Hattingen. Das Sportangebot bringt Grundschüler in Bewegung und nimmt jedes Jahr Fahrt auf. Vereine stellen Übungsleiter – profitieren aber nur geringfügig.
Einige Kinder toben durch die Sporthalle der Grundschule Holthausen in Hattingen. Sie spielen mit Seilen, Reifen oder Bällen und sollen möglichst viel Bewegung kennenlernen. Das ist der Sinn hinter dem Angebot des Sportkarussells, was über ein Schuljahr sechs Wochen lang verschiedene Sportarten in Schulen bringt. Doch für die Vereine scheint es wenig nachhaltig zu sein, sie bekommen nur selten neue Mitglieder.
Der Grundgedanke ist, Schüler der dritten und vierten Klasse an den Sport heranzuführen, den sie noch nicht kennen und möglicherweise dadurch Interesse zu wecken. Im Optimalfall schließen die Kinder sich danach in einem Verein an, der genau diesen Sport anbietet. Ein Vorteil für die Vereine: die Organisation wird über den KSB und die Schulen geregelt, die Übungsleiter müssen sich nicht neben ihrem Angebot noch darum kümmern.
Sportkarussell vor vier Jahren in Hattingen etabliert
Auch Sprockhövel soll das Sportkarussell bekommen
Nachdem sich das Sportkarussell in Hattingen etabliert hat, möchte der Kreissportbund Ennepe-Ruhr auch die Nachbarstadt Sprockhövel mit ins Boot holen. Gespräche sind für das kommende Jahr angedacht, eine Umsetzung ab 2021 geplant.
In Hattingen waren im vergangenen Schuljahr drei Grundschulen dabei, in deren Hallen neuen Vereine insgesamt acht verschiedene Sportarten angeboten haben.
Sarah Quirbach hat über die Berg- und Skigilde bis vor den Sommerferien kleine Spiele und Badminton angeboten. Sie hatte das Sportkarussell in Hattingen etabliert, als sie beim Kreissportbund ein Freiwilliges Soziales Jahr machte. Das war vor vier Jahren. „Der Vorteil ist, dass die Kinder nach kurzer Zeit ein neues Angebot kennenlernen, wenn ihnen eines nicht gefällt“, sagt sie. Rund 200 Schüler haben so in Angebote von über 20 Vereinen hineingeschnuppert. Schwierig sei es aus Vereinssicht aber generell, neue junge Mitglieder zu gewinnen.
Zum Badminton kamen vier Kinder in den Jahren, nicht alle bleiben dabei. Die Übungsleiterin denkt, dass die Sportart nicht die einfachste ist, weil der Ball schnell fliegt und nicht tickt. Und viele Kinder sind bereits in Vereinen und haben ihre feste Sportart. „Es wäre daher wünschenswert, wenn die Schulen es hinbekommen, dass vor allem diejenigen Kinder zu den Angeboten kommen, die noch nicht in einem Verein aktiv sind“, so Quirbach.
Rugby kommt bei den Schülern gut an
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Ein Beispiel, was gegen den Trend geht, ist Rugby, angeboten über den TuS Hattingen. „Für uns war es positiv, in den vergangenen Jahren haben wir dadurch neun Kinder dazubekommen“, berichtet Bob Doughton, einer der Trainer. Wenn es nach ihm gehen würde, sollten alle Kinder danach Rugby spielen. „Es hilft uns, dass wir für unsere Aktivitäten genügend Leute haben“, sagt er. Und die Kinder und Jugendlichen sollen langfristig für das Teams bei den Erwachsenen aufgebaut werden, um in einer Liga spielen zu können.
Nach Schätzungen des Kreissportbundes sind es etwa 30 Prozent der Kinder, die später den Weg in einen Verein finden. Dazu zählen aber auch schon ein Probetraining oder ein Tag der offenen Tür. „Teilweise kommt es nach einem Sportkarussell zu zusätzlichen oder langfristigen Kooperationen zwischen Sportverein und Schule. Das freut uns natürlich sehr“, sagt KSB-Geschäftsführer Philipp Topp. Er weiß aber auch: „Im Zeitraum zwischen 14 und 16 Uhr jemanden als Übungsleiter zu finden, ist für die Vereine und uns keine leichte Aufgabe und bedarf viel Engagement.“