Hattingen/Sprockhövel. Talentierte Jugendspieler konnten sich in den vergangenen zwei Spielzeiten wenig entfalten. Zudem müssen sie aufholen – wenn sie dabei bleiben.

Eine halbe Saison und nur der Ansatz einer nächsten. Das ist die Ausbeute für viele Jugendteams in Hattingen und Sprockhövel seit Ausbruch der Corona-Pandemie. Der Nachwuchs der heimischen Vereine hatte kaum oder gar nicht die Möglichkeit, sich richtig zu beweisen und auf sich aufmerksam zu machen. Dazu kommen wertvolle Inhalte auf dem Weg in den Erwachsenenbereich, die erstmal fehlen.

Es gibt Trainer, die wirklich von zwei verlorenen Jahren sprechen. Andere denken aber, dass es noch Zeit gibt, die Inhalte aufzuholen. Es liegt dabei auch an den Jugendkickern selbst, an ihrem Willen und Ehrgeiz. „Sie können es als eine Herausforderung ansehen“, sagt unter anderem Patrick Knieps, Koordinator der älteren Jugenden bei der TSG Sprockhövel. Vor allem mit Blick auf die A-Jugendlichen, die ab Sommer in den Herrenbereich, dabei zum Teil in die Oberliga-Mannschaft der TSG übergehen. Es gehe um Erfahrung, die sie ganz frisch sammeln müssen

Jugendkoordinator der TSG Sprockhövel sieht Zweikampfverhalten im Nachteil

„Das komplette Miteinander, was sich erst auf dem Platz im Spiel zeigt, bleibt auf der Strecke. Was ihnen vor allem auch fehlt, ist das Zweikampfverhalten. Das ist vor allem beim Sprung zu den Herren das größte Problem“, betont Knieps. Er schätzt, dass es mehr Abmeldungen geben wird als in den vergangenen Jahren.

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Mario Kraushaar, der Jugendleiter der Sportfreunde Niederwenigern, merkt an, dass es in jedem Jahr Abmeldungen nach der A-Jugend gibt. Allerdings sollen die Jugendlichen, die ins Herrenalter übergehen, bewusst nicht zu viel Druck im Verein ausgesetzt werden – auch ohne Corona-Pandemie. „Wir haben da ein besonderes Auge drauf, dass die Spieler Zeit haben, sich zu akklimatisieren“, sagt Kraushaar. Gerade die vergangenen zwei Jahre seien sicher nicht schön gewesen.

Bei den Sportfreunden Niederwenigern sollen A-Jugendliche keinen Druck spüren

Kraushaar denkt aber, dass die Inhalte aufgeholt werden können, die vorerst verpasst wurden. Bei den kleinen Fußballern fängt der Verein bereits an, auch nun unter noch härteren Corona-Regeln in Kleingruppen. „Körperlich haben sich die Kinder verändert, weil sie sich weniger bewegt haben. Fußballerisch wird auch nicht alles von heute auf morgen nachzuholen sein, aber wir kriegen es aufgefangen“, ist sich der SFN-Jugendleiter sicher. Die Bambini im Alter von zwei bis fünf Jahre teilen sich mit 43 Kindern bereits auf und legen los.

Was die älteren Jugendspieler nachholen müssen, bleibt zunächst offen. „Das wird sich zeigen, wenn sie wieder auf dem Platz stehen werden“, sagt Mathias Werner, Jugendkoordinator beim TuS Hattingen. Er geht ebenfalls davon aus, dass einige den Weg zurück auf den Platz nicht finden werden und andere an den Fußball und die körperlichen Anforderungen wieder herangeführt werden müssen. „Motorisch müssen wir wohl teilweise noch einmal neu anfangen“, vermutet Werner. Auch das Ballgefühl werde einige Zeit brauchen, bis es wieder vollständig vorhanden sei.

Der Wettbewerb als Ziel fehlt den Jugendlichen in der Corona-Zeit

Werner meint auch, dass es gerade der Wettbewerb ist, der den Jugendspielern am meisten fehlt, auch jetzt noch. „Es fehlt mit ihm das Ziel, auf das die Kinder hinarbeiten können.“ Außerdem sei es schwierig, gruppentaktische Einheiten einfließen zu lassen, wenn sich die Teams ab dem Sommer wieder verändern. „Einen Vorteil haben wir nun nach der Annullierung: neuen Spielern können wir die Ligen für die kommende Saison nennen“, so Werner.

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Auf die neue Saison schauen die Vereine nun alle, warten darauf, wieder einen geregelteren Fußballbetrieb erleben zu können. Beim SC Obersprockhövel hat sich der Jugendleiter José Ferrinho über das soziale Netzwerk Instagram bereits an die Nachwuchskicker gewendet. „Wir versuchen nun, gestärkt aus der Situation herauszugehen und wir hoffen, dass die nächste Saison ohne Corona oder andere Krankheiten wieder starten kann.“

Die Vereine sind gespannt, wer ihnen dann nach wie vor die Stange hält. Patrick Knieps steckt zurzeit noch in der Kaderplanung der U19 bis U17 bei der TSG. Es sieht gut aus. „Gerade in tieferen Spielklassen wird aber durch Corona wohl auch der Druck rausgenommen, was schädlich sein kann“, warnt er.

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