Hattingen/Sprockhövel. Durch die Corona-Notbremse dürfen nur noch Mini-Gruppen von unter 14-Jährigen trainieren, Trainer brauchen Negativtests. Was noch übrig ist.
Sobald der Ball wieder rollt, lächeln die Kinder – allerdings mitunter verhalten. Sie dürfen ihr geliebtes Hobby nur noch zu einem Bruchteil gemeinsam erleben. Es wird aufgrund der aktuellen Corona-Lage mit bundeseinheitlicher Notbremse immer schwieriger, der Spielraum kleiner, die Organisation aufwändiger. Einige der Fußballvereine aus Hattingen und Sprockhövel lassen ihre Nachwuchsteams dennoch trainieren, wenn sie es wollen. Aber nicht mehr alle nehmen die Hürden.
Es ist für Trainer komplizierter geworden. Durch die Pandemielage verlangt die Notbremse, die aktuell im Ennepe-Ruhr-Kreis greift, einen negativen Schnelltest von ihnen. „Der Aufwand ist schon enorm. Aber was macht man nicht alles für die Kids“, kommentiert der Jugendleiter der TSG Sprockhövel, Matthias Vogel, die neuen Umstände. Auch, dass nur Tests aus einem Testzentrum zugelassen sind.
Schon wieder gibt es bei den Vereinen kleine Unklarheiten
Dieser Umstand ist im Übrigens wieder nicht ganz klar in den Vorgaben verankert. „Wir haben genau nachgeschaut, es ist nicht eindeutig definiert, woher der Negativtest stammen muss“, merkt etwa José Ferrinho an, der Jugendleiter des SC Obersprockhövel. Dort trainieren aktuell auch nur zwei Mannschaften mit einer Rumpftruppe. Bei der TSG sind es ein paar mehr. Über 14-Jährige dürfen ohnehin aktuell nicht trainieren, können sich nur individuell fit halten.
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Für diejenigen, die nicht auf dem Platz sind, bietet der SCO wieder über digitale Wege Training an. „Es ist schwierig, weil man sich immer wieder etwas Neues überlegen muss. Aber es ist unser Ziel, dass die Kinder irgendwann zurück auf den Platz können. Daher ist uns kein Weg zu weit“, sagt José Ferrinho.
Sportfreunde Niederwenigern profitieren von Testzentrum im Dorf
Das, was möglich ist, was ein Verein bieten kann, wenn die ehrenamtlichen Kräfte dies auch noch leisten können, wollen viele. Einen Zwang möchte dabei keiner seinen Trainern, Betreuern, den Eltern oder Fußballern selbst aufdrücken. „Wir haben es daher freigestellt, wer trainieren möchte oder nicht“, erzählt beispielsweise Mario Kraushaar, Jugendleiter der Sportfreunde Niederwenigern. Er hält durch ein Testzentrum vor Ort in Niederwenigern die Umsetzung für möglich.
Beim TuS Hattingen teilen sich drei Trainer alle noch aktiven Nachwuchsteams auf. „Wir halten somit den Aufwand durch die Negativtests geringer“, erklärt Mathias Werner, der als Jugendkoordinator gemeinsam mit den beiden jungen Trainerinnen Nele Wichert und Hannah Dorfstecher die Trainingseinheiten übernimmt und sich auf den drei Spielfeldern am Wildhagen aufteilt.
Nicht alle Trainer der Vereine können ständig einen Corona-Schnelltest machen
„Eltern, die negativ getestet sind, können uns unterstützen. Wir sind trotz allem über jeden Moment glücklich, in dem Kinder bei uns sind“, sagt Werner. Ein negativer Schnelltest könne sonst nicht von jedem erwartet werden, der selbst vor einem Training noch arbeitet. Das ist auch mit ein Grund, warum manche andere Vereine ihre Platzanlage derzeit geschlossen lassen.
Training unter Coronabedinungen
Veli Kutlu, der Vorsitzende von Hedefspor Hattingen, sagt dazu: „Seit einer Woche ist der Platz gesperrt. Bei uns wird keine Jugendmannschaft trainieren, wenn die Inzidenzzahl über 100 liegt. Mit den jetzigen Regeln, also mit nur fünf Kindern ohne Kontakt zu trainieren, das hat dann mit Fußball nicht mehr viel zu tun.“
Hedefspor Hattingen und SG Welper trainieren überhaupt nicht mehr
Genauso sieht es Michael Lenz, Jugendgeschäftsführer der SG Welper: „Alle Teams verzichten auf das Training, das haben wir auch mit Hedefspor und Märkisch Hattingen so abgestimmt. Es ist völlig sinnfrei für die Kinder, zu fünft irgendwie den Ball hin und her zu kicken.“
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Bei der DJK Märkisch befinden sich allerdings die F-Jugenden im eingeschränkten Training. „Wir sind aktuell aber auch mit der Stadt Hattingen im Austausch. Laut Corona-Schutzverordnung dürfen mehrere Fünfer-Gruppen trainieren, wenn sie die Abstände einhalten, das Hattinger Ordnungsamt sieht das aber anders und erlaubt nur eine Gruppe auf dem gesamten Sportplatz“, erzählt der Jugendleiter Stephan Klein.
Die Stadt Hattingen hat allgemein eine vorsichtige Umsetzungsweise der Regeln. Das führte zuletzt bereits, wie die WAZ berichtete, zu Verwirrung und nachträglichem Trainingsverbot.
Hiddinghauser FV und TuS Hasslinghausen agieren sehr vorsichtig
Vorsichtig ist auch der Hiddinghauser FV. „Uns ist es nicht möglich die Kinder ausreichend zu kontrollieren und zu schützen. Wir wollen auch nicht, dass die Kinder sich gegenseitig anstecken und dann womöglich eine Kettenreaktion auslösen und ihre Eltern infizieren. Da müssen wir konsequent sein“, betont Kai-Uwe Kaufmann, zweiter Jugendleiter.
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Beim TuS Hasslinghausen trainieren die Kinder, die ohnehin auch in die gleiche Schulklasse gehen. „Das sind die F-Junioren. So bewegen sie sich ein bisschen“, sagt Christian Parlow aus dem Vorstand.
Drei Nachwuchsteams trainieren beim SuS Niederbonsfeld. Jugend-Abteilungsleiter Christian Paul weist darauf hin: „Eine Möglichkeit ist ja, dass eine Person offizielle Tests direkt am Platz durchführt. Aber so kurzfristig haben wir noch keine qualifizierte Person dafür gefunden. Die Regelungen sind natürlich nicht gut, wir jagen die Kinder bei schönstem Wetter vor die Playstation. Das kann ja niemand wollen.“
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