Hattingen. Der Karriereweg von Uwe Neuhaus ins Fußball-Oberhaus ist mit vielen Höhepunkten gespickt. An was sich ehemalige Weggefährten erinnern.
Als Uwe Neuhaus am Sonntagnachmittag die Meisterschale in der Hand hielt, war er überglücklich. Es geht für ihn als Cheftrainer der Arminia Bielefeld nun ins Fußball-Oberhaus, die Bundesliga. Mit einem 3:0-Sieg sogar im letzten Zweitligaspiel gegen Heidenheim. Ein krönender Abschluss für den gebürtigen Hattinger, der der erste aus seiner Heimatstadt in dieser Position ist und den nächsten Schritt gemacht hat.
Seinen bisherigen Karriereweg darf man gewiss als erstaunlich bezeichnen. Zumal er selbst erst spät als Profi in der Bundesliga auflief, mit 30 Jahren, und dann alles seinen Lauf nahm. Damals, 1990 stieg er mit der SG Wattenscheid 09 als Kapitän auf und sammelte danach insgesamt 102 Spiele in der Bundesliga (zwölf Tore). Nur die beiden Hattinger Lukas Schmitz (104 Einsätze) und Wolfgang Scheid (105) sind öfter in der Bundesliga aufgelaufen.
Als Kind hat Uwe Neuhaus beim TuS Hattingen Fußball spielen gelernt
Als Kind lernte Neuhaus das Kicken am Wildhagen beim TuS Hattingen, ehe er im Herrenbereich später zum VfL Winz-Baak wechselte und in der Landesliga spielte. „Beim VfL waren einfach die besseren Fußballer, ganz tolle Typen wie Friedhelm Falk, Eumel Modest oder Ralf Weber. Deshalb bin ich hingegangen. Geld hat keine Rolle gespielt“, sagte er in einem WAZ-Interview.
Der Libero wurde im VfL-Trikot 1984 von der Spielvereinigung Erkenschwick entdeckt, die eigentlich gar nicht ihn, sondern ein paar andere Winz-Baaker scouten wollte. „Er hat damals ein Bombenspiel gemacht, hatte im richtigen Moment das nötige Quäntchen Glück. Es war wie ein Sprungbrett“, sagt sein ehemaliger VfL-Weggefährte Uwe Weiß.
Bundesliga-Profi mit 30 Jahren bei der SG Wattenscheid 09
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Im Sommer wechselte der Hattinger, lief danach noch für Rot-Weiss Essen in der zweiten Liga auf und dann für den BV Lüttringhausen in Remscheid, bevor es weiter zur SG Wattenscheid ging. An der Seite von bekannten Namen wie Souleyman Sané oder Thorsten Fink spielte Neuhaus in der Lohrheide Bundesliga, ehe er dort 1995 seine aktive Karriere beendete.
„Eigentlich war ich vom Charakter her gar nicht dafür gestrickt“, sagte er später im WAZ-Interview während seiner Trainerzeit bei Union Berlin. Er begann in Wattenscheid als Trainer der Reserve nach seiner aktiven Zeit, stand dann beim VfL Hüls an der Seitenlinie, ehe es das erste Mal in die Bundesliga ging, als Co-Trainer von Matthias Sammer bei Borussia Dortmund.
Deutscher Meister mit dem BVB 2002 als Co-Trainer
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Ex-Sturmpartner in Winz-Baak, Uwe Weiß, erzählt zur BVB-Zeit: „Uwe hatte natürlich Glück, dass er in Kaiserau damals seinen Trainerschein gemeinsam mit Michael Skibbe gemacht hat und dadurch der Kontakt entstanden ist. Er hat immer im richtigen Moment das Richtige angepackt, um dort hinzukommen, wo er nun ist.“ In Dortmund wurde Neuhaus 2002 Deutscher Meister, woran er maßgeblich beteiligt war, galt er für viele doch als der Macher im Hintergrund von Sammer.
2004 verantwortete er die zweite Mannschaft, danach die erste von Rot-Weiss Essen, mit der er 2006 den Aufstieg in die zweite Liga schaffte. Direkt im Anschluss folgte der Wechsel in die Hauptstadt zu Union Berlin, 2009 stieg er wieder in die zweite Liga auf. Vor Arminia Bielefeld, wo er seit 2018 Cheftrainer ist, führte er noch Dynamo Dresden 2016 im ersten Jahr ebenfalls nach oben in Liga zwei.
Weggefährten erinnern sich an die gemeinsame Zeit in Winz-Baak
Eine Anfrage dieser Redaktion in Richtung Bielefeld an Neuhaus im Vorfeld des letzten Spieltags konnte nicht mehr beantwortet werden, wie es seitens der Presseabteilung hieß. Doch es gibt weitere Weggefährten aus Hattingen, die früher gemeinsam mit Neuhaus beim VfL Winz-Baak gespielt haben. Einer davon war übrigens auch Fußball-Legende Wolfram „Eumel“ Modest, der kürzlich verstorben ist.
Mit Ralf Weber hatte Neuhaus ebenfalls engen Kontakt. Er kam damals von den Profis des BVB zurück nach Hattingen, Neuhaus wechselte da vom TuS in die Nordstadt. „Auch, wenn die Zeit nur kurz war, in der wir gemeinsam gespielt haben, hat sich daraus wie auch mit anderen eine Freundschaft entwickelt, die jahrelang gehalten hat“, erzählt Weber. Aus der damaligen Traumelf der Winz-Baaker gehörte auch Friedhelm Falk noch zu dem engeren Freundeskreis.
Hattinger Ex-Mitspieler loben Uwe Neuhaus
„Fußballerisch hat man bei Uwe schon sie Stärken gesehen, vor allem auch das Kopfballspiel“, erinnert Weber sich. Er gönnt ihm den Erfolg, den er auch schon in der zweiten und dritten Liga hatte. „Eine derartige Trainerkarriere war damals nicht absehbar“, sagt er.
Mit Bernd Aust hat ein Ex-Mitspieler den Weg von Neuhaus mitverfolgt: „Ich habe ihn beobachtet, seitdem er dann bei Wattenscheid seinen Weg eingeschlagen hat. Diesen Weg finde ich toll, er hat gute Arbeit geleistet. Für ihn ist ein Traum in Erfüllung gegangen, und das mit jetzt 60 Jahren – Hut ab.“
Mit der Zeit im Profigeschäft wurde der Kontakt zu Neuhaus immer weniger, nach seiner Zeit bei Union Berlin brach er ab. Doch sie alle gönnen ihm den Aufstieg in die Bundesliga samt Meisterschale.