Hattingen. Die SG Hill Hattingen hat 2019 Jubiläum gefeiert. Fußball und kurze Zeit Kegeln begleiteten den Klub fünf Jahrzehnte. Aber nicht nur das.
Wenn Georg Tietz die alten Unterlagen durchblättert, leuchten seine Augen. Gerne schwelgt er in Erinnerung an die alten Zeiten, die er fast ausnahmslos mitgestaltet hat. Der Vorsitzende der SG Hill Hattingen ist froh, dass sein Verein vor Kurzem das 50-jährige Bestehen gefeiert hat. Das schaffen nicht alle Vereine. Und vor dem Sommer sah es gar nicht gut aus. Doch die ehemaligen Betriebssportler haben ihr Jubiläum erreicht.
Es begann alles im Jahr 1969, als sich beim Lebensmittel-Großhandel Hill eine Fußballmannschaft zusammenfand, die ab und an auf dem Platz am Vereinsgelände Reschop kickte. Die Kraftfahrer der Firma waren es. Sie kamen damals am 9. Juli auf die Idee, eine feste Mannschaft im Ligabetrieb zu stelle. So gründeten sie am 17. Oktober 1969 kurzerhand die Betriebssportgemeinschaft (BSG) Hill, mit 16 Mann, die sich dem Betriebssportkreisverband (BKV) Ruhrtal anschloss.
Anfangs kannte jeder jeden bei der damaligen BSG Hill
Später kam eine zweite Mannschaft dazu und ein Jahr nach der Gründung trat Tietz der BSG bei, in der er sich rund 30 Jahre vor seinem Vorsitz um die Geschäftsführung kümmerte. „Die Anfänge waren die schönsten Zeiten, da kannte jeder jeden“, erinnert er sich zurück. Was ihm über all die Jahren gefiel und was dem Verein wichtig gewesen sei, war die Geselligkeit, das familiäre Umfeld beim und neben dem Sport. „Da haben wir immer Wert drauf gelegt und tun es auch heute noch“, betont Tietz. In den Jahren des Betriebssports gehörten Turniere und Ausflüge zu festen Bestandteilen im Jahr. Gespielt wurde in Bredenscheid auf dem Platz, mit dem Rivalen TuS Bredenscheid.
Und dann kam noch das Kegeln dazu, wobei die BSG Hill sehr erfolgreich war. Im Frühjahr 1972 kam es zur Gründung der zweiten Abteilung, vier Jahre später sicherte sich Hill die Meisterschaft im BKV. Den Fußballern gelang dies zwar nicht, dafür holten sie sich den Ruhrtal-Pokal und krönten sie sich später zum Stadtmeister von Hattingen bei dem gemeinsamen Turnier von Betriebssport und DFB-Vereinen. 1990 war das, mit einem 1:0-Sieg im Finale gegen die BSG Henrichshütte.
Nur die Fußballabteilung bleibt übrig
Fußball blieb als einzige Abteilung, die Kegler hatten sich mangels Teilnehmer 1988 aufgelöst. Die Idee, eine Tennisabteilung in der BSG zu gründen, wurde nie realisiert. Da der Stellenwert im Betriebssport neben dem sich parallel immer stärken entwickelnden Strukturen unterhalb des DFB abnahm, wurden immer mehr Mannschaft abgemeldet. Die Attraktivität fehlte den Hillern. „Zudem wurden immer mehr Spieler aus dem Betriebssport abgeworben“, erzählt Tietz. Andersherum gab es das auch, aber der Betriebssport verhängte in dem Falle erst einmal sechs Monate Sperre. „Die Vorstände wollten das Hin- und Her nicht und haben gezeigt, dass sie es nicht nötig haben“, sagt Tietz.
Aufgrund der Schwierigkeiten entschloss sich der Verein, 1991 zum DFB zu wechseln. Ein ungewöhnlicher Schritt, anfangs wurden die Ex-Betriebssportler, die fortan nur noch unter der Bezeichnung SG Hill spielten, belächelt. „Es war aber der richtige Schritt, den wir selbst kaum für möglich gehalten hatten“, so Tietz. Hill etablierte sich, hatte später wieder zwei Mannschaften, die im Jahr 2008 den Doppelaufstieg in die Kreisliga B schafften. Im Mai die Erste unter den Trainern Martin Koniarsky und Andreas Schultz, im Juni zog die Zweite von Coach Thomas Osterheld nach. In die Kreisliga A schaffte es die SG allerdings nie, war 2012 bis zum Endspurt allerdings Tabellenführer in der B-Liga. 2010 unterlag die SG im Finale der Stadtmeisterschaft Hedefspor.
Eigene Jugendteams und eine Damenmannschaft
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Dafür gründete Hill 2006 erstmals eine Jugendmannschaft, eine C-Jugend. Und 2008 folgte eine Damenmannschaft. „Das waren die Spielerfrauen, die sich aber nur ein Jahr gehalten haben“, sagt Tietz. Die A-Jugend wurde 2007 souverän Meister und rückte in eben die zweite Mannschaft auf, die mit der ersten ein Jahr später gemeinsam aufstieg. Darunter waren beispielsweise Sturmtank Sascha Vollmann und Flügelflitzer Johann Geik. Aber auch Spieler, die heute in der Ersten der SG Hill spielen, etwa Christopher Marks oder Roman Krutsch. „Die Jungs aus unserer heutigen ersten stehen hinter ihrem Verein und sind daran interessiert, dass er Zukunft hat“, sagt Tietz.
Hintergrund: im Sommer sah es beinahe so aus, als müssten die Hiller kurz vor ihrem Jubiläum ihren Verein aufgeben. Die zweite Mannschaft wurde abgemeldet und außer Tietz, der mittlerweile schon 78 Jahre als ist, fand sich niemand, um den Vorsitz zu übernehmen. Dabei läuft es sportlich gut und zu den Spielen an die Waldstraße kommen laut Tietz bis zu 50 Zuschauer. Er ist gespannt, wie es weitergeht.