort angreifen.

Sein erster Start ist am Dienstag, über 100 Meter Brust nutzt Pollap die Gelegenheit, in das Turnier einzusteigen. Danach stehen seine beiden Hauptstrecken an, über 50-Meter-Delphin startet er am Donnerstag, einen Tag später über 50-Meter-Freistil. Darauf hat er den Fokus gelegt, möchte seine Stärken auf die Bahn bringen und im optimalen Fall mit neuen Bestzeiten das Ticket für die paralympischen Spiele in Tokio lösen. Den Abschluss bilden am letzen Turniertag dann die 100-Meter-Freistil, die danach nicht mehr in der Startklasse von Pollap (S7) angeboten werden.

Schwimmer aus Hattingen will weiter überzeugen

Der Schwimmer macht sich mittlerweile immer mehr Gedanken zu seinem Alter. Mit 34 Jahren ist er einer der älteren Starter, die jungen Kontrahenten kennt er nun kaum. Doch sein Leistungssport ist ihm nach wie vor wichtig, durch sein Training merkt er, dass er die Chance hat, weiter zu überzeugen. „Ich möchte daher erhobenen Hauptes angreifen und zeigen, dass ich trotz meines Alters noch da bin“, betont er. Auch, um sich die Chance auf die Teilnahme in Tokio offenzuhalten.

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2010 war er das erste Mal in der deutschen paralympischen Nationalmannschaft. Damals wie heute wurde er dort von der Bundestrainerin Ute Schinkitz betreut. Sie konnte vor der EM noch einen Schwimmer für Tokio mitnehmen. 13 Slots (acht für Frauen, fünf für Männer) stehen Deutschland zur Verfügung, zwölf Sportler hatten sich bereits vorher per Norm qualifiziert. Pollap müsste auf der Kraulstrecke 28,1 Sekunden schaffen, auf der Delphinstrecke 31,0 Sekunden.

Deutscher Konkurrent knackt bereits am ersten Wettkampftag Paralympics-Norm

Sein größter Konkurrent um den freien Slot für die Paralympics ist Fabian Brune, der wie er selbst für die SV Bayer Wuppertal startet. Da Brune erst 20 Jahre ist, konnte er es am Sonntag mit einer leichteren Norm nach Tokio schaffen. „Erst ab 21 Jahren gilt die Erwachsenennorm“, erklärt Pollap. Bei der EM ist Brune in seiner Startklasse bereits am ersten Wettkampftag über 100-Meter-Rücken gestartet. Dabei hat er im Vorlauf die Paralympics-Norm unterboten.

Für Pollap ist aber noch nichts vorbei. Für seine Strecken auf Madeira hatte sich der Schwimmer, der auch bei der SG Ruhr aktiv ist, zuvor bei einem Trainingslager auf Fuerteventura vorbereitet. Dort war vor allem auch Krafttraining eingebaut, was aufgrund der Corona-Situation in Deutschland durch weiterhin geschlossene Fitness-Studios kaum möglich war.

Gute Bedingungen im Trainingslager auf Fuerteventura

Mit etwas Regen und Wind waren die Einheiten im Becken, in dem auf drei Bahnen verteilt immer neun Leute geschwommen sind, gut. „Im Hotel gab es zudem nachhaltiges Essen“, freut sich der Schwimmer mit der halbseitigen Parese.

Im Trainingslager auf Fuerteventura stand vor allem auch Krafttraining auf dem Programm von Tobias Pollap.
Im Trainingslager auf Fuerteventura stand vor allem auch Krafttraining auf dem Programm von Tobias Pollap. © Schwimmverband NRW | Mitja Zastrow

Er wird nun erst vor dem Start bei der EM sehen, wer noch als Konkurrent dazukommt. Denn: Es wird noch Klassifizierungen geben, also weitere Schwimmer starten. „Und die Konkurrenz hat nicht geschlafen. Ich weiß, dass es nicht einfach wird. Aber ich bin auf einem guten Weg zu meiner höchsten Form und kann eine gute Zeit auf der Anzeigetafel sehen, darum geht es mir nun.“

Tobias Pollap hat bei der EM 2018 Silber gewonnen

2018 holte Pollap bei der EM in Dublin Silber über 50-Meter-Delphin, setzte sich gegen zwei starke Gegner aus der Ukraine durch. Ein Edelmetall wäre schön, auf jeden Fall ein vorderer Rang. „Ich gehe dieses Mal nicht von einer Medaille aus, würde mich aber freuen, wenn es klappen würde“, sagt Pollap.

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Es ist aber nicht das vorrangige Ziel. Dies ist, die Bestzeiten anzugreifen und so zum einen auf sich aufmerksam zu machen und zum anderen die Chance auf Tokio zu wahren. Auf keinen Fall möchte er nur hinterher schwimmen.

Seine Ambitionen sind also klar, dazu gönnt sich Pollap aber auch noch die 100-Meter-Brust, um sie beim letzten Mal auf einem Turnier schwimmen zu können. „Es gibt sehr viele Startklassen und daher viele Strecken, so wird das Programm reduziert und ich möchte sie noch einmal mitnehmen.“

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